Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 18:23 Uhr (Zitieren)
[Quelle: Aristoteles, Fragmente zu Philosophie, Rhetorik, Poetik, Dichtung; Teil 1. Herausgegeben von Hellmut Flashar, Uwe Dubielzig und Barbara Breitenberger. Darmstadt 2006, S. 44 f.]
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 23:43 Uhr (Zitieren)
Midas brachte Silen zurück zu Dionysos, erhielt zum Dank die Gabe, dass sich alles was er anfasst in Gold verwandelt - und verhungerte beinahe. den Fluch wurde er durch ein Bad im Fluß Paktolos wieder los. Seither soll man dort Goldkörner finden ... so die Sage.
Auch Midas war es unmöglich , Anteil am Besten zu haben. Man erwartet wohl immer mehr, als man bekommt - und wird enttäuscht. Da ist es besser, nicht geboren zu sein und dadurch die Enttäuschung zu vermeiden.
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 23:50 Uhr (Zitieren)
Es gibt zwei Sagen über Midas und den Silen. Du siehst sie in einem kausalen Zusammenhang?
Sie sind, glaube ich, aber nirgends zusammenhängend überliefert.
Nun, er wird wohl nicht mehrmals dem Silen begegnet sein. Fügen wir sie daher zusammen!
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 23:54 Uhr (Zitieren)
Es entspricht so schön dem griechischen Pessimismus ...
Re: Silen an Midas
Πέγασος schrieb am 29.05.2011 um 06:48 Uhr (Zitieren)
Enttäuscht werden die, die zuviel erwarten. Wer nichts erwartet oder immer mit dem schlimmsten rechnet wird demnach nicht enttäuscht. Somit sollte doch ein Pessimist glücklich sein, oder?
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 29.05.2011 um 10:08 Uhr (Zitieren)
Nicht unbedingt. Je niedriger er die Erwartung ansetzt, desto wahrscheinlicher sind seine Erfolgserlebnisse, wenn es doch klappt.
Aber: darunter wird vermutlich seine Motivation leiden und daher werden sich nicht die großen Erfolgserlebnisse einstellen, was ihn wiederum darin bestärkt, pessimistisch zu sein. Dann wird er seine Erwartungshaltung weiter herunter schrauben - eine Abwärtsspirale. Eine Art der sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Optimisten haben vermutlich auch mehr sozialen Kontakt - was meist glücklicher macht.
Allerdings gilt dies nur für den "reinen" Pessimisten. Er gibt ja graduelle Abstufungen - eher pessimistisch, eher optimistisch. Die meisten Menschen bewegen sich irgendwo in einem gesunden Mittelwert, denke ich. Tendenziell wird m.E. der optimistische Mensch eher glücklich sein. Der "reine" Optimist wird irgendwann wohl scheitern, weil er die Situation einfach überschätzt. Ich denke, vorsichtiger, vernünftiger (realistischer) Optimismus - das sogenannte Gottvertrauen - dürfte ein guter Mittelweg sein.
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 29.05.2011 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Auch ich denke, daß Pessimismus ein Weg sein kann (!), ein Maximum an Glück zu erreichen: "Selig sind die Hoffnungslosen, denn sie können nicht enttäuscht werden." (Aleister Crowley)
Daß, wie Andreas sagt, diese Taktik den Preis zahlen muß, die Motivation zu dämpfen und so zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu werden, könnte ihre Schwachstelle sein.
Aber interessanter noch finde ich den Pessimismus als generelle Aussage über die conditio humana: eine Welt, in der (fast) alle Lebewesen nichts sehnlicher wünschen als zu leben ... und alle sterben müssen.
Dieser Aspekt hat mehr mit der Beobachtung & Analyse des Weltzustandes zu tun als mit dem eigenen, persönlichen Schicksal.
Ist diese Welt eine, die so konstruiert ist, daß ihre Bewohner glücklich werden können? Oder ist sie so konstruiert, daß selbst ein Geringes an Glück mit dem Unglück anderer erkauft werden muß?
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 29.05.2011 um 14:28 Uhr (Zitieren)
Ewiges Leben ist unerreichbar und fällt daher aus der Erwartungshaltung gänzlich heraus, denke ich. Dies kann kein Grund für Pessimismus sein, denn das wäre völlig unrealistisch und verrückt.
Allerdings kann Glück mit dem Unglück anderer verbunden sein - muss es aber nicht zwingend.
Jeden Nachteil anderer - auch indirekt - vermeiden zu wollen, hieße, den altruistischen Menschen zu fordern. Der wäre m.E. irgendwann sicher unglücklich oder bald ausgestorben, da er sich nicht wird durchsetzen können.
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 29.05.2011 um 14:36 Uhr (Zitieren)
"An ein Leben nach dem Tode glaube ich nicht. In dieser Hinsicht bin ich Optimist", schreib einmal ein Schriftsteller, dessen Name mir momentan leider nicht einfällt. Das kann ich gut nachvollziehen. Ein ewiges Leben kann ich mir nur als Alptraum vorstellen. Bei einer endlichen Zahl von erfreulichen Handlungen müßten wir in unendlicher Zeit jede von ihnen unendlich oft wiederholen ...
Wie gesagt, ein Alptraum.
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 29.05.2011 um 14:56 Uhr (Zitieren)
Ein ewiges Leben ist wohl nur dann erträglich, wenn man Alzheimer hat. Andernfalls droht die große Langeweile.
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 29.05.2011 um 15:26 Uhr (Zitieren)
Es gibt ein Stadium bei Alzheimer, wo die Erkrankten nichts mehr wissen und phasenweise glücklich scheinen. Sie sind körperlich gesund und laufen und laufen und wissen nicht wohin, aber sie scheinen glücklich zu sein.
Ob Gott sich langweilt? Vielleicht betrachtet er uns als possierlichen Zeitvertreib - ähnlich wie die griechischen Götter, die mit den Menschen so manchen Schabernack trieben.
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 29.05.2011 um 22:09 Uhr (Zitieren)
Gott muß vor der Schöpfung sehr einsam gewesen sein.
Re: Silen an Midas
Πέγασος schrieb am 30.05.2011 um 19:40 Uhr (Zitieren)
Ein einsamer Gott - das setzt die Fähigkeit zum Leiden vorraus.
Naja, vielleicht wurden ihm seine eigenen Gedanken über und eine Welt zu schaffen ist doch eine schöne Spielwiese. Und die Menschlein sind auch noch kreativ: hier ein Mozart, dort ein Chopin, die sogar ein göttliches Ohr erfreuten ...
Zum nicht enttäuscht werden:
Die Erwartungen/Ansprüche an sich selber können durchaus hoch sein. Dann kommt man nicht in Gefahr, die Ansprüche ständig herunterfahren zu müssen. Aber ich halte es durchaus für klug, von anderen Menschen nicht zu viel zu erwarten, um nicht enttäucht zu werden.
Mein Fahrlehrer pflegte immer zu sagen: "Sie müssen immer damit rechnen, dass einer von den anderen Autofahrern pennt."
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 20:16 Uhr (Zitieren)
Das ist die Omegapunkttheorie.
[Quelle: John Horgan, An den Grenzen des Wissens. Siegeszug und Dilemma der Naturwissenschaften. München 1997, S. 413-416]
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 30.05.2011 um 20:38 Uhr (Zitieren)
Solipsismus - weder belegbar, noch widerlegbar und führt ganz automatisch in die Verzweiflung, denke ich.
Re: Silen an Midas
Πέγασος schrieb am 30.05.2011 um 20:46 Uhr (Zitieren)
Omegapunkttheorie, das ist mir neu.
Mir fiel zu Horgans Erlebnis als erstes "Depersonalisation" ein. (Typisch, wenn man den ICD im Kopf hat...)
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 20:50 Uhr (Zitieren)
Depersonalisation kenne ich - aber was ist ICD?
Es entspricht in etwa auch Stanislaw Lems 'Irrsinnigem Bad', der vollständigen (!) sensorischen Deprivation in einem Spezialtank.
(Stanislaw Lem, Pilot Pirx. Frankfurt/Main, 2. Auflage 1979, S. 54-61)
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 30.05.2011 um 21:03 Uhr (Zitieren)
ICD -International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
Da kann man nachschauen, was der Onkel Dr. gefunden hat.
Die Diagnose steht auf dem gelben Schein, der zur Krankenkasse geht.
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 21:16 Uhr (Zitieren)
Verstehe. Das, was für mich die ASchO und die APO-GOSt sind.
Re: Silen an Midas
Πέγασος schrieb am 30.05.2011 um 21:22 Uhr (Zitieren)
Eieiei, das hat man nun davon, wenn man anfängt, mit Abkürzungen um sich zu schmeißen ...
Was bitte sind ASchO und die APO-GOSt?
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 30.05.2011 um 21:27 Uhr (Zitieren)
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 21:28 Uhr (Zitieren)
- Allgemeine Schulordnung
- Ausbildungs- und Prüfungordnung für die Gymnasiale Oberstufe
[Das gibt's in allen Bundesländern, wenn auch nicht - da sei der Bildungsföderalismus vor! - mit identen Bestimmungen. Daran müss(t)en wir Lehrer unsere Arbeit orientieren.]
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 21:52 Uhr (Zitieren)
DAKüfi: "Das Abendland kann über fieles irren"?
Re: Silen an Midas
ανδρέας schrieb am 30.05.2011 um 22:13 Uhr (Zitieren)
Deutscher Abkürzungsfimmel ...
AMoB = Allgemeine Montageversicherungs-Bedingungen
BEA = Beauftragter für Erziehung und Ausbildung (Bundeswehr)
KzH bis DZE = Krank zu Hause bis Dienstzeitende (auch Bw, inoffiziell scherzhaft für Dauerkranke)
Wumba = Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt (Kaiserliches Heer und Reichswehr)
Re: Silen an Midas
Πέγασος schrieb am 31.05.2011 um 08:11 Uhr (Zitieren)
DAKüfi - klingt wie ein türkisches Desert.
Vielleicht haben die Deutschen die Abkürzungen von den Römern abgeschaut; wenn ich mir die in Stein gemeißelten Inschriften so ansehe ... da fällt mir ein, wo finde ich für diese Inschriften eigentlich ein Verzeichnis der Abkürzungen?
Re: Silen an Midas
Γραικίσκος schrieb am 31.05.2011 um 17:42 Uhr (Zitieren)
Ein solches Abkürzungsverzeichnis ist ein Desiderat. Aber ich kenne keines.