α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Liebe &c. (776 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.06.2011 um 20:48 Uhr (Zitieren)
Braut, subst. fem.
Eine Frau mit vielversprechenden Glücksaussichten hinter sich.

Ehe, subst. fem.
Eine Gemeinschaft, die aus einem Herrn, einer Herrin und zwei Sklaven besteht - was zusammen zwei ergibt.

Freundschaft, subst. fem.
Ein Schiff, groß genug, um bei gutem Wetter zwei zu tragen, aber nur einen bei schlechtem.

Gattentreue, subst. fem.
Eine perverse Neigung, die sich zu der eigenen Ehefrau verirrt hat.

Köder, subst. masc.
Was einen Haken genießbarer macht. Der beste Köder ist Schönheit.

Liebe, subst. fem.
Eine vorübergehende Geisteskrankheit, die entweder durch Heirat heilbar ist oder durch die Entfernung des Patienten von den Einflüssen, unter denen er sich die Krankheit zugezogen hat. Wie Karies und viele andere Leiden befällt auch sie vornehmlich zivilisierte Rassen, die unter künstlichen Bedingungen leben; barbarische Völker, die reine Luft atmen und einfache Nahrung zu sich nehmen, sind gegen ihr Wüten immun. Sie geht manchmal tödlich aus, aber häufiger für den Arzt als für den Patienten.

Liebling, subst. masc.
Ein Langweiler des anderen Geschlechts in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.

Mädchen, subst. neutr.
Eine junge Person des schöntuenden Geschlechts mit einer Neigung zu unergründlichem Benehmen und Ansichten, die einen bis zum Verbrechen rasend machen. Die Art ist geographisch weit verbreitet - wo immer man sucht, trifft man sie an, und wo immer man sie antrifft, bereut man es. Das Mädchen ist dem Auge nicht eigentlich unangenehm und (ohne sein Klavier und seine Ansichten) dem Ohr nicht unerträglich, doch ist seine Anmut dem Regenbogen deutlich unterlegen, und seine hörbare Komponente wird vom Kanarienvogel übertroffen, der auch leichter zu transportieren ist.

Nächster, subst. masc.
Jemand, den wir lieben sollen wie uns selbst und der alles in seiner Macht Stehende tut, uns ungehorsam zu machen.

Schönheit, subst. fem.
Die Macht, mit der eine Frau ihren Liebhaber bezaubert und ihren Gatten in Schrecken hält.

(Ambrose Bierce: Des Teufels Wörterbuch)
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 16:46 Uhr (Zitieren)
Ambrose Bierce ...kenne ich nicht und da wage ich keinen Kommentar, weil ich ihn nicht kenne..;-)
Re: Liebe &c.
Γραικίσκος schrieb am 11.06.2011 um 17:31 Uhr (Zitieren)
Er ist der 'Erfinder' der modernen Kurzgeschichte (mit einer oft überraschenden Pointe am Schluß).
Als sehr junger Mann hat er sich freiwillig zum Sezessionskrieg gemeldet, d.h. zum ersten Vernichtungskrieg der modernen Geschichte. Dieses Erlebnis hat ihn stark geprägt; viele seiner Geschichten handeln von diesem Bürgerkrieg, in dem oft Vater gegen Sohn, Bruder gegen Bruder kämpften.
Er hat mehrere Tapferkeitsauszeichnungen erhalten - nicht für das Töten von Feinden, sondern für das Retten von Kameraden unter feindlichem Feuer.
Nach einer schweren Kopfverletzung (die ihm lebenslängliche Kopfschmerzen eingetragen hat) hat er den Dienst quittiert und ist einer der bekanntesten US-Journalisten geworden ("San Francisco Examiner" unter dem später noch berühmt gewordenen Verleger Randolph Hurst, dem Vorbild für Orson Welles' "Citizen Cane").
Bierces Ehe ist gescheitert. Einer seiner Söhne hat sich erschossen, nachdem er im Streit einen Freund getötet hatte; ein anderer Sohn ist am Alkohol zugrundegegangen.
Seit Ende 1913 ist Bierce verschollen.
In seinem letzten Brief an seine Nichte Lorna Bierce heißt es:
Good-bye - if you hear of my being stood up against a Mexican stone wall and shot to rags please know that I think that a pretty good way to depart this life. It beats old age, disease, or falling down the cellar stairs. To be a Gringo in Mexico - ah, that is euthanasia!

Der bekannte mexikanische Autor Carlos Fuentes hat Bierces Ende fiktiv zu einem Roman verarbeitet: "Der alte Gringo" (dt. 1986).
Die heutige Forschung vermutet aber eher, daß Bierce die Mexico-Spur zur Ablenkung seiner wahren Absicht gelegt hat: sich im Grand Canyon zu erschießen.
Bewiesen ist das freilich nicht und wohl auch nicht beweisbar.
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 17:43 Uhr (Zitieren)
Interessante Beschreibungen, aber die Realität zeigt doch auch viele andere Varianten, die man berücksichtigen sollte oder? Ich glaube lexikalisch kann man das nicht fassen.
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 17:45 Uhr (Zitieren)
ich sehe das eher als Witz.
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 17:47 Uhr (Zitieren)
..und Ironie :-)
jeder hat da seine eigenen Erfahrungen.
Re: Liebe &c.
Γραικίσκος schrieb am 11.06.2011 um 17:50 Uhr (Zitieren)
Ich vermute (!), daß Bierce dermaßen hohe moralisch Maßstäbe (vor allem, was die Redlichkeit angeht) hatte, daß die reale Welt dem nicht standzuhalten vermochte.
Zyniker sind ja oft enttäuschte Idealisten bzw. Optimisten (vgl. seine Bemerkung "Optimisten sind sterblich").
Bezeichnenderweise fehlt in seinem Wörterbuch das Stichwort 'Puritaner'; anscheinend war er das, und darüber wollte bzw. konnte er sich nicht lustigmachen.
Der leichteste Weg, ein Pessimist zu werden, scheint mir der zu sein, sehr hohe moralische Maßstäbe zu haben.
Insofern bin ich kein Pessimist - was immer man hier von mir denken mag. Mich fasziniert aber das Phänomen Pessimismus: sein Entstehung (in Ägypten und Griechenland) und die Umstände seiner Entstehung.
[So kann ja auch ein Historiker das Spezialthema Nationalsozialismus haben, ohne selbst ein Nazi zu sein. Dabei sind mir freilich Pessimisten doch sympathischer - gerade weil sie oft im Grunde Idealisten sind - als Nazis.]
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 17:55 Uhr (Zitieren)
da hast du recht, Γραικίσκος .
Ich denke, wir brauchen nicht den Begriff Optimist oder Pessimist. Was soll das sein? Das ist vielzu schwammig.
Die Lebensumstände und die Persönlichkeit machen das Ganze aus.
Also in dem Sinne :-)
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 17:59 Uhr (Zitieren)
Ich denke, man sollte das Positive eher sehen, auch wenn es nicht immer direkt greifbar ist. Ich sehe es immer an Tumorpatienten: Der Pessimist stirbt eher, der Optimist let länger und ist zufriedener.
Re: Liebe &c.
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.06.2011 um 18:00 Uhr (Zitieren)
..lebt..
was ist mit dem b auf der Tastatur los?
Re: Liebe &c.
Σαπφώ schrieb am 12.06.2011 um 01:35 Uhr (Zitieren)
Ja, wahrscheinlich hielt er es mit den moralischen Ansprüchen ähnlich wie Sallust...

Ich protestiere aufs Schärfste gegen die Freundschafts-Definition. Aber an der Ehe ist wohl etwas Wahres, das für die Liebe aber ebenso gelten darf, wie ich finde.
Re: Liebe &c.
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2011 um 22:30 Uhr (Zitieren)
Ich protestiere aufs Schärfste gegen die Freundschafts-Definition.

Hm. Meinen Freunden möchte ich nichts Schlechtes nachsagen ... aber ein aus Italien stammendes Sprichwort (ich kenne es, weil Kant es zustimmend zitiert) besagt:
Gott schütze mich vor meinen Freunden. Vor meinen Feinden will ich mich schon selber in acht nehmen.

Die ganz große Gefahr droht von Freunden, gerade weil wir sie von ihnen nicht erwarten.
Re: Liebe &c.
Γραικύλος schrieb am 08.11.2020 um 23:30 Uhr (Zitieren)
Dio ci protegga dai nostri amici,
dai nostri nemici invece vorremmo proteggere noi stessi.
Re: Liebe &c.
Γραικύλος schrieb am 09.11.2020 um 00:22 Uhr (Zitieren)
(Endlich habe ich das italienische Original in Erfahrung bringen können.)
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Küste

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.