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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Schlange zum Morgen (1558 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 00:06 Uhr (Zitieren)
ἔσεσθε ὡς θεοὶ γινώσκοντες καλὸν καὶ πονηρόν.

(Genesis 3, 5)

Manchmal findet man ein θεός, wo man den Plural erwartet, manchmal ein θεοὶ, wo man den Singular im Ohr hatte.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 18.05.2009 um 08:15 Uhr (Zitieren)
Ist die gesamte Schöpfungsgeschichte nicht voll von Göttern? Allein der Schöpfergott ist eigentlich ein Plural (elohim).

Aber, wahrlich interessant: καλὸν, nicht ἀγαθόν!
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 08:34 Uhr (Zitieren)
Die jüdische Religion ist ja eigentlich nicht monotheistisch, sondern monolatristisch.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 18.05.2009 um 10:07 Uhr (Zitieren)
Der Schöpfergott hat zwar eine Pluralform (-im ist der Plural), seine Prädikate stehen aber im Singular. An dieser Stelle vielleicht ein verkappter oder verschütteter Monolatrismus.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 11:52 Uhr (Zitieren)
Eine deutlich monolatristische Stelle ist:
Es sei,
wenn ER dein Gott dich kommen läßt in das Land, das dir zu
geben er deinen Vätern, Abraham, Jizchak, Jaakob, zuschwor:
Städte groß und gut, die nicht du gebaut hast,
Häuser voll allerhand Guts, die nicht du gefüllt hast,
Brunnen ausgehauen, die nicht du gehaun hast,
Rebgärten und Ölbäume, die nicht du gepflanzt hast,
du issest, ersattet:
wahre dich!
du möchtest sonst SEIN vergessen,
der dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Dienst-
barkeit!
IHN deinen Gott sollst du fürchten,
ihm dienen,
mit seinem Namen schwören -
ihr sollt nicht hinter andern Göttern hergehn, von den Göttern
der Völker, die rings um euch sind,
denn ein eifernder Gottherr ist ER dein Gott in deinem Innern:

sonst wird SEIN deines Gottes Zorn auf dich einflammen,
wird dich tilgen, weg vom Antlitz des Bodens.

(Deuteronomium 6)
Daß der hebräische Begriff für "Gott" ein Plural ist, ist ja in diesem Zusammenhang auch bemerkenswert.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 16:03 Uhr (Zitieren)
Die von mir benutzte deutsche Übersetzung des Tanach (~ AT) ist übrigens die von Martin Buber und Franz Rosenzweig, auf die ich einmal aufmerksam machen möchte - weil von jüdischer Seite öfters behauptet wird, christliche Übersetzungen der Heiligen Schrift der Juden seien tendenziös. (Bsp.: "Auge um Auge, Zahn um Zahn", was wohl eine Fehlübersetzung ist, die Juden in einem ungünstigen Licht stehen läßt.)
Es gibt auch noch eine jüdische Übersetzung von Moses Mendelssohn, die natürlich wesentlich älter ist.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 18.05.2009 um 21:39 Uhr (Zitieren)
Tendenziöse Übersetzungen finde ich immer interessant. Ich habe mal gelesen, dass Vaterunser sei ursprünglich auf Aramäisch abgefasst und dann falsch ins Griechische übersetzt worden. Natürlich war eine Übersetzung aus der Rückübersetzung angegeben, in der es nicht mehr "Vater" hieß, sondern ... irgendwas Geschlechtsneutrales. Christlich war's dann auch nicht mehr.

"Das" hebräische Wort für Gott ist übrigens eine interessante Sache, weil es einige Wörter gibt. Man kennt ja aus der Schule die Tatsache, dass es einen Elohisten und einen Jahwisten gibt, d.h. dass das Wort für Gott im "ersten" Schöpfungsbericht (fast) durchgängig "elohim" ist, im "zweiten" (fast) durchgängig jhwh (je nach Zusammenhang adonai (Herr) oder auch elohim gelesen). Es gibt auch noch "El" als Gottesnamen. Aber ich habe irgendetwas Wichtiges bei diesen Götternamen vergessen. Vielleicht gibt es jemanden, der sich damit auskennt.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 21:54 Uhr (Zitieren)
Zum Gottesbegriff der Genesis habe ich noch eine Frage - aber die werde ich morgen stellen, weil ich diesen Aufschwung heute nicht mehr schaffe.

Aber das 5. Gebot ("Du sollst nicht töten!") muß falsch übersetzt sein, weil ja auf den folgenden Seiten serienmäßig die Todesstrafe für alle möglichen Delikte angeordnet wird. Bei Buber/Rosenzweig heißt es dagegen "Morde nicht!", und das ist ja etwas anderes.

Also, auf das andere Thema komme ich noch zurück.

Und nun stelle ich noch was unter einem eigenen Titel ein, damit Ihr lachend zu Bett geht ... wie ich.
Re: Die Schlange zum Morgen
Λανθαναηλ schrieb am 19.05.2009 um 08:21 Uhr (Zitieren)
Ein bißchen noch zur Genesis, bekanntlich wurde diese von König David in „Auftrag“ gegeben.

Du sollst nicht töten heißt richtig gestellt „du sollst nicht morden“.
Re: Die Schlange zum Morgen
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 19.05.2009 um 17:05 Uhr (Zitieren)
Bei Buber/Rosenzweig heißt es dagegen "Morde nicht!", und das ist ja etwas anderes

Du sollst nicht töten heißt richtig gestellt „du sollst nicht morden“


Im Griechischen Orignaltext heißt es:
οὐ ϕονεύσεις

und φονεύειν heißt: Mörder sein, (er)morden......
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 19.05.2009 um 20:20 Uhr (Zitieren)
Aha. οὐ ϕονεύσεις ist ein Futur und die Verneinung deutet nicht auf ein Verbot! Hier wird eine Tatsache ausgedrückt: "Du wirst nicht morden!"
Soweit ich mich erinnern kann, ist es im Hebräischen ähnlich, dass nämlich ein Tempus benutzt wird, das auch futurisch sein kann. (Ein Imperativ steht da, glaube ich, auch nicht. Aber das ist unsicher.)
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 19.05.2009 um 20:31 Uhr (Zitieren)
Folgenden Kommentar zum Deklaog habe ich einmal bei Harry Mulisch, dem jüdischstämmigen niederländischen Autor, gelesen und selber zusammengefaßt:
Zunächst einmal wurde in der hebräischen Bibel gar nicht von den ‚zehn Geboten‘ gesprochen, sondern von den ‚zehn Worten‘: asereth ha’dewarim – was der griechischen Übersetzung deka logoi entsprach. Auf jede der beiden Tafeln waren fünf ‚Worte‘ geschrieben. Das erste ‚Wort‘ ist eigentlich nicht als Befehl, sondern eher als Feststellung formuliert: „Du hast natürlich keine anderen Götter neben mir.“ Überhaupt scheint der Dekalog nicht so sehr den Charakter eines Gesetzbuches zu haben, sondern eher den einer Anleitung für geziemendes Benehmen.
Auch ist es nicht unwichtig, daß Jahwe im ersten ‚Wort‘ keineswegs behauptet hat, es gebe neben ihm keine anderen Götter, sondern er will nur, daß sein Volk sie nicht verehre – womit er deren Existenz geradezu bestätigt. Gemeint ist also nicht Monotheismus, sondern Monolatrie.
Das zweite ‚Wort‘, sich kein Bildnis zu machen, ist nur scheinbar kunstfeindlich, denn es kommt von demjenigen, der den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat – die typische Bemerkung eines Künstlers, der nicht nur der beste, sondern auch der einzige sein will und unmittelbar im Anschluß daran zu Recht verkündet, er sei ein eifersüchtiger Gott.
Das dritte ‚Wort‘, daß man seinen Namen nicht einfach so gebrauche, und das vierte, daß man den Ruhetag in Ehren halte, berühren ebenfalls das Verhältnis des Menschen zu Jahwe.
Das fünfte, man solle Vater und Mutter ehren, bildet die Überleitung zu den ‚Worten‘ der zweiten Tafel, die das Verhältnis der Menschen untereinander regeln, zugleich aber gehört es noch auf die erste Tafel, denn die Elternschaft ist eine Abbildung des Schöpfertums Jahwes.
Mord ist nach dem sechsten ‚Wort‘ etwas, das ‚man nicht tut‘; die häufig vorkommende Übersetzung „Du sollst nicht töten“ ist falsch, zumal in den weiteren, auf den Dekalog folgenden Regeln Todesstrafen angedroht werden. Nach dem siebten ‚Wort‘ ist Ehebruch, nach dem achten Diebstahl, nach dem neunten Verleumdung und nach dem zehnten jeder Versuch, sich des Eigentums eines anderen zu bemächtigen, ‚not done‘.
Diese zweiten fünf ‚Worte‘ stehen letztendlich für nichts anderes als die uralte universelle ‚Goldene Regel‘: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Man kann sagen, daß die gesamte Thora, d.h. alle fünf Bibelbücher von Moses mit ihren 613 Regeln, auf diesen Grundsatz hinausläuft. Für das Judentum sind, anders als für die Christen, diese zehn Regeln nicht wichtiger als die 603 anderen.

(Quelle: nach Harry Mulisch, Die Entdeckung des Himmels. München/Wien 1993, S. 700-702, der sich dabei auf Philon von Alexandrien sowie auf Hillel, einen jüdischen Schriftgelehrten aus der Zeit des Herodes, stützt.)
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 19.05.2009 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Leviticus 18, 22:
Du darfst einem Mann nicht beiwohnen, wie man einem Weib beiwohnt; das wäre ein Greuel.
(καὶ μετὰ ἄρσενος οὐ κοιμηθήσῃ κοίτην γυναικείαν, βδέλυγμα γάρ ἐστι.)

So steht es da. Und es fällt mir schwer, die Goldene Regel darin wiederzufinden.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 01.03.2012 um 18:46 Uhr (Zitieren)
Ich habe "das aramäische Vaterunser" von vor ewiger Zeit wiedergefunden. Wollte ich nur ergänzen:
http://www.bunkahle.com/Aktuelles/Religion/Aramaeisches_Vaterunser.html#DasVaterunser

Heute habe ich mich gefragt, ὦ Γραικίσκε, ob Du einen Philo Iudaeus in Deiner Bibliothek stehen hast. "quaestiones in genesim" ist im Internet nicht zu finden!
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 01.03.2012 um 18:58 Uhr (Zitieren)
Nein, von Philo besitze ich rein gar nichts.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 01.03.2012 um 19:12 Uhr (Zitieren)
Ich habe die Suchmaschine www.MetaGer.de eingesetzt und gefunden:
http://www.bibliotheca-laureshamensis-digital.de
Re: Die Schlange zum Morgen
Hylebates schrieb am 02.03.2012 um 06:55 Uhr (Zitieren)
Hach, danke für Deine Hilfe. Werde mal in der virtuellen Bibliothek suchen.
 
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