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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Buddenbrook zur ökonomischen Lage (336 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 16.06.2011 um 22:06 Uhr (Zitieren)
Ich hatte in dieser Woche eine Vision, die sich aus zu dem Durcheinanderlesen verschiedener Schriftwerke ergeben haben mochte. Mir träumte, Thomas Buddenbrook, der Lübecker Senator im Roman von Thomas Mann, geht durch sein Haus, entzündet im Salon das Gaslicht, setzt sich gemütlich in den Lehnstuhl und zündet eine seiner kleinen scharfen russischen Zigaretten an, um sich den großen deutschen Magazinen und Zeitungen – darunter FAZ, Spiegel und Berliner Zeitung – zu widmen. Er zwirbelt seinen langen, rechts und links des Gesichts abstehenden Schnurrbart, streicht über seinen Morgenrock – und stutzt plötzlich.

„Pardauz und Blitz!“, entfährt es ihm, denn soeben hat er gelesen, dass sich die Manager der großen Banken, die kürzlich noch Milliarden vernichteten und wohl weiter vernichten, gegenseitig Bonuszahlungen in Millionenhöhe zuschanzen. Das heißt: Sie werden für den Bankerott, den sie verursachten, auch noch belohnt.

Buddenbrook ergreift der Zorn. Er zittert vor Wut. Die ganzen Mühen, Lasten und Risiken und seines ehrbaren Kaufmannslebens ziehen an ihm vorüber. Er eilt ins Comptoir, greift Feder und Papier und schreibt in dem Stile, den er von seinem Vater und Großvater gelernt hat, einen Brief an die Bankmanager. Wie folgt:
„Meine Herren, es ist mir désagréable, diesen Briew zu schreiben, so incroyable scheinen mir die Sottisen und Betisen, mit denen Sie uns Kaufleute und Bankiers aufs Gröbste insultieren. Auch ich habe mich immer bemüht, mit avec Geld zu verdienen, aber immer nach dem raisonablen Leitsatz meines Großvaters: ,Sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir bey Nacht ruhig schlafen können’.

Doch Sie? Auf den ersten Blick wirken Sie alle wie Männer von Conduite, mit Ihrem eleganten Exterieur. Aber Sie verschleudern Milliarden. Diese Summe kann ich überhaupt nicht imaginieren, denn zu meiner Zeit war man schon mit 300.000 Kurantmark ein reicher Mann. Und es war leichtsinnig, zu spekulieren, wenn zum Beispiel ein Kurs zum Fallen inklinierte. Wie oft folgte da ein Bankerott, das Ende der durablen Firma und damit auch das Elend.

Sie aber! Mit welcher Courage Sie immer wieder prolongiert, Wechsel hier und Akzepte dort ausgegeben haben, bis die Diligencen im Dreck steckten und mit ihnen das ganze Gemeinwesen. Und jetzt erschießen sie sich nicht etwa oder knüpfen sich den Strick, wie Sie es eigentlich tun müssten, wenn Sie Ehrenmänner wären. Nein, Sie lassen sich auch noch vom Staat retten und becouren. Und dieser tut dies schlankerhand, anstatt sich zu resolvieren, die Hilfe zu refüsieren. Nein, Sie sind keine Männer von Conduite, sondern nur schamlose, degoutante, unsoignierte Suitiers, die alle Verachtung verdienen! Ich entziehe Ihnen hiermit die Ehre, meiner Klasse anzugehören!“

Ja, genau das wäre der richtige Ton, der jetzt mal gesprochen werden sollte! In aller Schärfe den Stümpern, Dilettanten, Abzockern und Verschleuderern ins Gesicht. Leider aber war dieser Brief nur eine Vision. Und wer Visionen hat, das sagte ja schon Adenauer, sollte zum Arzt gehen.

Torsten Harmsen in der Berliner Zeitung, 24.02.2009
Re: Ein Buddenbrook zur ökonomischen Lage
ανδρέας schrieb am 16.06.2011 um 22:35 Uhr (Zitieren)

Es gäbe mit Bezug auf Griechenland und die Familien Karamanlis und Papandreou, die sich abwechselnd darin übertrafen, der wahlberechtigten Bevölkerung unerfüllbare Versprechungen und Geschenke zu machen, die andere einlösen sollen, noch einiges zu sagen.
 
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