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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Fronleichnam (399 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2011 um 11:08 Uhr (Zitieren)
Soeben ist die Fronleichnamsprozession vorbeigezogen, und mich erfaßte ein plötzliches Staunen, wie es möglich ist, Menschen dazu zu bringen, eine Scheibe Brot anzubeten.
(Habe doch selbst ich als Kind vor ihr gekniet.!)
Re: Fronleichnam
Πέγασος schrieb am 23.06.2011 um 11:12 Uhr (Zitieren)
Nun, die Speisen in den Tempeln der Ägypter machten die Kultdiener wenigstens satt.
Re: Fronleichnam
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2011 um 11:21 Uhr (Zitieren)
Ja. Diese jetzt aber macht nicht satt.
Der Trick hängt damit zusammen, daß man den Menschen den Glauben vermittelt, dieses Brot sei das Fleisch Gottes.
Allerdings ist "das Fleisch Gottes" mir schon wieder sehr rätselhaft.

"Papa, ich will auch ein Brötchen!", sagte mein (ungetaufter) Sohn einmal, als wir interessehalber im Kölner Dom einer Messe beiwohnten und die Kommunion begann.
Re: Fronleichnam
Πέγασος schrieb am 23.06.2011 um 11:27 Uhr (Zitieren)
:-D
Re: Fronleichnam
ανδρέας schrieb am 23.06.2011 um 18:33 Uhr (Zitieren)
eine Scheibe Brot anzubeten


ganz so ist das ja nicht. Nach der Transsubstantationslehre handelt es sich um Leib und Blut Christie, der also bei der Eucharistie in der Kirchengemeinde anwesend ist. Das gilt allerdings nur für die Katholiken/Orthodoxen so. Im aristotelischen Sinne kann das Wesen natürlich nicht von der Form getrennt werden.
Re: Fronleichnam
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2011 um 18:37 Uhr (Zitieren)
Nun, physikalisch ist es eine Scheibe Brot; die Transsubstantiationslehre ist der 'Trick'. Für sie gibt es freilich keinerlei empirische Hinweise.

Der Protestant Hegel spottete einmal darüber, daß Katholiken auch eine Maus anbeten müßten, falls die gerade eine Hostie verspeist hat.
Re: Fronleichnam
ανδρέας schrieb am 23.06.2011 um 19:00 Uhr (Zitieren)

Es gibt m.E. so viele merkwürdige Auffassungen im Zusammenhang mit religiösen Handlungen, dass man jedes Ritual durch den Kakao ziehen könnte. Schon die antiken Opferhandlungen sind ja merkwürdig. Diese Vorstellungswelt ist doch immer ein Vehikel, um mit Gott/Göttern in Verbindung zu treten.
Re: Fronleichnam
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2011 um 19:13 Uhr (Zitieren)
Religiöse Handlungen sind merkwürdig, ja.
Wenn Tacitus in den Annalen das Christentum eine "exitiabilis superstitio" nennt, kann ich ihn gut verstehen. Der christliche Glaube mutet der Vernunft - erklärtermaßen: sacrificium intellectus! - viel zu.
Wie muß es einem Heiden, einem Juden oder einem Moslem erscheinen, wenn sie - im Katholizismus und Luthertum buchstäblich - ihren Gott essen?!

(Das gilt ganz unabhängig davon, was gemäß heidnischen Kulten so alles geglaubt wird.)
Re: Fronleichnam
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2011 um 19:13 Uhr (Zitieren)
Notabene: Tacitus, ann. XV 44
Re: Fronleichnam
ανδρέας schrieb am 23.06.2011 um 19:25 Uhr (Zitieren)

Die Transsubstantationslehre ist auch aus meiner Sicht verworren, aber nichts besonderes, wenn man andere Rituale zum Vergleich nimmt - Glaubenssache eben. Ich habe Leute gesehen, die in Holzschuhen die Wallfahrt Münster (Telgte)-Osnabrück mitgemacht haben, um das Erlebnis zu "intensivieren". Die Krankenwagen hinter der Prozession haben ohnehin reichlich zu tun, zumal auch ältere und gebrechlichere Menschen daran teilnehmen. Das nenne ich gelebte Selbstkasteiung. Und das Flagellantentum findet sich auch bei schiitischen Moslems, nicht nur bei Katholiken. Suum cuique.
Re: Fronleichnam
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2011 um 19:35 Uhr (Zitieren)
Findet sich das Flagellantentum überall dort, wo man eine Vorstellung von Sünde entwickelt hat?

Ich habe mich kürzlich mit einem Freund darüber unterhalten, daß dies ein genialer Marketing-Trick ist:
1. Du begehst nicht nur Fehler (wie natürlich jeder Mensch), du bist obendrein ein Sünder [was immer das heißen mag - ich verstehe es nicht recht].
2. Wir aber, wir Priester &c., verschaffen dir eine Chance zur Vergebung deiner Sünden - du mußt nur uns folgen!

Genial.

Suum cuique? Ja, ich werde nie dafür plädieren, eine Religion zu verbieten, solange sie sich an die Rechte aller Menschen, die Menschenrechte, hält. Aber ich werde auch nicht aufhören zu sagen, was ich davon halte, mein Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nehmend.
Suum cuique!
Re: Fronleichnam
ανδρέας schrieb am 23.06.2011 um 19:45 Uhr (Zitieren)

Die Sache mit der Sünde gibt es m.W. auch bei den Hindus.
Die Vermarktung des schlechten Gewissens (das man praktischer Weise selbst in die Menschen hineingepflanzt hat) ist eine geniale Erfindung zur Finanzierung kirchlicher Vorhaben, z.B. des Vatikans gewesen. Man denke an Johann Tetzel (Ablassbriefe). Danach hatte die heilige Kirche im Himmelreich eine Heilsschatz angehäuft und der Gläubige konnte durch Geldleistung daran teilhaben, sich also auch von seinen Sünden freikaufen. Heute verspricht man den Leuten grandiose Renditen bei 15 % Zinsen - und keiner merkt, dass das nicht funktionieren kann. Früher war es die Angst, heute die Gier. Die Leute lassen sich von Emotionen leiten, nicht vom Verstand.
Das wurde immer und überall ausgenutzt.
Marketing , ja.
 
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