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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Epikur über Gott (449 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 26.06.2011 um 12:05 Uhr (Zitieren)
Was für einen Nutzen sollte ein Gott von dem Menschen haben, daß er ihn um seinetwillen erschaffen hätte? Was kann die Verehrung des Menschen einem Gott nützen, der selig ist und nichts bedarf? Oder wenn er den Menschen so in Ehren hielt, daß er seinetwegen die Welt schuf, daß er ihn mit Verstand ausstattete, ihn zum Herrn der lebenden Wesen machte und ihn wie einen Sohn liebte, warum hat er ihn dann sterblich und hinfällig gemacht? Warum hat er ihn, den er liebte, allen Übeln ausgesetzt, während der Mensch als nächstverwandt mit Gott hätte selig und unvergänglich sein sollen, wie er selbst, zu dessen Verehrung und Betrachtung er gebildet wurde?

[Dies überliefert Lactanz, div. inst. VII 5,3 ff.]

(Quelle: Die Nachsokratiker. Deutsch in Auswahl mit Einleitungen von Wilhelm Nestle. Band 1. Jena 1923, S. 192-194)

In Erinnerung hatte ich auch, daß von Epikur das geniale Argument stamme, angesichts der Ordnmung und Zustände der Welt könne Gott nicht zugleich allmächtig, allwissend und allgütig sein:
- Entweder weiß er, was los ist, würde es auch gerne ändern, kann es jedoch nicht;
- oder er weiß nicht, was los ist;
- oder er weiß es und könnte es auch ändern, will es aber nicht.

Ich finde es nicht bei Epikur. Das vorliegende Fragment ist aber auch so originell genug.
Re: Epikur über Gott
ανδρέας schrieb am 26.06.2011 um 13:23 Uhr (Zitieren)
könne Gott nicht zugleich allmächtig, allwissend und allgütig sein: ...


Man kann sich Gott auch als ein allmächtiges Wesen vorstellen, dass zum Zeitvertreib mit seinen selbst gebastelten Figuren spielt, sie handeln, erfolgreich sein und scheitern lässt, ihre Reaktionen beobachtet, gelegentlich eingreift, um dem Verlauf Richtung und Ziel zu geben, dann wieder Überraschungen abwartet, die er bewusst dem Zufall überlässt, und dabei seine Freude hat. Die Figuren werden immer wieder recycled, geändert, neu zugeordnet, dem Spiel entzogen oder phantasievoll bearbeitet. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt und keiner weiß, wann das Spiel endet und wann ein neues beginnt. Vielleicht gelten für ein neues Spiel sogar ganz andere Regeln. Vielleicht ist der Mensch gerade die favorisierte Spielfigur – bis sie langweilig geworden ist und durch eine andere ersetzt wird. Scheitern kann grandios unterhaltend sein. Das schließt nicht aus, dass Gott seine Figuren liebt. Wie könnte ein Wesen, das ganz alleine ist, alle Leidenschaften besser ausleben, als auf diese Weise?

Spätestens jetzt bin ich reif für die Exkommunikation …
Re: Epikur über Gott
Γραικίσκος schrieb am 26.06.2011 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Daß Gott ein Spieler ist, ist gut möglich. (Ich sage das ganz ruhig, weil ich längst exkommuniziert bin.)
Das wäre gegenüber seinen Spielfiguren aber nicht allbarmherzig, also nicht die höchste Form von Güte. Er wüßte ja (Allwissenheit vorausgesetzt), daß er seine Unterhaltung aus dem Leiden seiner Spielfiguren bezieht.
Re: Epikur über Gott
ανδρέας schrieb am 26.06.2011 um 13:47 Uhr (Zitieren)

Wenn man die Barmherzigkeit für jede Spielwendung voraussetzt, ja. Aber nicht, wenn man die Fürsorge für die Spielfigur, die ja nichts verlieren kann und jederzeit wieder ins Spiel kommen kann, als grundsätzliche Barmherzigkeit annimmt. Dann kann uns nichts passieren! Die Figur wird nicht vernichtet - nur ihre Rolle ist gerade in eine unglücklichen Spielszene eingebettet. Nach Wegnahme vom Spielfeld darf die Figur sich "erholen".Oder christlich: alle sind wir in Gottes Hand, wir müssen uns nur fügen.
Re: Epikur über Gott
Γραικίσκος schrieb am 26.06.2011 um 13:53 Uhr (Zitieren)
Ich warte auf den Jüngsten Tag. Bei dieser rencontre habe ich Gott einiges zu sagen über sein 'Spiel'.

Aber er wird mir antworten wie dem Hiob: "Wo warst du, als ich die Welt geschaffen habe?"
Re: Epikur über Gott
ανδρέας schrieb am 26.06.2011 um 14:02 Uhr (Zitieren)

Ich würde das Gespräch gern länger herauszögern!
Danach habe ich gewiss genug Zeit darüber nach zu denken ... bis dahin sehe ich mal zu, dass ich vor der eigenen Haustüre kehre.
 
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