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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Nach Griechenland reisen (627 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.06.2011 um 11:35 Uhr (Zitieren)
Bisher war ich noch nie in Griechenland, wie auch noch nie in Ägypten - zwei Länder, deren Kultur mir sehr viel bedeutet ... deren alte Kultur. Das ist das Problem für mich: Ich fürchte, daß von dem, was ich an diesen Kulturen liebe (ihren Geist, ihre Schönheit), nicht mehr viel übrig ist.
Unter den heutigen Griechen gibt es keine Sophoklesse, unter den heutigen Ägyptern keine Echnatons. Deren ganze Kultur ist untergegangen.
Die Ruinen dieser Kulturen sind noch da ... und von Touristen überlaufen, nehme ich an.
Ich glaube, ich wäre enttäuscht.
(Von Italien bin ich es nicht; die Bucht von Neapel hat auch heute noch ihren Zauber. Capri ist bdeeindruckend. Ich kann staunend in den Caracalla-Thermen stehen usw.)

War jemand hier schon einmal in Griechenland und bzw. oder Ägypten und kann seine Eindrücke in Bezug auf auf das, was man dort noch an Kultur findet, schildern?
Re: Nach Griechenland reisen
στρουθίον οἰκιακός schrieb am 27.06.2011 um 13:10 Uhr (Zitieren)
Ich könnte es mir ganz einfach machen und sagen: been there, done that.
So ist/war es aber nicht. Auch "die Sophoklesse" waren Ausnahmeerscheinungen ihrer Zeit, und wie oft bist Du hier (in Deiner Umgebung) mit Heisenberg, Zadek, Graß, Christa Wolf (Nennung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit!) getroffen?
Ich habe stets versucht, mich mit offenen Sinnen auf die Stätten in ihrer heutigen Gestalt / ihrem Zustand einzulassen, ohne die Menschen, denen ich begegnete, an dem zu messen, was ihre Vorfahren vielleicht an Herausragendem geleistet haben mögen.
Die Aura des Ortes läßt sich dann spüren, wenn man sich Zeit nimmt, auch nach den kleinen Dingen schaut und sich klar macht, daß "jedes Ding seine Zeit" hat, man also nur nachspüren kann.
Eine der beglückendsten Erfahrungenwar, als ich nach einer Zeltnacht in der Nähe von Epidauros frühmorgens zum Theater kam, vom φύλαξ, einem alten Mann, angesprochen wurde, ihm mit meinem noch mühsamen Neugriechisch mein Woher und Wohin, meine Liebe zum (Alt)griechischen sagen konnte, und danach von ihm entlassen wurde mit der Aufforderung, mich jetzt ins Theater zu begeben, "bevor die Touristen kommen". Die Stimmung, in der ich dann diese alle Sinne bestrickende, vollendete Muschel aufnahm, kann ich kaum beschreiben, aber ich fühlte, daß das Theater auch ein bißchen mir gehörte ...
Königsgräber im alten (ägyptischen) Theben: ein anderes Kapitel, wo ich erleben durfte, daß das Alte selbstverständlicher Teil des Heute war, daß die Fellachen, die dort, damals noch mit zwei Spiegeln Beleuchtung schaffend, die Gräber zugänglich machten, stolz auf die Leistungen ihrer Ahnen waren und sie als ihren erworbenen Besitz betrachteten. Und wie unvergänglich die Vergangenheit, wie stark die Kette ins pharaonische Reich immer noch ist, das haben mir Besuche auf dem "Land", bei dann zu Freunden gewordenen Bauern im Delta gezeigt. Zwar ist die Abhängigkeit von der Nilschwemme nicht mehr da, aber die Abläufe, Tätigkeiten, Einstellungen sind so, daß man sich unversehens Jahrtausende zurückversetzt fühlen kann.
Re: Nach Griechenland reisen
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 27.06.2011 um 13:34 Uhr (Zitieren)
Ich war auch schon in Griechenland, Γραικίσκος.
Du wirst eher keine Sophoklesse usw. treffen, da muß ich meinem Vorredner, den ich hier herzlich begrüsse rechtgeben. Touristen wirst du auch hören, die mit den ganzen "Trümmern" und mit dieser Hitze nichts anfangen können und rumjammern, weil sie Durst haben und weil ihnen ja die Beine so weh tun.
Aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Ich kann dir nur sagen, dass auch die Jahreszeit entscheidend ist. Nimm eher Nebensaison: März/April oder Oktober/November, wenn es geht, auch schon wegen der Temperaturen. Ich habe festgestellt, wenn man gut vorbereitet ist, was auch die einzelnen Stätten betriftt, macht es ungeheuren Spass. Gestört hat mich eher, dass das Parthenon ewig eingerüstet ist. In Olympia und insbesondere in Delphi spürst du schon den Hauch der Geschichte.
Ich weiß noch, wie ich fast alleine mit 3 Freunden in meiner Studienzeit im Theater von Delphi saß....und auf die Reste des Appolontempels schaute....eine unglaubliche Atmosphäre!
Mach die Reise, aber erwarte nicht, dass du Sophokles, Sokrates, Platon persönlich triffst, aber du wirst dir dein Bild auf jeden Fall machen!
Re: Nach Griechenland reisen
Γραικίσκος schrieb am 27.06.2011 um 14:08 Uhr (Zitieren)
Darauf werde ich noch eingehen. Ich muß nachdenken.

Vorab: Nein, hier in der Gegend trifft man weder (meine Liste) Richard Leising noch Helmut Krausser noch - das schon gar nicht! - Viktor Pelewin.
Mit denen unterhalte ich mich via Buch, und hierher würde ich nicht in Urlaub fahren.
Im Grunde schwebt mir wohl vor Schopenhauers Idee von den Menschen vor, die sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende (und die tausende von Kilometern) hinweg unterhalten.
Aber eine Reise kann Eindrücke ganz anderer Art erbringen. Wie gesagt, ob das für mich auf Griechenland und Ägypten zutrifft, darüber denke ich noch nach.
Und "been there, done that" ist vielleicht gar nicht so schlecht. Irgendwann habe ich es ja auch zum erstenmal mit Italien versucht.
Re: Nach Griechenland reisen
στρουθίον οἰκιακός schrieb am 27.06.2011 um 14:26 Uhr (Zitieren)
χαῖρε καί σύ, ὦ Βοηθέ
Re: Nach Griechenland reisen
Γραικίσκος schrieb am 27.06.2011 um 14:33 Uhr (Zitieren)
Eine Frage, um meine Zweifel zu beheben:
στρουθίον: Neutrum
οἰκιακός: Maskulinum
?
Re: Nach Griechenland reisen
στρουθίον οἰκιακός schrieb am 27.06.2011 um 14:39 Uhr (Zitieren)
Ach, verflixt, ja natürlich: οἰκιακόν !
Hat mir der στρουθός (dessen Taschenformatausgabe ja das στρουθίον ist) dazwischengetschilpt, der Frechling ...
Re: Nach Griechenland reisen
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 27.06.2011 um 14:40 Uhr (Zitieren)
So, und nun auch nochmal beim Absender richtig ...
Re: Nach Griechenland reisen
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 27.06.2011 um 15:40 Uhr (Zitieren)
Wobei das 'been there, done that' eigentlich heißt: "habe ich alles schon mitgemacht / genauso erlebt" und Dir meine partielle Zustimmung zu Deinen Bedenken signalisieren sollte. Aber wer, wenn nicht die Griechen, wäre denn ein Vorbild für den Aufbruch zu neuen Ufern?
Re: Nach Griechenland reisen
Σαπφώ schrieb am 27.06.2011 um 23:53 Uhr (Zitieren)
Wenn du fährst, nimm doch dieses Buch mit:
http://www.suhrkamp.de/buecher/fuehrer_durch_das_klassische_griechenland-_33630.html

Und wenn du dich vor zu viel Moderne fürchtst, solltest du dich vielleicht hierhin begeben:
http://www.idyllion.gr/InhaltClassG.htm
Re: Nach Griechenland reisen
Πέγασος schrieb am 29.06.2011 um 14:45 Uhr (Zitieren)
@ Σαπφώ
Warst Du schon mal in Hellenikon Idyllion?

Auf diese Seite war ich vor ein paar Wochen schon mal gestoßen, hatte es dann aber wieder vergessen.
Re: Nach Griechenland reisen
Πέγασος schrieb am 29.06.2011 um 15:06 Uhr (Zitieren)
Nicht in Griechenland, aber in der Türkei war ich vor ... 20 Jahren.
Vorhin habe ich mein altes Fotoalbum rausgeholt und festgestellt, dass ich damals lauter Überreste der griechischen Kultur fotografiert hatte: aufgeschichtete Steine ... lauter Steine.

Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, habe ich mich damals sehr gewundert, wie ein Amphitheater, eine Bibliothek in die Türkei kommt; so unvorbereitet war ich dorthin gefahren [leider!].
Die Bilder im Album beginnen zu verblassen. Die Erinnerung an diese Orte ist dagegen sehr lebendig: das erste Mal in einem riesigen Amphitheater zu stehen - das bleibt ein unvergänglicher Eindruck!
 
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