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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Caligula (Nero) und der Solipsismus (477 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.06.2011 um 20:50 Uhr (Zitieren)
Neros Beitrag an anderer Stelle erinnert mich an Albert Camus' Deutung des Caligula als solipsistische Persönlichkeit:
VIERZEHNTER AUFTRITT

Er dreht sich um sich selbst, geht mit irrem Blick zum Spiegel.
CALIGULA: „Caligula! Auch du, auch du bist schuldig. Ein bißchen mehr, ein bißchen weniger. Was hat das schon zu besagen! Aber wer wagte es, mich zu richten in dieser Welt ohne Richter, da niemand ohne Schuld ist!“ Mit dem Ausdruck der tiefsten Verzweiflung, während er sich an den Spiegel preßt.
„Du siehst es wohl, Helicon ist nicht gekommen. Ich werde den Mond nicht besitzen. Aber wie bitter ist es, recht zu haben und den Weg zu Ende gehen zu müssen. Denn ich habe Angst vor der Vollendung. Waffenlärm! Die Unschuld bereitet ihren Triumph vor. Warum bin ich nicht an ihrer Stelle! Ich habe Angst. Welch ein Ekel, dieselbe Feigheit in der eigenen Seele zu verspüren, die ich bei den anderen verachtet habe. Aber das tut nichts. Auch die Angst ist nicht von Dauer. Ich werde die große Leere zurückgewinnen, in der das Herz Ruhe findet.“ Er tritt ein bißchen zurück, dann steht er wieder vor dem Spiegel. Er scheint ruhiger. Er hebt von neuem zu sprechen an, doch leiser und eindringlicher. „Alles sieht so verworren aus, Und doch ist alles so einfach. Wenn ich den Mond bekommen hätte, wenn die Liebe genügte, wäre alles anders. Aber wo diesen Durst löschen? Welches Herz, welcher Gott besäße für mich die Tiefe eines Sees?“ Er kniet nieder und weint. „Nichts in dieser Welt, nichts im Jenseits, das meinem Maß entspräche! Und doch weiß ich, und du weißt es auch“ – er hebt weinend die Hände zum Spiegel – „daß es genügte, wenn das Unmögliche möglich würde. Das Unmögliche! Ich habe es an den Horizonten der Welt gesucht, an den Grenzen meiner selbst. Ich habe meine Hände ausgestreckt.“ Schreiend: „Ich strecke meine Hände aus, und immer begegne ich dir, immer dir, mir gegenüber, und ich bin voll von Haß gegen dich. Ich habe nicht den Weg eingeschlagen, den ich hätte einschlagen sollen, ich gelange nirgendwohin. Meine Freiheit ist nicht die richtige. Helicon! Helicon! Nichts, immer noch nichts. Oh, diese Nacht lastet schwer! Helicon wird nicht kommen: wir werden auf immer schuldig sein. Diese Nacht lastet schwer wie der Schmerz der Menschen.“
Waffenlärm und Geflüster wird hinter den Kulissen vernehmbar.
HELICON erscheint im Hintergrund:
„Sei auf der Hut, Gaius! Paß auf!“ Eine unsichtbare Hand erdolcht Helicon.
Caligula steht auf, ergreift einen niederen Schemel und nähert sich schwer atmend dem Spiegel. Er beobachtet sich, simuliert einen Sprung nach vorne und schleudert angesichts der entsprechenden Bewegung seines Doppelgängers den Schemel mit aller Wucht in den Spiegel, während er schreit:

CALIGULA: „In die Weltgeschichte, Caligula, in die Weltgeschichte!“ Der Spiegel zerbricht, und im gleichen Augenblick dringen durch alle Türen die bewaffneten Verschwörer. Caligula bietet ihnen mit irrem Lachen die Stirn. Der alte Patrizier fällt ihm in den Rücken, Cherea trifft ihn mitten ins Gesicht. Caligulas Lachen verwandelt sich in Gurgeln. Alle hauen auf ihn ein. Mit einem letzten Röcheln brüllt Caligula lachend und ächzend zugleich: „Noch lebe ich!“

Vorhang

[Quelle: Albert Camus, Caligula; in: Dramen. Reinbek 8. Aufl. 1970, S. 72 f.]
Re: Caligula (Nero) und der Solipsismus
ανδρέας schrieb am 27.06.2011 um 21:50 Uhr (Zitieren)

Wenn das Leben absurd ist, hilft auch nicht der Größenwahn, sich selbst zu verwirklichen. Da kann man sich besser umbringen lassen, das ist die Erlösung, denn gegen die Absurdität der Existenz ist jede Revolte sinnlos.
Re: Caligula (Nero) und der Solipsismus
Γραικίσκος schrieb am 27.06.2011 um 21:52 Uhr (Zitieren)
Wenn man alles will, dann ist man auch mit dem Mond nicht zufrieden.
Und wenn man in allen Menschen im Grunde nur sich selbst liebt, dann schreit man letztlich verzweifelt den Spiegel an.
Re: Caligula (Nero) und der Solipsismus
Nero schrieb am 28.06.2011 um 20:36 Uhr (Zitieren)
Wenn man alles will, dann ist man auch mit dem Mond nicht zufrieden.
Und wenn man in allen Menschen im Grunde nur sich selbst liebt, dann schreit man letztlich verzweifelt den Spiegel an.


Von wem ist das?
Re: Caligula (Nero) und der Solipsismus
Γραικίσκος schrieb am 28.06.2011 um 20:38 Uhr (Zitieren)
Von Γραικίσκος, der gelegentliche (!) Anfälle von Gedanken hat.
 
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