Kannst Du den Unterschied präzisieren, den Du da siehst? Bewältigen: offensiv, Verteidigen: defensiv?

Bewältigunsstrategie: Die Angst wird als Teil des Menschen akzeptiert und man versucht möglichst gut damit umzugehen.

Verteidungsstrategie: Die Angst steht vor dem Menschen und muss bekämpft werden; die Angst wird als "Gegner" definiert.

Vereinfacht sehe ich das so:

Tragödie: ein stabiler, harmonischer Zustand bricht zusammen und es offenbart sich eine schlimme Katastrophe ... davor hat man Angst

Komödie: ein verworrener, chaotischer Zustand wird wieder harmonisch und stabil (bei allerlei lustigen Begebenheiten) ... happy end
Dies kann man als Angstüberwindungsstrategie ansehen.

Allerdings wird die Angst m.E. eher verdrängt als bewältigt, denn man schafft sich kleine Zeiträume, wo sich die Welt wieder so fügt, wie man sie sich wünscht. Die Angst bleibt.

Vereinfacht könnte man das so sehen, ja.

Aber meine Tochter, die mit diesem Thema zu mir kam, ist mit einfachen Antworten stets unzufrieden ...

@Πέγασος,

Aber meine Tochter, die mit diesem Thema zu mir kam, ist mit einfachen Antworten stets unzufrieden

... das ist aber zumindest keine Tragödie.

Du könntest deiner Tochter mal das neue Buch von Prof.Holzberg über die Komödien des Aristophanes schenken.
Kleiner Geburtstagstipp...
;-)

Bewältigunsstrategie: Die Angst wird als Teil des Menschen akzeptiert und man versucht möglichst gut damit umzugehen.

Verteidungsstrategie: Die Angst steht vor dem Menschen und muss bekämpft werden; die Angst wird als "Gegner" definiert.

Wenn ich von dieser Unterscheidung ausgehe, dann fällt es mir recht leicht, das Satyrspiel, das im Anschluß an die Tragödien-Trilogien gespielt wurde, einzuordnen: Hierbei wird die in den Tragödien vorgeführte und angstauslösende Tragik durch Lachen bewältigt. Sie als Gegner anzusehen, hieße, das Wirken der Götter in den vorangegangenen Dramen zu dementieren.
"Wir können mit dieser Situation umgehen, indem wir auch darüber lachen."

Die Komödien wurden hingegen m.W. ohne einen tragischen Kontext inszeniert.

Die Tochter fühlt sich verstanden. Danke.

Die Definition meines Deutschlehrers lautete folgendermaßen:
Tragödie: Am Ende sterben sie alle.
Komödie: Am Ende heiraten sie alle. Am liebsten Doppel- und Dreifachhochzeit.
Tragikomödie: Kurz vor Ende sterben sie alle. Danach heiraten sie.

Die Themen der antiken Komödie - ich gehe einmal von Aristophanes aus - sind eigentlich keine, die auf den ersten Blick etwas mit Angst zu tun haben: Da wird ein gewisser Sokrates veräppelt, da geht es um einen Sex-Aufstand der Frauen usw.

Aber steckt dahinter nicht doch etwas Angst? Schließlich glaubte man ihn letztlich umbringen zu müssen, diesen Sokrates. Und Angst vor Frauen, ist die völlig unwahrscheinlich? Immerhin glaubte man, sie mit dem Mythos von den besiegten Amazonen kleinhalten zu müssen.

Ob Komödie nicht doch etwas mit Angst zu tun hat?