Γραικίσκος schrieb am 20.05.2009 um 19:57 Uhr (Zitieren)
Folgende Geschichte ist überliefert:
(Quelle: Plutarch, Über Gott und Vorsehung, Dämonen und Weissagung. Religionsphilosophische Schriften, herausgegeben von Konrat Ziegler. Zürich/Stuttgart 1952, S. 126 f.)
Auf Griechisch habe ich diese Geschichte leider nicht. Aber unabhängig davon ist mein Problem ihr Sinn!
In der christlichen Spätantike sowie im Mittelalter haben Christen diese Schilderung Plutarchs als Ankündigung des Untergangs des Heidentums gedeutet, spielt sich doch dieses Ereignis zur Regierungszeit des Tiberius, mithin zur Zeit des Todes Jesu Christi ab.
Ich habe nicht die Neigung, diesen Sinn zu übernehmen (es ist mir zu gewollt), gestehe aber, daß ich diese ganze Geschichte nicht verstehe; ich sehe den Sinn darin nicht.
Plutarch erwähnt sie als Beleg für nicht eingetroffene Orakelsprüche, also wohl als Beleg für den Unsinn von Orakeln.
Auch das befriedigt meine Intuitionen nicht. Da fährt eine ganze Gruppe von Menschen auf einem Schiff ... und hört plötzlich von einer Insel diesen Schrei: "Der große Pan ist tot!"
Wer jemals auf, sagen wir, 500 Meter an einer Insel vorbeigefahren ist, hat eine Vorstellung davon, was für ein Schrei das gewesen sein muß. Und wer hat da geschrien? Und warum?
Ich jedenfalls stehe vor einem Rätsel.
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 21.05.2009 um 17:31 Uhr (Zitieren)
Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand seine Gedanken - sie seien ausgefuchst oder laienhaft - zu dieser rätselhaften Geschichte mitteilen würde.
Plutarch wird sie auf seiner Suche nach unsinnigen oder nicht eingetroffenen Orakelsprüchen in irgendeinem Bericht oder Archiv gefunden haben.
Nehmen wir an, sie wäre erfunden ... das folgt nicht dem Schema, nach dem Geschichten üblicherweise erfunden werden: zur Unterhaltung, um irgendwas zu beweisen o.ä.
Und das, was Plutarch damit beweisen will, setzt ja voraus, daß das wirklich so stattgefunden hat.
Re: Der große Pan ist tot!
Ὑληβάτης schrieb am 22.05.2009 um 13:49 Uhr (Zitieren)
Vor ein paar Jahren habe ich diese Geschichte in einem Griechischbuch gelesen - und fand sie vergleichbar rätselhaft!
Leider kenne ich den Kontext bei Plutarch nicht, deswegen kann ich über die Geschichte nicht hinausgehen.
War nicht eigentlich Pan ein Sohn von Penelope und allen (πάντες) Freiern? Ich lese noch ein bisschen, bevor ich weitere Gedanken äußere.
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 22.05.2009 um 13:57 Uhr (Zitieren)
Wikipedia:
Auf das Ergebnis Deiner Gedanken bin ich sehr gespannt!
Re: Der große Pan ist tot!
Ὑληβάτης schrieb am 22.05.2009 um 14:22 Uhr (Zitieren)
Ich will Dir keine großen Hoffnungen machen!
Eine lustige Sache:
(Wikipedia).
Die englische Wikipedia nimmt das als Theorie von Ranke-Graves, die deutsche verweist in einer Fußnote darauf, dass sie auf W.H. Roscher zurückgeht.
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2009 um 19:20 Uhr (Zitieren)
Ich stelle das mal wieder nach oben, damit es leichter gefunden wird.
Re: Der große Pan ist tot!
andreas schrieb am 24.05.2009 um 19:34 Uhr (Zitieren)
aus Wikipedia: man weiß es nicht so genau
Plutarch überliefert, dass zur Zeit des Tiberius ein ägyptischer Steuermann namens Thamus vor der griechischen Küste eine Stimme gehört habe, die ihm befahl, in Palodes kundzutun, dass „der große Pan gestorben sei“ (Ὀ μέγας Πὰν τέθνηκε) Sobald das Schiff auf der Höhe von Palodes gewesen sei, habe der Steuermann die Nachricht über das Wasser gerufen, wonach ein Wehklagen vieler Stimmen zu hören gewesen sei. Nach der Rückkehr habe Tiberius davon gehört und die Geschichte so ernst genommen, dass er Untersuchungen anstellen ließ.
Salomon Reinach hat vermutet, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt habe und die Klage sich auf den Tod des Tammuz bezog: θαμοῦς πάνμεγας τέθνηκε (Thamos panmegas tethneke „der unendlich große Tammuz ist tot!“). Dem wurde unter anderem entgegen gehalten, dass der Name des Tammuz auf Griechisch Adonis ist.
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2009 um 19:48 Uhr (Zitieren)
Tja, Abschnitt 1 gibt die Geschichte wieder.
Abschnitt 2 enthält eine "Erklärung", auf die ja auch schon Ὑληβάτης alias Arborius hingewiesen hat ... und die ich als Erklärung gar nicht ernstnehmen kann.
Das nenne ich, ein Rätsel durch ein anderes ersetzen - wobei doch die Manipulation des griechischen Textes völlig willkürlich ist, also nicht etwa dadurch gerechtfertigt wird, daß der Text nun einen besseren Sinne ergäbe.
Ὑληβάτης nannte das ja auch, wenn ich ihn recht verstanden habe, "lustig". So do I.
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2009 um 19:56 Uhr (Zitieren)
Andreas hat im Lateinforum auf eine Internetquelle mit einer christlichen Deutung hingewiesen ... von der ich ja oben schon geschrieben habe. Das kann ich nicht ernst nehmen.
Dort wird aber auch ein Autor mit den Worten zitiert: "Die Geschichte und ihre Deutung ist so rätselhaft, daß noch niemand etwas Einleuchtendes darüber zu sagen wußte." (H. Walter)
Tja.
Solche Texte reizen die Neugierde. Oder?
Re: Der große Pan ist tot!
John schrieb am 24.05.2009 um 23:35 Uhr (Zitieren)
Kennzeichnend für eine laienhafte Antwort ist vor allem mein Interesse, aber auch die folgende Vermutung: Wenn das Schiff an der "einige Meter" entfernten Insel vorbei geschippert sein sollte und irgendein Insulaner (aus einem Kampfgeschehen heraus?) dem Thamus fraglichen Satz zugerufen hat, so lässt sich doch wenigstens vermuten, es könne sich um einen ähnlich klingenden Namen gehandelt haben. Nach dem freud'schen Ansatz wäre damit eine Assoziation zu Pan denkbar (Heeresführer? Angesehene Persönlichkeit?). Für mich Theologe ist diese Ansicht durchaus unpopulär - auch innerhalb des exgetischen Horizonts -, aber man sollte manchmal eben mehr ex eventu denken.:)
Zur Geschichte der Insel jedenfalls sagt der Wiki-Autor:
Re: Der große Pan ist tot!
Ὑληβάτης schrieb am 25.05.2009 um 09:37 Uhr (Zitieren)
Bisher bin ich leider nicht weiter gekommen, als nach den genannten Orten zu suchen, weil ich gehofft hatte, dass die etwas mit Pan zu tun haben. "Palodes" scheint - nach dem, was ich bei Wikipedia gelesen habe - ein sehr mysteriöser Ort zu sein; er liegt wohl eigentlich am Bosporus, wenn ich mich richtig erinnere.
Geographisch komme ich also zu keinem Ergebnis :-(
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 25.05.2009 um 20:22 Uhr (Zitieren)
An John:
Der erste Ruf, der von der Paxos-Insel, beinhaltete ja die Aufforderung, die Nachricht auf Palodes zu melden. Das klingt nicht nach einem in einer Schlacht getanen Ausruf.
Die Überbringung der Nachricht ruft dann auf der Palodes-Insel eine bemerkenswerte Reaktion hervor: Wehklagen, Verwunderung.
Wie immer der übermittelte Name ursprünglich gelautet haben mag - die Reaktion auf Palodes zeigt doch, daß "Pan" verstanden wurde.
Re: Der große Pan ist tot!
John schrieb am 26.05.2009 um 01:55 Uhr (Zitieren)
Ich widerspreche selten einem gestandenem Gräzisten, doch zeigt die Meldung des Thamus auf Palodes nur, was sozusagen Konvention der Hörenden bei Paxos war. Dass "Pan" verstanden wurde, mag eine Reaktion derer gewesen, die auf dem Schiff waren. Was verstanden und was ursprünglich "gerufen" wurde, kann sich also unterscheiden.
Die Reaktion der Menschen ist aber viel interessanter. Wie Peter Sloterdijk in einem - im Web beziehbaren - Interview einmal (sinngemäß) sagte: Es ist für Menschen einfach zu grausam sich vorzustellen, sie könnten in einem Zug ohne Lokführer sitzen... Der Tod eines Gottes! Unfassbar...
Dass dieser Tod im christlichen Kontext gedeutet wird, darf ich sachgemäß an dieser Stelle aber durchaus bestreiten. Das gibt allein schon die Regierungszeit Tiberii- gemessen an den "Ausmaßen" christlicher Mission im frühen 1. Jh. - dieser Zeit nicht her.
Re: Der große Pan ist tot!
John schrieb am 26.05.2009 um 02:17 Uhr (Zitieren)
Immerhin befasse ich gerade mit spätantiker Geschichtsschreibung und deren Folgen für das Mittelalter. Eine (fiktive?) Kontaktaufnahme zu Eusebius und Theodoret könnte demnach ergiebig sein, ähnlich wie die zu Sokrates.
Danke in jedem Fall für diesen Hinweis!
Meine schon...:)
Re: Der große Pan ist tot!
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2009 um 09:06 Uhr (Zitieren)
Ich weiß nicht, ob sich das auf eine Bemerkung von mir bezieht. Natürlich haben Christen nie behauptet, dieser hier verkündete Tod eines Gottes (Pan) sei so etwas wie die Verkündigung des Todes ihres Gottes (Christus).
Aber spätere christliche Theologen (ich sage jetzt einfach einmal: Eusebius; aber ich müßte das nachschauen) haben diese Plutarch-Geschichte im Hinblick auf ihre zeitliche Koinzidenz mit dem Leben Jesu gedeutet als Selbstankündigung des Untergangs des Heidentums (durch 'Tod' seiner Götter) durch das Heidentum.
Sozusagen: "Ihr Heiden habt es selber schon geahnt, was sich da zu dieser Zeit ereignete."
Re: Der große Pan ist tot!
Ὑληβάτης schrieb am 15.06.2009 um 11:00 Uhr (Zitieren)
Dass Götter sterben, kommt immer wieder vor. Ihr kennt Euch da sicher besser aus, aber immerhin wird schon in diesem Thread Tammuz genannt. Neulich habe ich aus aktuellem Anlass gelesen, das Sprichwort, alle Kreter lügten, daher kommt, dass man sich auf Kreta davon erzähle, Zeus sei gestorben. Auch in neopaganen Religionen, vor allem Wicca, ist der Tod des Gottes keine große Sache, sondern sozusagen Grundbestandteil - allerdings sage ich das ohne mich großartig im Wicca auszukennen, und entschuldige mich jetzt schon.
Warum sollte Pan, als Gott, der mit Fruchtbarkeit und Vegetation in Verbindung gebracht wird, nicht sterben? Vegetationsgötter tun so etwas!
- Das waren vor ein paar Jahren meine ersten Gedanken zu dieser Erzählung. (Wusstet Ihr, dass sie im Lehrbuch "Hellas" vorkommt?) Aber ich habe noch nicht bei Plutarch nachgelesen, deswegen haben sich meine Gedanken noch nicht geändert ...
Ich werde das bald nachholen, denn ich glaube, dass allein die Tatsache, dass Plutarch mit einem gewissen Abstand davon erzählt, und vor allem, dass die Geschichte durch die geographische Komponente komplexer ist, meine Ansicht ändern könnte.
Re: Der große Pan ist tot!
John schrieb am 15.06.2009 um 13:24 Uhr (Zitieren)
Die Frage, die Γραικίσκος hier gestellt hat, war wohl eher, warum die Menschen, als sie vom Tod des Pan hörten, so aufgebracht waren.
Für mich stellt sich jedoch immer noch die Frage, was da wirklich gerufen wurde. Die Reaktion der "Altgläubigen" ist ja durchaus verständlich - abgesehen von aller christlicher Deutung (vor allem der optischen Assoziation zum διάβολος).
Was haltet ihr von Verbindungen zu ὦ μέγα als Assoziation zu "Ende"? Laienhaft, ich weiß. Aber:
Das ist hier nicht die Frage...:)
Interessant finde ich auch, dass der Inselrufer den Namen des ägyptischen Steuermanns kennt, wobei er den meisten Menschen auf dem Schiff unbekannt war. Zufall? Und warum antwortet Thamus nach den ersten beiden Rufen nicht?
Hallo, interessante Idee, die Ihr dazu habt. Kleiner Hinweise:
G.Baudy, Das Evangelium des Tahmus und der Tod des großen Pan, in: ZAC (4/2000), S.13-38.
Dort wird von einem durchaus anerkannten Philologen der gesamte Text untersucht und er kommt zu dem Ergebnis, daß es sich wohl doch um ein christlichen Text - seiner Ansicht nach der früheste! - handelt, welcher unmittelbar nach Jesu Tod geschreiben wurde.
Re: Der große Pan ist tot!
Ὑληβάτης schrieb am 23.06.2009 um 10:48 Uhr (Zitieren)
Ja, aber der Text ist ja nicht christlich, zumindest scheint er nicht so. Handeln christliche Texte nicht von ... Jesus statt von antiken Göttern? Oder soll das eine Art Camouflage sein?
Kann man eigentlich kurz nach Jesu Tod von "Christen" in unserem Sinne sprechen? (Bitte nicht schlagen!) Wenn ja, ist dann ausgerechnet Pan ein Bild für Jesus, anstatt dass er für den Diábolos steht? Oder denke ich da jetzt in die falsche Richtung?
Geht Baudy davon aus, dass Plutarch den Text von einer anderen Quelle hat, oder ist er selber der erste christliche Schreiber?
Das klingt interessant, anonymer F., ich will mehr davon!
Re: Der große Pan ist tot!
John schrieb am 23.06.2009 um 11:33 Uhr (Zitieren)
Der Name Χριστιανός kommt so nur dreimal im Neuen Testament vor und zwar nur in der Apostelgeschichte und im 1. Petrusbrief, also und relativ späten Schriften, ca. zwei Generationen nach den Jüngern. Plutarch war sicher kein christlicher Autor! Der Kontext, indem wir uns bewegen, [i]könnte[/b] nur mit dem Verschwinden der antiken Götter und der neuen christlichen Religion zu tun haben, was ich allerdings für sehr unwahrscheinlich halte...
Meine Empfehlung: Lest doch mal den Briefwechsel zwischen Plinius minor und Kaiser Trajan zu diesem Thema (Briefe 96 und 97). Dort wird das Christentum als superstitio bezeichnet.
Vielleicht hilft ja auch weiter, was die katholische Seherin Anna Katharina Emmerich (Emmerick) gesagt hat - hier scheint der Name 'Pan' benutzt worden zu sein, um den Heiden, die ja noch nichts von Christus und seinem Tode (genau davon spricht nämlich Emmerich im Zusammenhang) wissen konnten, einigermaßen faßbar zu machen, was geschehen ist - nämlich der Tod Gottes:
Anna Katharina Emmerich: Das bittere Leiden Jesu Christi, Regensburg 1931, S. 302: „Ich meine, es war in Nicäa, wo ich eine Begebenheit sah, deren ich mich jedoch nur unvollkommen nach dem ganzen Verlauf erinnere. Ich sah dort einen Hafen mit vielen Schiffen und am Hafen auf einem Hause, woran ein großer Turm war, sah ich einen Mann, einen Helden, er war der Aufseher über die Schiffe. Er mußte oft den Turm besteigen und auf das Meer schauen, ob Schiffe kämen und was irgendwie vorfalle. Ich sah, wie er ein großes Getöse über den Schiffen des Hafens vernehmend, besorgte, es sei ein Fein in der Nähe, weswegen er schnell auf den Wachturm eilte und auf die Schiffe herabschaute, über welchen er viele dunkle Gestalten schweben sah, die ihm wehklagend zuriefen: 'Wenn du die Schiffe erhalten willst, so führe sie hinweg, denn wir müssen in den Abgrund, der große Pan ist gestorben'. Dies ist, was ich mich deutlicher aus den Worten dieser Erscheinung erinnere; aber sie sprachen noch mehreres zu ihm und gaben ihm viele Aufträge, wo und wie er bei einer bevorstehenden Seereise, wo sie ihm gesagt, bekannt machen soll, auch ermahnten sie ihn, wenn die Boten kommen, und die Lehre von dem Tode des jetzt Gestorbenen verkündigen würden, so solle er sie gut aufnehmen. Die bösen Geister waren durch die Macht des Herrn gezwungen, diesen guten Mann zu warnen und zum Boten ihrer eigenen Schmach zu machen. Er ließ auch, da sich ein mächtiger Sturm erhob, die Schiffe sichern, und sah dabei die Teufel brüllend in das Meer stürzen und die halbe Stadt im Erdbeben versinken. Sein Haus blieb stehen. Er ist aber bald darauf mit seinem Schiffe lang herumgefahren und hat die Aufträge ausgerichtet und den Tod des großen Pans, oder wie sie den Herrn gennannt, verkündet und ist erst spät nach Rom gekommen, wo man sich sehr über seine Aussagen gewundert.“
Re: Der große Pan ist tot!
Hylebates schrieb am 07.04.2012 um 17:56 Uhr (Zitieren)
Das ist ein interessanter Text. Er wirkt wie eine Ausgestaltung von Plutarchs Text. Man sieht, wie soll ich es nennen?, mittelalterliche Motive (Zug der Toten, die auch als Teufel bezeichnet werden) und ein bisschen Gelehrigkeit (immerhin wird der Ort als Nicäa identifiziert).
Danke für den Text. Wann hat denn Frau Emmerick gelebt? Um das Erscheinen ihres Buchs rum?
Re: Der große Pan ist tot!
filix schrieb am 07.04.2012 um 19:42 Uhr (Zitieren)
Dass Clemens Brentano, der Frau Emmerichs[=Emmericks] Ghostwriter war, Plutarch gelesen hat, ist anzunehmen. Es kann allerdings nur ein Scherz sein, sich von so einem Text ernsthafte philologische Aufklärung über die rätselhafte Stelle zu erwarten.
Im spanischen Sprachraum nehmen wir diese Geschichte sehr ernst, Freunde.
Sie läutet den Sieg der SEM-Nachkommen ein, den Sieg des unsäglichen Monotheismus.
Ein Jammer!!
"El gran Pan ha muerto!" bedeutet das Ende der Gesellschaft, das Ende der Institutionen.
Re: Der große Pan ist tot!
arbiter schrieb am 24.02.2013 um 03:48 Uhr (Zitieren)
M.C.: Erzähl mehr!
Wenigstens die Lokalitäten scheinen widerspruchsfrei zu sein. Wenn man aus dem Golf von Korinth kommt, segelt man unter der Küste entlang und kommt dann östlich von den beiden Paxos-Inseln (übrigens sehr empfehlenswerte, idyllische Keinode) und Korfu soweit nach Norden, bis man die Straße von Otranto erreicht, die engste Stelle zwischen Italien und Griechenland. Im Sommer schläft der Wind abends regelmäßig vollständig ein und setzt erst wieder ein, um die durch die Sonneneinstrahlung verursachten Temperaturunterschiede Land/Meer auszugleichen.
Die kiellosen kleinen antiken Schiffe konnten sehr nah an der Küste fahren.
Ein ausländischer Steuermann war sicher nicht ungewöhnlich, gerade deswegen ist auch nicht unverständlich, dass die Passagiere ihn nicht kannten.
Das Christentum hat bekanntlich Paulus erfunden, nach Tiberius´ Ableben. Womöglich ist aber die Datierung der Geschichte bei Plutarch falsch, womöglich absichtlich vorverlegt, um eine Überprüfung zu erschweren (ok ok, laienhafte Vermutung). Zu Plutarchs Zeit aber gab es den als Drehscheibe florierenden Hafen Nikopolis, nördlich von Actium, was gut zur Geschichte passen würde. Und:
"Das Christentum verbreitete sich früh in Epirus und womöglich geht die erste christliche Gemeinde in Nikopolis auf den Apostel Paulus zurück, der in der epirotischen Stadt einige Monate zubrachte." (wikip.)
Die Story könnte also tatsächlich im Dunstkreis frühschristlicher LEgendenbildung entstanden sein.
Im übrigen waren die epirotischen LAndbewohner wohl so etwas wie die OStfriesen Griechenlands, denen man ohne weiteres eigentümliche, unverständliche Verhaltensweisen unterstellen konnte.
Re: Der große Pan ist tot!
filix schrieb am 24.02.2013 um 13:20 Uhr (Zitieren)
Gibt es eigentlich vor Eusebius von Caesarea eine überlieferte christliche Rezeption der Plutarch-Stelle? Nämlicher macht aus dieser im Übrigen keinen Sieg über die heidnischen Götter in toto: http://books.google.at/books?id=hZ4-AAAAcAAJ&pg=205 Er bringt die Geschichte vielmehr mit der in Lukas 8, 26 ff. geschilderten Dämonenaustreibung in Verbindung - auch bei Plutarch steht die Episode in Zusammenhang mit der Frage nach dem Wesen von Dämonen oder Halbgottheiten, der ihnen angedichteten Schlechtigkeit und Sterblichkeit.
Re: Der große Pan ist tot!
Mort Cinder schrieb am 24.02.2013 um 19:52 Uhr (Zitieren)
Vielleicht geht's mehr um Literatur, als um Philosophie:
"And that dismal cry rose slowly
And sank slowly through the air,
Full of spirit’s melancholy
And eternity’s despair;
And they heard the words it said,—
“Pan is dead! great Pan is dead!
Pan, Pan is dead!”
Elizabeth Barrett Browning (1806–1861) “The dead pan”
---------------------
Und wenn der Große Pan tot ist, Freunde,
bleibt uns der kleine Peter ...
Peter Pan .... erhalten
Hallo,
mir ist der Satz "Der große Pan ist tot" in einem Buch über die Navigationskünste polynesischer Seefahrer begegnet (auf der Suche nach diesem Buch bin ich hier zufällig gelandet). In früheren Zeiten wurde astronomisches Wissen in einer bildhaften Sprache überliefert. Hinter dem Tod des Pan verbirgt sich die bekannte Tatsache, dass aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse Sternbilder unter den Horizont gerutscht sind, also nicht mehr sichtbar waren. Man lese den Wikipediaartikel zum Steinbock (Sternzeichen), in dem Pan sogar erwähnt wird.
Hallo,
mir ist der Satz "Der große Pan ist tot" in einem Buch über die Navigationskünste polynesischer Seefahrer begegnet (auf der Suche nach diesem Buch bin ich hier zufällig gelandet). In früheren Zeiten wurde astronomisches Wissen in einer bildhaften Sprache überliefert. Hinter dem Tod des Pan verbirgt sich die bekannte Tatsache, dass aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse Sternbilder unter den Horizont gerutscht sind, also nicht mehr sichtbar waren. Man lese den Wikipediaartikel zum Steinbock (Sternzeichen), in dem Pan sogar erwähnt wird.
Hallo,
mir ist der Satz "Der große Pan ist tot" in einem Buch über die Navigationskünste polynesischer Seefahrer begegnet (auf der Suche nach diesem Buch bin ich hier zufällig gelandet). In früheren Zeiten wurde astronomisches Wissen in einer bildhaften Sprache überliefert. Hinter dem Tod des Pan verbirgt sich die bekannte Tatsache, dass aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse Sternbilder unter den Horizont gerutscht sind, also nicht mehr sichtbar waren. Man lese den Wikipediaartikel zum Steinbock (Sternzeichen), in dem Pan sogar erwähnt wird.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Mir ist die Geschichte vom "großen Pan" in Zusammenhang mit Seneca begegnet. Er erzählte der Schiffsführer wurde zur Aufklärung zu Kaiser Tiberius beordert. Wo ich das gelesen habe kann ich leider nicht mehr erinnern.
Re: Der große Pan ist tot!
arbiter schrieb am 18.12.2013 um 15:00 Uhr (Zitieren)
kürzlich fiel mir Gregorovius` Monographie "Korfu" in die Hände, in Erinnerung an diesen Thread las ich sie - mit großem Vergügen und Bewunderung für das exuberante Wissen über die Antike, das hier teils beiläufig eingestreut wird - ganz ohne Zuhilfenahme von Google und Wikipedia - sehr empfehlenswert.
Allerdings kommen zwar die Paxos-Inseln vor, nicht aber unser Pan.
Γραικίσκος schrieb am 26.11.2019 um 00:00 Uhr (Zitieren)
Daß Nietzsche die Plutarch-Stelle gekannt hat, ist anzunehmen; aber ihrem Verständnis bringt uns das m.E. nicht näher.
Nietzsches "Gott ist tot" hatte gewiß eine Tradition.