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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον (638 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2011 um 12:46 Uhr (Zitieren)
Exodus 20, 4

Üblicherweise wird dies in der Theologie als Verbot aufgefaßt, sich von Gott irgendeine Vorstellung zu machen. Lese ich aber den Kontext, dann ist die Bedeutung dieses Verbotes doch eine sehr viel speziellere: Man soll sich überhaupt kein Bild von irgendetwas machen ("was droben im Himmel ist oder auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde") und dies dann anbeten.
Es handelt sich schlicht um das Verbot des "Götzen"dienstes als Alternative zur Verehrung des einzigen dem Volk Israel erlaubten Gottes, der "ein eifersüchtiger Gott [θεὸς ζηλτής]" ist.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2011 um 12:47 Uhr (Zitieren)
θεὸς ζηλωτής
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2011 um 17:02 Uhr (Zitieren)
Diese theologische Deutung, die ja auch zur 'negativen Theologie' im 20. Jhdt. geführt hat, ist dermaßen weit verbreitet, daß ich mich schon frage, warum dieses Ge- bzw. Verbot nicht im Kontext gelesen wird.
Vielleicht deshalb, weil diese Deutung es ermöglicht, sich elegant manchen Argumenten des Atheismus (Anthropozentrismus) zu entziehen? Kritikimmunisierung betreiben Theologen ja gerne.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Γραικίσκος schrieb am 16.07.2011 um 13:07 Uhr (Zitieren)
Keine Theologen hier, die's mir erklären könnten?
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Ὑληβάτης schrieb am 16.07.2011 um 13:29 Uhr (Zitieren)
Vielleicht müsste sich die Theologie dann fragen lassen, warum ihr Gott sich wiederholt.
Gerade habe ich Max Frisch gelesen - ihn schien die Bildnisproblematik ja brennend zu interessieren.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Γραικίσκος schrieb am 16.07.2011 um 13:43 Uhr (Zitieren)
Das alte Problem: Wir können entscheiden, ob Gott
- es nicht besser konnte,
- es nicht besser wußte oder
- es nicht anders wollte.
Das Trilemma des allmächtigen, allwissenden, allbarmherzigen Gottes im Angesicht der Realität seiner Schöpfung.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Πέγασος schrieb am 16.07.2011 um 23:30 Uhr (Zitieren)
An Max Frisch und sein Problem mit einem "Bildnis machen" vom anderen Menschen erinnere ich mich gut: Er hatte wohl die Sorge und wehrte sich dagegen, festgelegt bzw. auf eine Rolle reduziert zu werden.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Πέγασος schrieb am 16.07.2011 um 23:31 Uhr (Zitieren)
Ob Gott ein ähnliches Problem hatte?
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
διψαλέος schrieb am 16.07.2011 um 23:38 Uhr (Zitieren)
Ha!
Max Frisch: "Du sollst Dir kein Bildnis machen"!

Meiner Meinung nach wird dieses Essay (eigentlich ein Tagebucheintrag) immer falsch interpretiert.
;-)
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Πέγασος schrieb am 16.07.2011 um 23:47 Uhr (Zitieren)
Auch im "Stiller" ist es das Thema.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
διψαλέος schrieb am 16.07.2011 um 23:49 Uhr (Zitieren)
erinnere mich nicht an "Stiller"
(oder war es der "Gantenbein"?)
Schullektüre...

Ich lese ja gerne und Max Frisch ist ja nicht schlecht, aber irgendwie ist das damals an mir abgeperlt...
:o)
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
διψαλέος schrieb am 16.07.2011 um 23:50 Uhr (Zitieren)
wg. Mädchen...
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Πέγασος schrieb am 16.07.2011 um 23:54 Uhr (Zitieren)
"Mein Name sei Gantenbein" - das war der Versuch verschiedene Identitäten anzunehmen ...

Es war tatsächlich Schüllektüre; ich habe das allerdings nicht mir 16 vorgesetzt bekommen.
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2011 um 17:41 Uhr (Zitieren)
διψαλέος, hic Rhodus, hic salta! Wie sollte man das Essay denn interpretieren?
Ich frage nicht, weil ich eine Interpretation hätte; ich muss leider sagen, dass ich es nicht mal gelesen habe. Aber Du hast mein Interesse geweckt.

Wenn Gott ein Problem damit gehabt hätte, dass sich die Menschen ein Bild von ihm machen (in Frischs Sinne, vor διψαλέος Ausführungen), dann hätte er nicht so darauf beharrt, dass er ein eifersüchtiger Gott ist (Festlegung), oder der Gott, der das Volk Israel aus Ägypten geführt hat. Er hätte einfach gesagt: "Nehmt mich, wie ich bin. Denn ich bin der, der ich bin. Was liegt schon an einem Namen?" "Take me as I am. I am what I am. What's in a name?"

Moment mal, das hat er doch gesagt!
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2011 um 17:43 Uhr (Zitieren)
Ach! Digitale Demenz! Ich hatte ganz vergessen:

Das klingt sehr interessant, Γραικίσκος. Liest man die Stelle im Kontext, kommt man zu ganz anderen Ergebnissen! Nicht so ... philosophische!
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 18:08 Uhr (Zitieren)
@Ὑληβάτης:
dann hätte er nicht so darauf beharrt, dass er ein eifersüchtiger Gott ist (Festlegung), oder der Gott, der das Volk Israel aus Ägypten geführt hat. Er hätte einfach gesagt: "Nehmt mich, wie ich bin. Denn ich bin der, der ich bin. Was liegt schon an einem Namen?

Genau das!
Max Frisch bezieht das auf das Objekt der Liebe:
Man ist immer geneigt, sich vom Objekt seiner Liebe ein "Bild" zu machen, es sich "schön" und "angenehm" zu gestalten. Wenn aber dann,
durch welches Ereignis auch immer,
statt dieses Bildes, das man sich vom Objekt
seiner Liebe gemacht hat, der "wahre" Charakter
wahrgenommen wird, dann ist man enttäuscht
und die Liebe zerfällt.
(Kurzinterpretation)
Der Max-Frisch-Text:
http://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:Oquf-NeyK1wJ:downloads.lehrkunst.ch/Frischs%2520Stiller/Max%2520Frisch%2520Bildnistheorie%2520Tagebuch.pdf+max+frisch+du+sollst+dir+kein+bildnis+machen+text&hl=de&gl=de&pid=bl&srcid=ADGEEShFNyrFpqIhI7daEB4GPuV3YHLeTAMs1b2ekTHCt_mMbDBSGj5wfXauNR0SZM3zPeM-qwiFSv2SD6IhViABK-eHWSyemNZ65wVoM_eRIPADPI4msc3UFfShNittxC1dsza4iA_w&sig=AHIEtbQsf9zjg9ayTSF7gzVtXNl8BhnPug
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 18:12 Uhr (Zitieren)
Daher, kein Bildnis machen, sondern den Menschen lieben oder nicht, so wie er ist.
Übertragen auf Gott:
Das "Bilderverbot" besteht ja ddeshalb,
weil die Gefahr besteht, daß man das Bildnis und nicht den Gott anbetet.

Ich erinnere an den Ikonoklast und den jahrhundert lange Streit in Byzanz!
Ebenso an den Bildersturm im Laufe der Reformation!
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 19:10 Uhr (Zitieren)
apropos Reformation:
Die katholische Kirche reagierte auf den Bildersturm der Refomierten mit eben noch exzessiveren bildlichen Darstellungen und Ausschmückungen der Kirchen
(Barock!)
Re: οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἲδωλον
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2011 um 19:15 Uhr (Zitieren)
Hmm, interessant. Wie wird der Text denn dann falsch interpretiert?
 
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