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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Digitale Demenz (527 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2011 um 17:22 Uhr (Zitieren)
Was der Buchdruck einst begonnen hat, das setzt die digitale Revolution nun fort: Wir verlieren immer mehr unsere Gedächtnis-Fähigkeiten, weil sie nicht mehr im bisherigen Maße benötigt werden.

(Ergebnis einer Studie aus den USA; Artikel darüber im heutigen Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung")
Re: Digitale Demenz
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 18:23 Uhr (Zitieren)
na ja...
was mussten Menschen vor 2000 Jahren,
vor 200 Jahren,
vor 20 Jahren unbedingt an Gedächtnis-Fähigkeiten leisten?

Was war unbedingt für's Überleben wichtig?
Re: Digitale Demenz
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 18:25 Uhr (Zitieren)
ich meine natürlich
zu allen Zeiten C. Vulgarius
Re: Digitale Demenz
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2011 um 18:27 Uhr (Zitieren)
Ein Gedächtnis benötigt man nicht nur fürs Überleben, sondern u.a. auch für die soziale Kompetenz und den Beruf.
Re: Digitale Demenz
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2011 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Weißt Du, ahnst Du, wieviele Telephonnummern ich früher auswendig kannte? Und heute erledigt das ein Maschinchen für mich.
Re: Digitale Demenz
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2011 um 18:36 Uhr (Zitieren)
In der Antike mußte man viele Texte im Kopf haben - Bücher waren selten & teuer.
Heute habe ich meine Bibliothek - die aber äußerst schwer zu transportieren ist.
Ein Freund von mir besitzt ein internetfähiges Handy - es vergeht kein Gespräch mit ihm, bei dem er nicht fünfmal dort nachfragt.
Die Zahl der Dinge, die wir uns merken müssen, nimmt rapide ab.
Es hätte mich nachgerade erstaunt, wenn die Studie ergeben hätte, daß sich dies nicht aufs Gedächtnis der Menschen auswirkt.
Re: Digitale Demenz
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2011 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Kannst Du näheres über diese Studie sagen?
Es ist doch wohl nicht so, dass die Menschen heute viel vergesslicher wären, nur weil sie sich keine philosophischen Traktate mehr im Wortlaut merken müssen, oder? Natürlich kenne ich nur ein paar Zitate von Goethe, aber heißt das, dass meine Gedächtnisfähigkeit schlechter ist? Kann es nicht auch sein, dass ich mir einfach andere Dinge merke als die, die in dieser Studie untersucht wurden?

Was ist zum Beispiel mit der sozialen Kompetenz? Ich behaupte, dass ein Mensch, der vor 200 Jahren in einer ähnlichen Umgebung aufgewachsen ist wie ich, sich weniger "Regeln", "Codes" und "Skripte" für den Umgang mit ganz verschiedenen Menschen aus ganz verschiedenen sozialen Gruppen und Schichten merken musste. Ich unterhalte mich mit Vorgesetzten, Ämtern, Schülern, Fremden in der S-Bahn, Fremden auf der Straße, schriftlich, im "Forum", mit Freunden, Kollegen, befreundeten Kollegen, am Telephon mit Freunden, Fremden, über Fachliches, Privates, Persönliches, auf unterschiedlichen Niveaus etc. Dass ich (meistens) weiß, wie das geht - zählt das nicht?
Re: Digitale Demenz
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 18:51 Uhr (Zitieren)
Was musste der Bauer vor den Toren Roms wissen und sich merken?
Nicht mal die Aussaatzeiten wusste er,
die wurden ihm von den pontifeces exclamiert
(daher ja auch der Kalender)
oder der ägyptische Felache?
Die Nilflut kam, zog ab und nun war Aussaatzeit
Nur ganz wenig Eingeweihte mussten Gedächtnisarbeit leisten..
Die war dann aber enorm!

Der Rhapsode hatte den gesamten Homer im Kopp...
Re: Digitale Demenz
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2011 um 18:56 Uhr (Zitieren)
Ganz abgesehen von der Gedächtnisleistung, die mit z.B. der Bedienung von diesen kleinen Geräten zu tun hat. (Jetzt verlässt mich mein verbales Gedächtnis bei der Benennung dieser Fähigkeit! Typisch!) Ohne nachzudenken kann ich einen Computer bedienen. Neben der Hardware ist das die Verwendung diverser Programme nebeneinander. Mein Vorfahr konnte einen Pflug bedienen, Kleintierfallen, Feuerstellen und diverse Tiere.
Aber geht es dabei eigentlich um die bloße Menge?
Re: Digitale Demenz
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2011 um 19:40 Uhr (Zitieren)
Diese Studie ist laut FAS jetzt in "Science" veröffentlicht worden.
"Wir vergessen Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie online finden können; und wir behalten solche, die wir nicht im Netz sammeln können."
Die von Ὑληβάτης genannten Beispiele scheinen mir aus dem anderen, dem Nicht-online-Bereich zu stammen. Beziehungsweise: Um das Online-Wissen anzapfen zu können, muß ich natürlich wissen, wie man online geht. Mein Großvater wußte das nicht.
Aber zu welchem Bereich gehört das, was wir Bildungswissen nennen könnten? Oder das Rechnen?
"Kinder, begreift doch: ein Taschenrechner plus ein Taschenrechner ergibt zwei Taschenrechner!"
Re: Digitale Demenz
διψαλέος schrieb am 17.07.2011 um 19:47 Uhr (Zitieren)
Wenn ich daran denke..
Wir mussten noch das kleine und das große Einmaleins auswendig lernen.
dazu die Quadrat und Kubikzahlen von 1 bis 20...
Ich beobachte Schüler, die 5 x 6 in den Taschenrechner eintippen....
Re: Digitale Demenz
ανδρέας schrieb am 18.07.2011 um 17:43 Uhr (Zitieren)

Das Wissen der meisten Leute war vermutlich gemessen am Gesamtwissen recht gering – wie heute. Wie διψαλέος schon sagte, hatte die Masse der Leute wohl nur das nötige Wissen, um zu überleben. Hatte nicht Cäsar einen Sklaven mit sehr gutem Gedächtnis für Namen und Gesichter, der ihm zuflüsterte, wen er gerade begrüßen musste? Da kann man also Arbeitsteilung annehmen – wie heute. Personal war ja genug da. Heute kommt es darauf an, zu wissen, wo es steht. Das setzt eine gute Allgemeinbildung voraus, also eine Kenntnis von Zusammenhängen, um beurteilen zu können. Im Internet findet nur der schnell das, was er sucht, wenn er viele Bezüge, Fakten und Zusammenhänge kennt und die richtigen Fragen (Stichworte) eingeben kann. Das reine Faktenwissen kann man daher den Spezialisten überlassen – wie damals. Ich denke, die digitalen Mechanismen schädigen das Gedächtnis derjenigen, die ihr Wissen nutzen wollen, kaum. Man konzentriert sich heute sozusagen auf Karte und Kompass, um sich Kenntnisse zu verschaffen und nicht auf die Unzahl der Wegweiser, Landmarken und Abzweigungen.
Ich befürchte allerdings, dass in Zukunft die Zahl der GPS-Menschen zunehmen wird. Die geben nur noch das Ergebnis ein – wie sie dorthin gelangen, ist ihnen dann egal. Die Gebildeten werden diese Instrumente dann programmieren – wie damals. Im Grunde ändert sich nichts.
 
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