Es verwundert nicht. Trennungsschmerz ist so alt wie die Liebe. Da helfen keine Pillen.

Es verwundert nicht. Trennungsschmerz ist so alt wie die Liebe. Da helfen keine Pillen.

Hatte erst am Donnerstag eine junge Patientin in der Praxis mit Schlafstörungen: Bei genauer Nachfrage : Sie hat sich gerade erst von ihrem Freund getrennt. Ein Doktor hilft direkt nicht, aber eine gewisse Empathie.

...und ich habe sie für Montag wieder zum Gespräch am Nachmittag einbestellt.

Heute scheint mir, dass der Arzt oft zu wenig Zeit für die "nichttechnischen" Probleme seine Patienten hat. Schön, wenn es Ausnahmen gibt. Leider wird dies in der GOÄ nicht gebührend berücksichtigt.

Das stimmt, ανδρέας.
Ich bestelle aber deswegen nachmittags ein, da habe ich mehr Zeit (Psychosomatische Grundversorgung) ....die Nachfrage ist groß..

Ich habe häufig mit "jüngeren" Leuten zu tun. Mir scheint, dass die Menschen immer weniger in der Lage sind, mit unangenehmen Situationen fertig zu werden.Liebeskummer u.a. wird in unserer individualistischen Gesellschaft nicht mehr aufgefangen, man ist allein.

Auch da hast du recht: Junge Leute kommen gerade zu mir. Sie haben zu wenig wirkliche Ansprechpartner.

..ich bin da auch oft traurig, weil ich sehe, wie alleine gerade junge Leute manchmal sind.

Die Familien werden heute in alle Winde verstreut. Vermutlich würden verfügbare Großeltern so manches Drama lindern, oder andere Bezugspersonen. "Institutionalisierte" Hilfe ist zwar wichtig und gut, aber nach meiner Erfahrung - unabänderlicher Weise - immer die 2.te Wahl.
Ich wünsche Dir am Montag jedenfalls viel Erfolg.
Und der Patientin natürlich auch - möglichst ohne Beruhigungspillen.

Medikamente sind bei mir immer 2. Wahl.
Ich habe der Patientin sogar vorgeschlagen mit uns und den Kindern in den Zoo zu gehen, was sie auch macht...

Phantastisch! Sie darf sich nur nicht in den Arzt verlieben (ich glaube Psychologen nennen das "Übertragung"). Viel Spaß und Erfolg natürlich!

Nein ...so ist es nicht, aber sie kennt unsere Kinder..-)

...und die machen sie vielleicht glücklicher..

nicht in Stereotypen denken, die irgendwo stehen...ist immer wichtig. Individuell denken....das ist die Entscheidung jeweils.

Ja, das stimmt. Meine obige Bemerkung war auch eher aufmunternd gedacht.
Bleiben wir spontan!

Gute Nacht

Der oder die Leidende weiß in den Texten oben ganz genau, dass der Arzt nicht helfen kann.
Haben sich etwa in jüngster Zeit die Meinungen und Gepflogenheiten geändert? [so lese ich jedenfalls das, was Βοηθός und ανδρέας schreiben]
Will die jüngere Generation ihren Liebeskummer wegtherapiert bekommen?

Auf solch eine Idee wäre ich nicht gekommen ... das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle gehört doch zum Leben dazu; für mich jedenfalls.

Ja, Πέγασος,

das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle gehört dazu. Das dürften auch die meisten Menschen heute noch empfinden. Aber der Umgang scheint sich nach meiner Erfahrung teilweise geändert zu haben. Die Leute sind nicht gerade stressresistenter geworden. Ich habe einige Male erlebt, dass Azubi`s bei einem Problem zum Arzt gehen, um sich ein paar "kranke Tage" zu besorgen. Sie hätten auch Urlaub nehmen können. Ich habe auch schon welche mit aufmunternden Worten nach Hause geschickt, wenn ich wußte, dass sich da jemand kümmern kann. Zumindest in Teilen der jüngeren Generation scheint es einen Reflex zu geben: hat man ein Problem, geht man zum Doktor und hat erst mal frei. Allerdings gebe ich zu, dass man das nicht pauschalisieren kann. Βοηθός Ἑλληνικός "Therapie" ist natürlich optimal.

Depresssionen und eine gewisse Lebensunfähigkeit nehmen auch nach meiner Beobachtung unter jungen Menschen zu.
Aber das hat nicht Liebe zur Ursache, allenfalls eine Liebesunfähigkeit zur Folge.
Wer liebt, ist "himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt".