Γραικίσκος schrieb am 30.07.2011 um 16:44 Uhr (Zitieren)
(der Stoiker Kleanthes; zitiert nach: Wilhem Nestle (Hrsg.), Die Nachsokratiker. 2 Bde. Jena 1923; Bd. 2, S. 20)
Re: Die erstaunlichen Ameisen
Γραικίσκος schrieb am 31.07.2011 um 11:32 Uhr (Zitieren)
Mir gefällt seine Methode: ruhige Beobachtung, ein Vor-Urteil (Tiere haben keine Vernunft) zurückstellend, und am entscheidenden Punkt eine vorsichtige Deutung (wie als Lösegeld).
Es erinnert mich an Echnatons Beobachtung (in seinem Sonnen-Hymnus), daß die Küken bereits im Ei tschilpen ... und dann fällt ihm etwas auf: Wie kommen sie im Ei an Luft?
Re: Die erstaunlichen Ameisen
ανδρέας schrieb am 31.07.2011 um 12:25 Uhr (Zitieren)
Fraglich ist, ob aus der Beobachtung richtige Schlüsse gezogen werden. Welches Interesse hätten die Ameisen an der Rückgabe der toten Ameise haben sollen? Gehört dies zu ihrem Verhaltensrepertoire? Das ist eine stark vermenschlichende Interpretation, denke ich.
Re: Die erstaunlichen Ameisen
Γραικίσκος schrieb am 31.07.2011 um 12:40 Uhr (Zitieren)
Vermutlich.
Von Menschenaffen ist ein Verständnis für Tauschgeschäfte bekannt.
Ameisen?
Aber nehmen wir einmal an, daß Kleanthes diese Szene so beobachtet hat, der faktische Teil also gegeben ist. Warum haben die Ameisen sich so verhalten?
Re: Die erstaunlichen Ameisen
ανδρέας schrieb am 31.07.2011 um 12:57 Uhr (Zitieren)
Es könnte sich um sozialparasitäre Ameisen (dringen in fremde Bauten ein und versklaven das dortige Volk) gehandelt haben, die dem Geruch der toten Ameise zum Heimatbau gefolgt sind.
Der Wurm könnte zufällig herausgebracht worden sein, weil er z.B. verpilzt war und eine Gefahr für den Bau gewesen wäre. Den haben dann die anderen Ameisen mitgenommen - ein gefundenes Fressen sozusagen. Aber das lässt sich kaum ergründen. Immerhin gelten Ameisen als altruistische Lebewesen - zumindest die Arbeiterinnen. Da würde sich bei uns der Arbeitgeberverband sicher freuen. Aber wir sind ja keine Ameisen - zumindest nicht in Europa.
Re: Die erstaunlichen Ameisen
Γραικίσκος schrieb am 31.07.2011 um 13:26 Uhr (Zitieren)
Das ruft nach weiteren Experimenten mit Ameisen.
Eine andere Frage: Kann ein Wesen, das nicht auch egoistisch sein kann, sondern nur seinem natürlichen Programm folgt, altruistisch sein?
Das ist eine Frage nach der Verwendung eines Begriffes.
Beispiel: Schuldig kann nur jemand genannt werden, der auch unschuldig sein kann.
Ich bin mir freilich nicht sicher, ob das für alle oder für alle derartigen Begriffe gilt.
Man würde einen Stein nicht dumm nennen, wohl aber einen Menschen, der auch klug sein könnte.
Re: Die erstaunlichen Ameisen
ανδρέας schrieb am 31.07.2011 um 14:25 Uhr (Zitieren)
Altruistisch ist hier biologisch gemeint. Ameisen können sich nicht entscheiden. Insofern kann man keine ethischen Rückschlüsse ziehen. Interessanter ist es bei Menschenaffen. Vor Jahren fiel mal ein kleiner Junge in ein Affengehege und lag bewußtlos zwischen den Affen. Das als aggressiv eingestufte Alpha-Männchen schützte den Jungen vor den anderen Affen. Es hätte auch anders handeln können und den Eindringling als Bedrohung einstufen können - mit üblen Folgen. Diese Entscheidung war individuell und nicht rein programmgesteuert, denke ich.
Re: Die erstaunlichen Ameisen
διψαλέος schrieb am 31.07.2011 um 17:55 Uhr (Zitieren)
In diesem Zusammenhang sei an die Μυρμιδόνες erinnnert....
Re: Die erstaunlichen Ameisen
ανδρέας schrieb am 31.07.2011 um 20:10 Uhr (Zitieren)
Ja, διψαλέος, ein gutes Beispiel - Ameisenmenschen. Gehorsam und fleißig wie die Bienen. Heute gibt es nicht einmal Kamikazeflieger - zum Glück. Und sogar die Chinesen scheinen sich mit dem Individualismus anzufreunden. Auf die Dauer werden wohl auch die Nordkoreaner noch erkennen, dass der Mensch sich nicht entfalten kann, wenn er dauerhaft propagandistisch berieselt und "programmiert" wird.
Re: Die erstaunlichen Ameisen
διψαλέος schrieb am 31.07.2011 um 21:19 Uhr (Zitieren)
Zur Erimnerung:
die 'Myrmidonen' waren das Volk, bzw. das Heer des Achilleus.
Ich habe mir erlaubt, die entsprechende Passage aus dem wiki-Artikel zu copy&pasten.