Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche) (625 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 01.08.2011 um 23:25 Uhr (Zitieren)
(Lukian: Demonax 27)
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
διψαλέος schrieb am 01.08.2011 um 23:34 Uhr (Zitieren)
DAS war schon immer die Frage aller Hinterfrager, ob ein bestimmter Ort und ein bestimmter Ritus für Gott oder wem auch immer, wichtig ist, um sich die Gebete/Bitten/Anflehungen der Gläubigen zuzuwenden.
Einem allmächtigen (Wesen)/(Sein) dürfte es doch völlig egal sein, wie und wo es verehrt wird,
wenn es denn auf "Verehrung" so eifersüchtig
(auf wenn kann ein Allmächtiger "eifersüchtig sein"?) wert legt...
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
διψαλέος schrieb am 01.08.2011 um 23:35 Uhr (Zitieren)
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
διψαλέος schrieb am 02.08.2011 um 01:48 Uhr (Zitieren)
argh...
Nochmal:
Es dürfte einem allmächtigen Wesen, losgelöst von allen menschlichen Emotionen, Wünschen, Vorstellungen, doch völlig egal sein,
ob die Verehrung von irgendwelchen Kreaturen (in diesem Wortsinne!) an einem bestimmten Ort,
der ja nur für die Kreaturen relevant und bedeutsam ist,
oder zu einer bestimmten Zeit, die auch nur für
die Kreaturen bedeutsam ist,
oder durch einen bestimmten Ritus egal sein,
denn ein "Allmächtiger" braucht weder Ort, Zeit noch Ritus,
ja, nicht mal Verehrung!
Wenn sich ein "Allmächtiger" in seinem Wohlbefinden abhängig von der Verehrung macht, ist er nicht mehr "allmächtig"...
Jetzt kommt das Chistentum mit der Behauptung der "Liebe Gottes" zu seiner Schöpfung...
Ich behaupte, diese angenommene Liebe ist eine Schutzbehauptung der Verkünder der Lehren...
(um die Leute zur Raison zu bringen,
"seid brav und Gehorsam, lebt wie Lazarus von den krummen, die für euch während des irdischen Jammertals abfallen. Ihr werdet belohnt werden.
Stört euch nicht daran, daß wir, die Verkünder und Machthaber inzwischen in diesem Jammertal auf der Sonnenseite leben.)
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.08.2011 um 15:09 Uhr (Zitieren)
διψαλέος,
Deiner Behauptung möchte ich nur einen Beleg aus dem von Dir (wie ich finde, reichlich vulgär-materialistisch) gescholtenen Christentum entgegenstellen:
"Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten."
Mt. 6,6
P.S.: psssst: gehorsam, Krumen
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 02.08.2011 um 17:09 Uhr (Zitieren)
Ich glaube Lukian hat mit seiner spitzfindigen Bemerkung recht, dass im Prinzip der Ort egal ist, aber das ist ironisch gemeint. Die Menschen in der Antike brauchten einen gewissen Bezugspunkt für ihre Götter ....und das waren die Tempel und Heiligstätten, wie auch heute noch die Kirchen.
Ganz einfach, genau wie Bergbauern Kapellen als Bezugspunkte hatten und haben ....es ist eine gewisse Dankbarkeit.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 02.08.2011 um 17:18 Uhr (Zitieren)
Ich hinterfrage das Ganze auch nicht mehr:
Laß jedem seine Religion, nur wenn er mich in Ruhe lässt...(freie Bestimmung)
;-)
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
διψαλέος schrieb am 02.08.2011 um 17:21 Uhr (Zitieren)
Ich hinterfrage auch nicht mehr, seit ich erkannt habe, daß wir alle dem genetischen Diktat unterliegen....
;-)
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 02.08.2011 um 17:25 Uhr (Zitieren)
Genau, das ist es.
Sterben werden wir alle, was wir glauben, glauben wir ...und? Jeder kann glauben, was er will. Wenn das weltweit so frei wäre, bräuchten wir nicht darüber nachdenken. Und dann hätte Religion keine Macht mehr über Menschen.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.08.2011 um 17:43 Uhr (Zitieren)
Jeder kann glauben, was er will.
esto!
...
Und dann
(= wenn man das weltweit so frei halten könnte, daß man nicht mehr darüber nachzudenken häte)
hätte Religion keine Macht mehr über Menschen.
Das erscheint mir keine logische Schlußfolgerung, mit Verlaub.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
ανδρέας schrieb am 02.08.2011 um 18:23 Uhr (Zitieren)
Ich sehe das eher funktional: als die Menschen noch keine geschriebenen Gesetze hatten und die Gruppen, in denen sie lebten, immer größer wurden, war es sinnvoll, eine überragende Autorität zu „entdecken“, die gewisse Regeln und Verhaltensweisen „vorschrieb“, um die Gesellschaft zusammen zu halten. Umso mehr, als der Mensch die Natur um sich herum als unverständlich und willkürlich empfand, da sein Wissen über die Zusammenhänge noch nicht sehr ausgeprägt war. Da brauchte man einen sichtbaren Ort und Gegenstände, an denen man die dazugehörigen Rituale festmachen konnte. Der moderne Mensch emanzipiert sich heute davon weitgehend. Stellt sich die Frage, ob mit der Kritik an der Institution Kirche nicht auch einige ethische Grundlagen untergepflügt werden, da ich bezweifle, dass ein nicht nur unbedeutender Teil der Gesellschaft, die „göttlichen Gebote“ durch Regeln aus eigener Vernunft ersetzt und sie einhält, wenn gerade keine „guckt“. Hoffen wir also, dass der Verstand mit der Freiheit wächst.
(Schiller, Die Glocke)
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Nike schrieb am 02.08.2011 um 18:30 Uhr (Zitieren)
Hatten die Griechen in der Antike überhaupt die Vorstellung eines allgegenwärtigen Gottes? Anscheinend nicht, denn wenn sie einen Gott anriefen, dann immer mit dem Zusatz eines Ortes, z.B. "Apollon in Delphi". Unter diesen Umständen scheint mir der Bezug auf einen Ort, auch einen Tempel, sehr verständlich.
Ich nehme an, daher kommt das auch heute noch verwendete "Vater unser im Himmel"...
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Γραικίσκος schrieb am 02.08.2011 um 18:41 Uhr (Zitieren)
(Bertrand Russell: Warum ich kein Christ bin, Reinbek 1968, S. 14)
Zu Nike:
Ich nehme an, genau dieses Gottesverständnis stellt Demonax infrage.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 02.08.2011 um 18:55 Uhr (Zitieren)
@στρουθίον οἰκιακόν:
Doch...freies Denken und Glauben ist in Religionen oft ein Fremdwort.
Ich denke mit Grauen daran, wenn ich mich an alle Enzyklika der Päpste halten würde.
Da bin ich froh, dass ich frei entscheiden kann.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
ανδρέας schrieb am 02.08.2011 um 18:59 Uhr (Zitieren)
B. Russel war Wissenschaftler.
Der durchschnittliche Mensch ist kein Wissenschaftler. Schon Seneca stelte fest: Unusquisque mavult credere quam iudicare (De Vita Beata I,4). Wenn alle ihre Überzeugungen auf Beweise stützten, gäbe es keine Meinungen, nur Wahrheiten.
Die sind m.E. verdammt gefährlich! Vor allem deshalb, weil dummerweise die Beweislage in vielen Fällen (noch) nicht geklärt ist.
Solange jeder wenigstens akzeptiert, dass seine Überzeugung nicht die „Alleinseligmachende“ sein muss, besteht im praktischen Leben kein Problem.
Da soll dann jeder nach seiner Facon glücklich werden.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 02.08.2011 um 19:02 Uhr (Zitieren)
Völlig einverstanden, ανδρέας. So sollte es sein.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Γραικίσκος schrieb am 02.08.2011 um 19:10 Uhr (Zitieren)
Die Vorlesungen Russells sind in den 20er Jahren des 20. Jhdts. gehalten worden. Er kannte in seinem damaligen Optimismus gegenüber der Wissenschaft wohl Kurt Gödel noch nicht.
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Betty schrieb am 03.08.2011 um 10:52 Uhr (Zitieren)
Hallo! Könnte mir jemand einen englischen Satz ins Altgriechische übersetzen?
The only thing you have to fear is the fear itself, and the man behind the curtain.
Vielen Dank!!!!
Re: Im Grunde keine schlechte Frage (an die Kirche)
Γραικίσκος schrieb am 04.08.2011 um 20:42 Uhr (Zitieren)