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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ (713 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 05.08.2011 um 11:34 Uhr (Zitieren)
Mit scheint, der alte chinesischen Fluch "Möge dein Leben interessant sein!" geht in dieselbe Richtung.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Γραικίσκος schrieb am 08.08.2011 um 07:40 Uhr (Zitieren)
Möge dieses Forum interessant sein!
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
ανδρέας schrieb am 08.08.2011 um 11:32 Uhr (Zitieren)

Wieso ist "Möge dein Leben interessant sein!" ein Fluch?
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Γύγης schrieb am 08.08.2011 um 11:57 Uhr (Zitieren)
ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ

Ich habe dazu die Fähigkeit.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Γραικίσκος schrieb am 08.08.2011 um 19:27 Uhr (Zitieren)
Wieso ist "Möge dein Leben interessant sein!" ein Fluch?

Sicherlich deshalb, weil ein Leben voller Krieg, Inflation, Arbeitslosigkeit, Neid, Kampf, Ehebruch, Mord usw. wesentlich interessanter ist als ein Leben, über das man nichts weiter sagen kann, als daß es 60 oder 70 Jahre Zufriedenheit bedeutete.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
ανδρέας schrieb am 08.08.2011 um 19:45 Uhr (Zitieren)

Stimmt m.E. teilweise. Ein Leben in Zufriedenheit kann aber doch auch interessant sein: der Arbeit nachgehen (wenn mag sie mag), Kinder aufwachsen sehen, gute Gespräche führen, spannende Bücher lesen, Hobbys pflegen etc.
Nicht nur schlimme Dinge sind interessant. Realistischer Weise wird es immer Krisen geben.
Vor Jahren habe ich mal mein Auto auf`s Dach gelegt. Zum Glück nur Blechschaden und ein umgestalteter Acker. Pech - aber interessant, wenn ich mich heute daran erinnere.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 08.08.2011 um 20:41 Uhr (Zitieren)
Sehe ich ähnlich, ανδρέας.
Ob für einen sein Leben interressant und zufrieden ist, ist sehr individuell und persönlich. Der eine findet das Leben eines anderen langweilig oder interessanter. Ich habe in meiner Praxis schon Leute erlebt, die trotz Schicksalsschläge mit ihrem jetzigen Leben zufrieden sind und andere, die jammern, aber von außen gesehen eigentlich keine Probleme haben.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 08.08.2011 um 20:53 Uhr (Zitieren)
Da fällt mir gerade ein Patient ein, der eine schwere Depression hatte und aus der Klinik kam mit positiver Stimmung:
Originalton:
"Ich hatte eigentlich gar keine Probleme, eigentlich hätte ich zufrieden sein können, aber ich habe mich geradezu ins Jammertal gejammert"
.....und wir mußten beide lachen :-)
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Γραικίσκος schrieb am 08.08.2011 um 22:06 Uhr (Zitieren)
Aber diese Verfluchung "Möge dein Leben interessant sein!" gibt es nunmal im Chinesischen; das habe ich von mehreren Seiten gehört - und immer: daß es ein Fluch ist.
Mir gefällt die höfliche, geradezu verdeckte Art dieses Fluches. Das ist doch sehr viel sublimer als "Mögest du in der Hölle schmoren!" Und es geht, wie mir scheint, von einer dem Epikur verwandten Idealvorstellung von Leben aus.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 08.08.2011 um 22:12 Uhr (Zitieren)
Ob es das im Chinesischen gibt, weiß ich nicht, aber es mir in diesem Fall ziemlich egal ...ich bilde mir da immer meine eigene Meinung. Wir sollten da nicht immer zu "gläubig" sein ..
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 08.08.2011 um 22:15 Uhr (Zitieren)
..was Vorstellungen der Antike betrifft.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 08.08.2011 um 22:18 Uhr (Zitieren)
Prinzipien der Antike sind heute allgemeingültig, aber nicht alle ..
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
ανδρέας schrieb am 08.08.2011 um 23:11 Uhr (Zitieren)

Die antiken Gedanken und Prinzipien können Anregung sein, Denkanstoß, aber doch keine Vorschrift - zumal es ja gegensätzliche Auffassungen gibt, genau wie heute. Den Stein der Weisen wird man da auch nicht finden. Βοηθός bildet sich eine eigene Meinung und das ist gut so. Es gibt kein "Navigationssystem", dass man einfach einstellt und sicher zum Ziele führt.
Selber denken! Und vor allem: den Zielort muss man selber bestimmen. Es fahren ja nicht alle in die selbe Richtung. Und das ist wirklich INTERESSANT.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Γραικίσκος schrieb am 09.08.2011 um 07:57 Uhr (Zitieren)
Ob für einen sein Leben interressant und zufrieden ist, ist sehr individuell und persönlich.

Ich versuche es einmal mit einem Gedankenexperiment und denke mir eine Familie aus: Familie M, bestehend aus Frau M., Herrn M. und zwei oder drei entzückenden M.-Kindern. Etwa so:
Little boxes on the hillside
Little boxes made of tickytacky
Little boxes, little boxes, little boxes
All the same
There’s a green one
And a pink one
And a blue one
And a yellow one
And they’re all made out of tickytacky
And they all look just the same

And the people in the houses
All go to the university
And they all get put in boxes
Little boxes all the same
And there’s doctors
And there’s lawyers
And business executives
And they’re all made out of tickytacky
And they all look just the same

And they all play on the golf course
And they drink their Martini dry
And they all have pretty children
And the children go to school
And the children go to summer camp
And then to the university
And they all get put in boxes
And they all come out the same

And the boys go into business
And marry and raise a family
And they all get put in boxes
Little boxes all the same
There’s a green one
And a pink one
And a blue one
And a yellow one
And they’re all made out of tickytacky
And they all look just the same

Herr M. ist, ich betone dies ausdrücklich, zufrieden. Aber niemand wird sein Leben sonderlich interessant finden; es reicht für keinen Roman, kein Drama, allenfalls für dieses kleine satirische Lied von Malvina Reynolds.
Nun begibt es sich, daß Frau M. sich denkt: "Das kann doch noch nicht alles sein im Leben. Das ist ja sterbenslangweilig!" Sie beginnt daraufhin eine außereheliche Affäre mit Herrn P.
Und sogleich wird Herrn M.s Leben interessanter. Wir können uns nun allerlei Konsequenzen denken wie Eifersucht, gewalttätige Auseinandersetzungen, Konflikte um die Kinder und den Familienbesitz, vielleicht Mord ... wer weiß?
Wir haben den Stoff zu einem Drama in der Hand. Wie interessant Herrn M.s Leben doch geworden ist! Nur zufrieden ist er leider nicht mehr.

So fasse ich den Sinn dieses schönen Fluches auf.
Wer ihn nicht mag, kann es ja auch mit Heinrich Heine halten: "Gerne will ich meinen Feinden verzeihen. Aber nicht, bevor ich sie hängen sehe."
Wer jedoch nicht einmal Feinde hat, der wird wohl wirklich kein interessantes Leben führen - eher ein heiligmäßiges, langweiliges.

Die Griechen wußten schon, was ein interessantes, spannendes Leben ausmacht: ihre Dramen und Epen zeugen davon - Mord, Krieg, Ehebruch, Inzest.
War Ödipus ein zufriedener Mensch? Gewiß nicht. Aber er hatte ein spannendes Leben.
Epikur zog das zufriedene Leben vor.

Erzähle mir niemand, daß sich daran bis heute etwas geändert hätte. Mit dem Leben eines zufriedenen Menschen kann man keinen "Tatort" gestalten - allenfalls einen Dokumentarfilm über das schöne, sagen wir, Niederbayern, der mitternächtlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit läuft.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
ανδρέας schrieb am 09.08.2011 um 09:00 Uhr (Zitieren)
Leider kann ich Chinesisch nicht beurteilen und den Begriff "interessant" mit seinen Nebenbedeutungen nicht einordnen. Nach meinem europäischen Verständnis ist "Interessant" positiv besetzt und als Oberbegriff zu verstehen. Der Gegensatz wäre "uninteressant". Als Mensch ist man ja neugierig, will also Dinge entdecken, die man noch nicht kennt. Dabei stößt man natürlich auch auf Tragödien, Schicksale, Gier (das Wort steckt auch in "neugierig") und menschliche Abgründe. Aber um das zu vermeiden müsste man schon als Eremit leben. Das Leben ist ein Risiko und Zufriedenheit wird man sicher nicht finden, wenn man ein Ideal sucht und die Zufriedenheit davon abhängig macht. . Und den Wert der Zufriedenheit kann man doch auch nur ermessen, wenn man auch die Unzufriedenheit kennt.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 09.08.2011 um 09:14 Uhr (Zitieren)
Ich finde das Gedankenexperiment zu pauschalierend.
"interessant" hat für mich eine andere Bedeutung, die muß nicht nur aus Drama, Auseinandersetzungen usw. bestehen. Ein interessantes Leben kann Teile davon haben oder auch nicht ...und trotzdem ist derjenige zufrieden. Für mich ist z.B. interessant, wenn ich eine Bergtour mache und wie zuletzt wieder mal wilde Steinböcke sehe, obwohl ich auf diesem Berg schon x-mal war.
;-)
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 09.08.2011 um 09:40 Uhr (Zitieren)
Diese Aussage von andreas finde ich sehr zutreffend, gerade was auch antike Statements betrifft:
Die antiken Gedanken und Prinzipien können Anregung sein, Denkanstoß, aber doch keine Vorschrift - zumal es ja gegensätzliche Auffassungen gibt, genau wie heute...
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Πέγασος schrieb am 09.08.2011 um 10:15 Uhr (Zitieren)
Das Wort "interessant" kann auch im Deutschen zweideutig sein. Wenn ich z.B. zum Essen eingeladen werde, dieses Essen mir jedoch nicht schmeckt, ich andererseits die Köchin oder den Koch nicht beleidigen will, bezeichne ich das Essen auch als "sehr interessant".
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Γραικίσκος schrieb am 09.08.2011 um 11:23 Uhr (Zitieren)
Ja, dieses Wort 'interessant' schillert in einer Vielzahl von Bedeutungen. (Ein wunderbares Wort!) Und das machen sich anscheinend Chinesen zunutze, um auf relativ höfliche Weise ihre tiefe Mißbilligung auszudrücken.
Inzwischen weiß ich immerhin, was ich davon zu halten habe, wenn jemand mein Ansichten 'interessant' nennt.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
ανδρέας schrieb am 09.08.2011 um 12:04 Uhr (Zitieren)

Es gibt neben der rein verbalen Information ja immer den kulturellen Zusammenhang, den man als Außenstehender im Kontext oft nicht versteht. M.W. sagen Chinesen nie "nein", sondern auf eine Weise "ja", dass Eingeweihte die ablehnende Haltung verstehen. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Wie soll man auch jemandem, der sich die Mühe gemacht hat, ein Essen zuzubereiten, auf die Frage nach dem Geschmackserlebnis antworten, wenn es nicht gemundet hat? Πέγασος
Lösung ist da ein Beispiel ...
Ohne kulturellen Kontext ist das Erlernen einer Sprache wie theoretischer Sportunterricht - man weiß, wie es geht, aber man kann es nicht.
Re: Zum Prinzip des ΛΑΘΕ ΒΙΩΣΑΣ
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 09.08.2011 um 15:04 Uhr (Zitieren)
Kultureller Hintergrund ist da sehr wichtig.
Gerade auch die Japaner haben eigene sprachliche komplizierte Varianten und Ausdruckweisen, gerade mit wem man redet und welchem Rang dieser angehört und wehe man weicht da ab! Das ist uns in dieser Ausprägung völlig unbekannt.
 
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