Das ist aber übel für diejenigen, die wissen wollen, wie's ausgeht...
(Sepp Herberger, der große Fußball-Stratege und Konfuzius des Fußballs, auf die Frage, warum so viele Leute zu einem Fußballspiel gingen:
"Weil sie wissen wollen, wie's ausgeht.")

Das Stück ist bereits zu John Cages Lebzeiten aufgeführt worden ... und dauerte damals ca. 30 Minuten. Damals wurde "as slow as possible" etwas moderater aufgefaßt.

Eine Dauereintrittskarte für dieses Konzert könnte sich zu einem Familienerbstück entwickeln.

Das Stück setzt zumindest einen Kontrapunkt zur schnelllebigen Gegenwart. Man kann sich ja zwischen "c" und "fis" mal schnell den Minutenwalzer gönnen - zur Auflockerung. Hat diese Aufführung in der Kirche einen religiösen Hintersinn?

Der Akkord wechselt alle paar Monate; da paßt also mehr zwischen als der Minutenwalzer - da passen sämtliche Wagner-Opern rein, wenn ich mich nicht täusche.
Einen christlich-religiösen Sinn hat diese Aufführung nicht. So weit ich weiß, hat John Cage - wie viele Intellektuelle - mit Zen sympathisiert; aber eine Aufführung in dieser exorbitanten Länge geht eh nicht auf seine Idee zurück.
Ich war noch nicht bei diesem Konzert (eilt ja auch nicht); aber ich kann mir vorstellen, daß man sehr ruhig wird dabei.

Das Klavierstück von John Cage, bei dem kein einziger Ton gespielt wird, kennt Ihr?

4`33", nunja. Welch ein Unsinn.

Das Werk für Klavier und Orchester ist zu erleben unter:
http://www.youtube.com/watch?v=hUJagb7hL0E

Über Kunst sollte man sich nicht streiten. Es ist lustig. Dazu fällt mir zu Loriot`s Andenken seine Hustensymphonie ein:

http://www.youtube.com/watch?v=1C8b3paSp3Y

Loriot war grandios.

4`33", nunja. Welch ein Unsinn.

Komisch, nicht wahr? Wozu braucht man ein Orchester, wenn es nicht spielt? Braucht man wirklich zwei Geigen, oder reicht eine? Was steht auf dem Blatt, das der Dirigent aufschlägt?

Und was passiert, wenn ein Musiker sein Instrument zu Hause vergisst?

Kann es sein, daß Ihr einen Witz tötet, indem Ihr ihn ernst nehmt?

Zu Zeiten meiner jugendlichen Sturm- und Drangzeit habe ich das Konzept der "organischen Musik" entwickelt.
Leider hatte ich nie die Möglichkeit, Werke dieses Genre aus meiner Feder vor einem breiterem Publikum zur Aufführung zu bringen.
Man wollte von mir immer nur die damals üblichen und gehörgewohnten Standarts hören.
Ich habe sogar noch Partituren in meinem Privatarchiv, echte Manuskripte!

N.N., der Erfinder der organischen Musik! Kannst Du daraus nicht noch etwas machen? Die Welt schreit nach ungewöhnlichen Hörerfahrungen, oder?

ja, ich habe schon daran gedacht, die Gebrüder Klitschko zu verpflichten.
Aber, ihre Mutter hat ihnen ja verboten, gegeneinander anzutreten.
Auch Reiner Calmund wird wohl nicht wollen.

διψαλέος Konzept der organischen Musik hört sich schon mal interessant an. Ob Musik gut ist, hängt doch vom Geschmack ab. Hauptsache sie gefällt (bis zur Ekstase), finde ich.
Man müsste mal reinhören können ...

@ανδρέας,
das kannst du.
Was gibt es denn bei dir morgen zum Mittagessen?

Also, das Grundprinzip der "organischen Musik" ist es, daß sämtlich eingesetzte Instrumente nur aus organischen Bestandteilen existieren dürfen,
also keine Blech- oder Eiseninstrumente.
Die Saiten müssen vorzugsweise aus Katzendärmen bestehen.
Zudem kommen weitere organische Materialien zum Einsatz, auch noch lebende...
z.B. in meinem Werk "Suite für kleines Orchester und zwei Boxer" op.4 Röchel-Verzeichnis.

@διψαλέος,

morgen gibt es Weißwurst mit Brezel und Senf (Develey oder Hausmacherart "König Ludwig").
Dazu vermutlich ein Schneider -Weißbier.
Möglicherweise kann man das Glas klanglich verwenden, aber den Rest?
:-D

Weißwurst, Brezel, Senf sind sehr gut geeignet,
das Weißbier auch.

Also, dann nennen wir es mal "Prélude à l'après-midi"
und nehmen eine kammermusikalische Instrumentation
sowie die Sonatensatzform.....

Auf Youtube habe ich mal Leute gesehen, die sich aus Gemüse Instrumente gebastelt haben. Möhren- oder Zucchini-Pfeifen und dergleichen.

Ist Cage denn nicht ernstzunehmen?

Warum muß man sich da im Sinne eines Entweder-Oder entscheiden? Warum sollte ein Mensch, der einen ernsthaften Beitrag zur Musik leistet, sich nicht auch einmal einen Scherz erlauben? (so wie Joseph Haydn in seiner "Symphonie mit dem Paukenschlag")
4'33'' halte ich für einen Scherz - doch das ist kein Gesamtureteil über John Cage.
Die Ernsthaftigkeit, mit der das Symphonieorchester diesen Scherz inszeniert, ist meiner Ansicht nach ein Teil dieses Scherzes, und nicht sein geringster.

Daß die Kunst gezielt etwas verweigert, was man traditionell eigentlich zu erwarten hat, ist nicht einmal ein neuer Einfall von John Cage. Von Samuel Beckett gibt es Theaterstücke und Fernsehspiele, in denen kein einziges Wort gesprochen wird: "Quadrat I + II" z.B. Und auch diese Stücke oszillieren zwischen Scherz und Ernst.

Und, @ανδρέας, wie war das Mittagskonzert?

Um deine Neugier zu befriedigen, διψαλέος, meine Mittagssymphonie war ein sinnlich kulinarischer Erfolg.
;-)

ein sinnlich kulinarischer Erfolg.

Da hast du aber etwas falsch gemacht.
Ich meinte eher ein auditorisches Erfolgerlebnis...

+s

Ja, soll ich die Weißwurst durch das Ohr zuzeln?
Ich habe aber eine klangvolle Idee a`la Heavy Metal: man lege eine Weißwurst mitsamt Messer und Gabel, einem Weißwurstglas und Senf sowie eine unbespielte CD in eine Mikrowelle und lausche dem Prozess fortschreitender Klangfülle bis zum orgiastischen Finale. Kontrapunktisch erfolgt zuallerletzt ein versöhnlich mildes "Ping".
Fertig ist die Weißwurst-Sonate.

Oje. Eigentlich meinte ich auch nicht den gesamten Cage, sondern das Stück.

Ich hatte es so verstanden, dass es ein durchaus ernstes Stück ist.

Cage ist ein durchaus ernsthafter Komponist gewesen.
Es geht, wie bei allen Komponisten der "Neuen Musik" um das Aubbrechen von alteingefahrenen Hörgewohneiten und das Infragestellen des "Kulturbetriebes".
(Am besten, man sehe sich den Rummel in Bayreuth an: Wer von den dort auflaufenden "Prominenten" hat sich denn wirklich mal ernsthaft mit der Musik Wagners auseinandergesetzt? Und zwar nicht nur im Schnelldurchgang, damit man dem fragenden Reporter eine kluge und sichere Anwort geben kann...)

Ja, soll ich die Weißwurst durch das Ohr zuzeln?

Nein,
aber aufmerksam lauschen, wie der Senf auf die Weißwurscht tröppelt,
bzw. wenn du ein "Eindipper" bist, welche Melodie beim Eindippen der Wurst in das Senftöpfchen erklingt.
Leider besitze ich nicht das "absolute" Gehör, sonst könnte ich dir sagen, welcher Ton das ist.

Ich war einmal von einem Cage-Klavierstück, das ein Schüler vorgetragen hat, richtiggehend bezaubert. Leider weiß ich den Titel nicht mehr, sondern nur noch, daß etliche Klaviersaiten vorab - mit Watte und kleinen Holzpflöcken - manipuliert wurden.

daß etliche Klaviersaiten vorab - mit Watte und kleinen Holzpflöcken - manipuliert wurden.

Das kenne ich auch, aber den Titel weiß ich auch nicht mehr

Tja, im Prinzip wissen wir viel; nur haben wir leider alles vergessen.
Aber mit Bob Dylan dürfen wir singen: "I forgot more than you'll ever know."

AHA!
http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4pariertes_Klavier

es war irgendwas mit "präparitem Klavier"

+e...

Donnerwetter....
diese kleinen laptop-Tasten

5.September:
seit genau 10 Jahren wird das Werk aufgeführt

von der heutigen Startseite der wikipedia:

2001 – Die auf eine Gesamtspieldauer von 639 Jahren angelegte Aufführung des Orgelstückes ORGAN²/ASLSP beginnt.