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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Lernen aus der Antike (310 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 30.08.2011 um 14:08 Uhr (Zitieren)
Ich könnte nie sagen, daß irgendjemand ein adäquates Verständnis von der Antike, beispielsweise von der antiken Philosophie, besitzt. Ich bezweifle sogar, daß antike Philosophen ein adäquates Verständnis von antiker Philosophie besaßen. Oder wollte jemand behaupten, daß Platon die Ansichten des Sokrates adäquat wiedergibt? Das tut er in vielen Dialogen erkennbar nicht; Sokrates wird mehr und mehr zu einer Person, der Platon eigene Gedanken in den Mund legt.
Adäquates Verständnis mag eine regulative Idee sein, die sich darin ausdrückt, daß man
- Texte sehr sorgfältig liest,
- sie in ihren Kontext einordnet (so weit das möglich ist - schwierig bei Fragmenten) und
- sie bezieht auf alles, was man sonst noch, also aus anderen Quellen, über den Menschen weiß, dessen Werk man zu verstehen versucht.

Aber interessanter finde ich es noch, sich selbst durch die Lektüre antiker Texte zu eigenen Ideen anregen zu lassen, also durch sie eigene Gedanken zu denken ("selber denken") und eigene Texte zu schreiben. Das erscheint mir kreativer.
So sind wohl - das ist jedenfalls mein Eindruck - schon antike Autoren miteinander umgegangen. Und natürlich hat auch später noch dieses Vorgehen faszinierende Adaptionen antiker Stoffe, Themen und Gedanken hervorgebracht.
Solche Werke darf man redlicherweise dann freilich erst recht nicht mehr als ein adäquates Verstehen vorgegebener Texte darstellen.

Zwei Argumente habe ich für dieses Vorgehen:
1. Es scheint mir auch in der Antike gängige Praxis gewesen zu sein. Wenn z.B. ein antiker Historiker die Rede eines Politikers wiedergibt, dann handelt es sich in aller Regel nicht um das, was er wirklich gesagt hat, sondern um das, was er gesagt haben könnte oder nach Auffassung des Historikers besser gesagt hätte.
2. Dieses Verfahren gleicht dem, das man in einer ingtelligenten Kommunikation anwendet, in der man sich durch die Beiträge des Gesprächspartners zu eigenen Gedanken anregen läßt. Ein bloßes Kolportieren von Gedanken anderer ist vergleichsweise steril, denn es führt nicht über deren Gedanken hinaus.

So ist es jedenfalls meine Ansicht.
Re: Lernen aus der Antike
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 30.08.2011 um 14:52 Uhr (Zitieren)
Deine Ansicht kann ich gut teilen, nicht nur wenn man Platon, sondern auch Thukydides als Historiker liest. Bei den Römern genauso: Sallust bringt in seiner Darstellung "De Coniuratione Catilinae" viel Moralisches seiner Zeit ein.
Sich selbst Gedanken zu machen ..genau das ist der Schlüssel zu vielen.
 
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