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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Frage des Andreas (336 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2011 um 11:45 Uhr (Zitieren)
Denn neulich [erzählt Sokrates], bester Mann, hat mich einer recht in Verlegenheit gesetzt, als ich an gewissen Reden einiges tadelte als schlecht, anderes lobte als schön, indem er mich, und das ganz spöttisch, so etwa fragte: Πόθεν δέ μοι σύ, ἔφη, ὦ Σώκρατες, οἶσθα ὁποῖα καλὰ καὶ αἰσχρά; Ἐπεὶ φέρε, ἔχοις ἂν εἰπεῖν τί ἐστι τὸ καλόν;

(Platon: Hippias I 286c-d)
Und während der "Hippias" hinsichtlich dieser Frage noch aporetisch endet, also lediglich falsche Antworten ausscheidet, gelangt Platon im "Philebos" zu einer positiven Antwort.
Re: Die Frage des Andreas
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2011 um 21:47 Uhr (Zitieren)
Symmetrie und Proportionalität, wie gesagt.
Re: Die Frage des Andreas
Γραικίσκος schrieb am 05.09.2011 um 10:39 Uhr (Zitieren)
Ich glaube, das Thema Ästhetik ist ersteinmal durch. Ich hoffe, ich habe deutlich machen können, daß Platon
- eine verblüffende These aufstellt, nämlich daß es für die Prädikate 'gut', 'schön' und 'wahr' ein gemeinsames Kriterium gebe und
- daß er dafür Argumente beibringt, wie es sich für einen ordentlichen Philosophen gehört.
Re: Die Frage des Andreas
ανδρέας schrieb am 05.09.2011 um 18:36 Uhr (Zitieren)

Wie hätte Platon Arno Brekers Kunstwerke gewürdigt? Sie sind überaus ästhetisch, wenn ich Symmetrie und Proportionalität als Kerngesichtspunkte annehme. Rückzuck kommt man dann zu dem Punkt, wo man Kunst als "entartet" einordnet. M.E. sollte man hinsichtlich des Geschmacks mehr Spielraum haben. Überraschung und Originalität sind da auch Aspekte, finde ich. Argumente ja. Aber Vorsicht mit der Allgemeingültigkeit, denke ich.
Re: Die Frage des Andreas
Γραικίσκος schrieb am 05.09.2011 um 18:53 Uhr (Zitieren)
Du scheinst mir so auffallend wenig neugierig auf Platons Argumente zu sein. Wie mag er das begründen?

Wie auch immer: sie stehen im "Philebos".

Allerdings vermute auch ich, daß für Platon Brekers Kunst schöner wäre als die Lehmbrucks.
Ich bin mir freilich nicht sicher, ob Lehmbruck Schönes darstellen wollte.

Ganz eindeutig ohne die Ambition, Schönes darstellen zu wollen, und dennoch große Kunst: Francis Bacon.
Re: Die Frage des Andreas
ανδρέας schrieb am 05.09.2011 um 19:14 Uhr (Zitieren)

Ich bin durchaus interessiert an seinen Argumenten, habe sie aber noch nicht im Philebos gelesen, gebe ich zu. Da ich aber Leute kennen, deren Geschmack und Schönheitsempfinden sehr unterschiedlich ist und sich mir auch nicht immer erschließen will, wehrt sich etwas in mir, Regeln, die ich durchaus nachvollziehen kann, für allgemeingültig anzusehen. Aber ich werde es nachlesen. Mir fällt zu manchen Kunstwerken ein alter Spruch ein: "Es muss Kunst sein. Für Handwerk ist es zu schlecht".
Re: Die Frage des Andreas
ανδρέας schrieb am 06.09.2011 um 19:42 Uhr (Zitieren)
Ich habe mir den Philebos auf Zeno.org durchgelesen (auf Deutsch, der ist ja lang). Ich habe es so verstanden ...

Zusammenfassung: Das Gute wird ersichtlich aus der Schönheit (Kriterium: Symmetrie) Proportionalität (Maß) und Wahrheit(3 Qualitäten). Es ist für die wenigsten Menschen erreichbar, aber erstrebenswert. Das eine Ziel des Guten ist eine Mischung dieser Qualitäten, also gibt es eine Ordnung, der die Mischung unterworfen ist. Die richtige Mischung von Lust (Gefühl) und Einsicht (Verstand) bedeutet ein gutes Leben, da es den Ordnungskriterien von Schönheit, Maß und Wahrheit entspricht. Das eine Ziel ist die Einheit der 3 einzelnen Ziele.

Das könnte ich unterschreiben, wobei dies ja auch individuelle Unterschiede zulässt. In diesem Falle war ich etwas beschränkt in meiner Ansicht ...
Re: Die Frage des Andreas
Γραικίσκος schrieb am 06.09.2011 um 20:44 Uhr (Zitieren)
So ist es in etwa richtig - mit dem Zusatz, daß der Anteil der Vernunft an der Mischung (die man "das richtige, zum Glück führende Leben" nennen kann) größer sein muß als derjenige der Lust, also nicht 50 : 50.
Ein Argument dafür, an das ich mich erinnere, lautet: weil es die Vernunft ist, die allein das richtige Maßverhältnis herausfinden kann (durch Nachdenken); die Lust als solche ist zu dumm dazu.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Dialog "Philebos" nach diesem Vertreter des Lustprinzips zwar heißt, daß Philebos aber an der Diskussion nicht teilnimmt, weil er sehr schnell die Lust (!) daran verliert.
Lust strebt nicht nach Einsicht.

Im Prinzip gilt: Ein Leben, das nur aus Lust oder nur aus Vernunft besteht, ist weder gut (glückbringend) noch schön noch wahrhaftig.
Re: Die Frage des Andreas
Γραικίσκος schrieb am 06.09.2011 um 20:44 Uhr (Zitieren)
Im Prinzip gilt: Ein Leben, das nur aus Lust oder nur aus Vernunft besteht, ist weder gut (glückbringend) noch schön noch wahrhaftig.

Kann man dem ernsthaft widersprechen?
Re: Die Frage des Andreas
ανδρέας schrieb am 06.09.2011 um 21:41 Uhr (Zitieren)

Nein. Sicher nicht. Kopf und Herz gehören zusammen, aber der Kopf sollte das letzte Wort haben.
 
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