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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Dieter Nuhr über Geschichte (583 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2011 um 14:23 Uhr (Zitieren)
An dieser Stelle noch ein kleiner Exkurs. Es stellt sich ja irgendwann die Frage: Warum muss ich das alles wissen? Speziell Geschichte beschäftigt sich ja mit Dingen, die meistens schon waren, also Geschichte sind. Da stellen sich Fragen, die man nicht wirklich beantworten kann. Wäre Hitler als türkischer Gastarbeiter ein erfolgreicher Obsthändler geworden? Wäre Napoleon mit einer Körpergröße von 1 Meter 98 nicht über Europa hergefallen, sondern Richtung Hollywood abgereist, um dort aufstrebende Models oder Hotelerbinnen zu begatten? Alles hypothetisch. Allerdings sind dies auch nicht die wichtigsten Fragestellungen des Geschichtswissenschaftlers. Schade eigentlich. Denn wenn sich unsere Historiker mehr mit Ästhetik und Sex beschäftigen würden, würde man ihnen häufiger zuhören.

[Quelle: Dieter Nuhr, Der ultimative Ratgeber für alles. Köln 2011, S. 186]
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
ανδρέας schrieb am 04.09.2011 um 16:47 Uhr (Zitieren)

Und hätte er sein Studium beendet, wäre er Nuhr Lehrer (Kunstpädagogik und Geschichte) geworden und hätte dort weder Ästhetik noch Geschichte mit Sex verbinden dürfen. Nuhr schade, dass er sich an seine eigenen Sprüche nicht halten will:"Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten." War Nuhr`n Gag.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Σαπφώ schrieb am 04.09.2011 um 23:39 Uhr (Zitieren)
Insbesondere letzteres Zitat lässt mich des öfteren eine Personalunion mit meinem ehemaligen Deutschlehrer vermuten...

Leider denke ich, dass der gute Mann nicht ganz Unrecht hat. Wenn ich mir Großbritannien anschaue, so genießen die Altertumswissenschaften dort wegen nachfragegerechten Umgangs mit den Thematiken eine größere Popularität in populärwissenschaftlichen Büchern, Fernsehshows und Comedy. An dieser Stelle sei auf das Buch "An Ancient Guide to Modern Life" von Natalie Hayes (eine in GB bekannte Komödiantin) verwiesen. Eines ihrer Kapitel nennt sich "Frankly Medea, I don't give a damn!", leider, so gestand sie uns bei ihrem Auftritt bei der erwähnten Summer School, ist diser Titel nicht von ihr selbst, sondern, wenn ich mich recht entsinne, von ihrem Freund. In dem Buch geht sie auch darauf ein, wie antikes Drama seinen Weg in moderne Soap Operas findet... Außerdem geht es um den Sex-Streik der Belgierinnen und weitere Nuhr'sche Themen. Ich denke, das Buch einer Classics-Studentin aus Cambridge hat seine Berechtigung.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Γραικίσκος schrieb am 05.09.2011 um 10:33 Uhr (Zitieren)
Leider denke ich, dass der gute Mann nicht ganz Unrecht hat. Wenn ich mir Großbritannien anschaue, so genießen die Altertumswissenschaften dort wegen nachfragegerechten Umgangs mit den Thematiken eine größere Popularität in populärwissenschaftlichen Büchern, Fernsehshows und Comedy.

Da liegt in Deutschland vieles im Argen. Die Altertumswissenschaften kommen recht langweilig daher - sieht man einmal von Jan Assmann und Christian Meier ab, die freilich am Ende ihres Lebens stehen.
In unserem bescheidenen Rahmen bemühen freilich auch wir in diesem Forum uns darum, die Antike in ihrer bunten Vielfältigkeit und ihren immer noch aktuellen, weil zeitlosen Fragen lebendig zu halten.
Oft kommt sie mir lebendiger vor als so manche Fernsehshow, bei der ich mir denke: Sieh an! Diese Leute sind tot und wissen es nicht!
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Ὑληβάτης schrieb am 05.09.2011 um 10:55 Uhr (Zitieren)
Dabei ist doch aber die Außensicht viel wichtiger. Was "süssemaus24" und "Darklord_Vampyro" von diesem Forum halten (würden), unterscheidet sich m.E. nicht von dem, was sie vom Latein- oder Geschichtsunterricht halten. Dabei will ich natürlich die beiden oder andere nicht vorschnell verurteilen, auffällig ist doch aber ... naja, dass es nicht viele Leute sind, die sich hier so rumtreiben. "Lebendig-Halten" ja, Gegensatz zum "im Argen" eher nein.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Γραικίσκος schrieb am 05.09.2011 um 11:25 Uhr (Zitieren)
Da magst Du Recht haben. Vielleicht. Du gehst von den Menschen aus, die hier schreiben; das sind wenige, zugegeben. Aber wer liest hier? Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß die Zahl der Aufrufe nicht ganz so groß ist wie bei einem neuen YouTube-Video von Lady Gaga. Aber wir sind ja auch nicht gaga.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Ὑληβάτης schrieb am 05.09.2011 um 11:40 Uhr (Zitieren)
[schmunzelnd] Die Masse des Eisbergs, die im Verborgenen liegt und lauert?
Vielleicht hast Du Recht, wenn Du die Wirkung nicht am Teil der Partizipierenden festmachst - das ist m.E. ein großer Fehler im Grundgedanken des Web 2.0; aber der Gedanke ist in mir noch nicht ausgereift.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Γραικίσκος schrieb am 05.09.2011 um 11:59 Uhr (Zitieren)
Wenn Du in einem Forum wie diesem schreibst, hast Du - mehr oder weniger - Leser. Das unterscheidet das Schreiben hier nicht von Bücherschreiben. Aber in aller Regel erhältst Du auch eine Antwort. Das ist bei Büchern, vielleicht von sehr berühmten Autoren abgesehen, anders.
Insofern ist am Web 2.0 schon was dran, meine ich.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Σαπφώ schrieb am 05.09.2011 um 12:19 Uhr (Zitieren)
Die Leute sind tot und wissen es nicht? Jetzt wird Sartre ausgepackt... Auf der anderen Seite, ist es nicht auch ziemlich tot, sich in einem Forum herumzutreiben, von dem man eben nicht weiß, wieviel Output es da so gibt, statt auf die Bühne zu gehen und zu sagen "Okay, wenn ihr Sex wollt, dann machen wir jetzt Zeus."
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Σαπφώ schrieb am 05.09.2011 um 12:22 Uhr (Zitieren)
Ach ja, ein Highlight aus der letzten Woche von Facebook:
"Hmm, were I translating 'I've bought a dress from New Look', I would venture 'vestem a taberna, Novo Aspectu nomine, emi', putting 'New Look' into the same case as tabernam as a qualifier. So I agree an accusative of motion would fit M&S: 'ad tabernam, Marcum Spenceremque nomine, ad togam emendam eamus', perhaps?"
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Ὑληβάτης schrieb am 06.09.2011 um 11:11 Uhr (Zitieren)
wenn ihr Sex wollt, dann machen wir jetzt Zeus.
?

Am Web2.0 ist auf jeden Fall etwas dran; das meinte ich nicht. Die Frage ist doch, wer tatsächlich "die Partizipierenden" sind. Der Unterschied zum Web 1.0 (sagt man das so?) ist da m.E. gar nicht so groß.
Re: Dieter Nuhr über Geschichte
Σαπφώ schrieb am 06.09.2011 um 18:00 Uhr (Zitieren)
Zum Beispiel die Story mit dem Mädchen, das Hera gebeten hat, Zeus um den Gefallen zu bitten, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Der hat er dann das Kind aus dem Leib geschnitten, das sie von ihm erwartete, und es sich selbst eingesetzt. Natalie Hayes hat daraus eines unserer Lieblingszitate gemacht: "Im Grunde genommen ist Zeus wie ein Adventskalender. Wenn die Zeit reif ist, macht er einfach das Türchen auf und holt das Goody raus."
 
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