Leg los. Ich bin gerade in der Laune.
Ob man das darf, können wir ja später überlegen. Meine Schnellantwort: nein. Der Grund für die Schnellantwort ist, dass ich neulich Kontakt zu Fundamentalisten aufgenommen habe.

Wenn auf mich - Brahmane, der ich bin - der Schatten eines Unberührbaren fällt, macht mich das unrein.

Der Schatten! Daß der Unberührbare mir die Hand gibt ... horribile dictu!

War es nicht mit dem Pontifex maximus ähnlich, dass er, wenn er durch die Straßen ging, weder Armut noch Krankheit sehen durfte?

Ich meine, ja.

Ein weiteres Beispiel: Früher, in meiner Jugend noch, durften Die (katholischen) Gläubigen die Hostie nicht anfassen, nur essen; der Priester legte sie ihnen in den Mund.
Seit einiger Zeit dürfen die Gläubigen es doch.
Tabus wandeln sich ...

Es scheint überhaupt nur ein einziges Tabu in allen Kulturen zu geben: das Inzesttabu. Wer davon betroffen ist, ist aber schon wieder unterschiedlich. (In Schweden dürfen Geschwister heiraten.)
Im Grunde spricht auch die Verschiedenheit der Tabus gegen ihre rationale Deutung. Oder?

Ich lese gerade: Das Betreten des jüdischen Tempels durch einen Unbeschnittenen war ein Tabu, durch dessen Bruch der Tempel 'unrein' wurde.

Tabus sind allgegenwärtig, sprunghaft, zweifelhaft und manchmal idiotisch. Ich vermute, dass es eine Frage von Machtverhältnissen (wer bestimmt, was verboten ist, obwohl kein Gesetz dafür vorliegt ?) und Wohlstand (kann man sich leisten, Dinge zu tun, die der Gemeinschaft schaden? Wenn ja, ist die Toleranz größer, weil die Durchsetzung des Verbotes mühevoller ist, als der Ärger, den man hat) ist.

Relativ aktuell:

http://www.zeit.de/2010/16/Tabus-in-Deutschland/komplettansicht