Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike (585 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 18:17 Uhr (Zitieren)
[Quelle: Kurt Schubert, Die Kultur der Juden im Altertum. Lizenzausgabe Wiesbaden 1980, S. 117 f.]
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 18:22 Uhr (Zitieren)
Nun ja,
Das Volk Israel ist in der Geschichte der Menschheit nicht das erste, einzigste und letzte Volk, welches zerstreut, seiner eigenstaatlichen Existenz beraubt und unter "Fremdvölkern" zu leben hatte.
Was es so besonders macht ist, daß es seinen Ursprung in einer Weltgegegend hatte, in der die Buchstabenschrift erfunden wurde und somit eine schriftliche Tradition entwickeln konnte und damit seine Geschichte aufzeichnen konnte.
Über das Schicksal anderer Völker, die ähnliches erlitten, wissen wir mangels Aufzeichnungen eben nichts.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 18:27 Uhr (Zitieren)
Dieser persische Beamte plant eine Ausrottung! Was ihm noch fehlt zum Nazi, ist der Rassismus - ihm geht es nur um eine (verweigerte) Kniebeuge.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Man denke nur mal an das Schicksal der schwarzafrikanischen Völker und Kulturen,
deren Geschichte man heute mühsam rekonstruieren muß.
Und es waren nicht nur die europäischen Kolonialmächte, die da gewütet hatten.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 18:32 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος,
Ich bin mir sicher, daß die Verweigerung der Proskynese öfter Anlaß war für einen Herrscher, solche Erlaße zu diktieren.
(Der Nazi-Antisemitismus und seine Umsetzung ist mit nichts aus der uns sonst bekannten Historie zu vergleichen)
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 18:35 Uhr (Zitieren)
Kennst Du ein Beispiel? (für die geplante oder gar durchgeführte Ausrottung eines Volkes der Antike aus religiösen Gründen)
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 18:40 Uhr (Zitieren)
eben nicht!
Wenn es in der Geschichte einen Genozid gab, war er in irgendeiner Form "rational"
(wobei der Holocaust der Nazis aus ihrer Sicht wohl auch "rational" gewesen ist).
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 18:48 Uhr (Zitieren)
Moment,
jetzt habe ich deine Frage falsch verstanden:
Eben weil das Volk Israel eine schriftliche Tradition besitzt, konnten sie diesen Erlaß aufzeichnen und im Gedächtnis behalten.
Vielleicht ein ähnliches Ereignis:
Mithridates VI., der ja angeblich alle Römer, denen er habhaft werden konnte, töten ließ
(angeblich über 80.ooo Menschen).
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 18:53 Uhr (Zitieren)
Es müssen ja nicht eigene Aufzeichnungen dieses (Opfer-)Volkes sein. Zudem gibt es noch andere als schriftliche Belege. (Katyn etwa ist durch Leichenfunde bekannt geworden.)
Hm, Mithridates. Das geht in diese Richtung, ja. Wäre er einer größeren Anzahl habhaft geworden, hätte er die sicher auch noch umbringen lassen.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 18:56 Uhr (Zitieren)
Vielleicht auch Caesar:
Seine Feldzüge in Gallien und Germanien glichen , in meinen Augen, oft auch Ausrottungszügen.
Er sollte ja dafür auch mal vor dem Senat angeklagt werden!
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 18:59 Uhr (Zitieren)
Was wäre sein Motiv gewesen? Wer unterwerfen will, will ausbeuten (und ggfs. Widerstand brechen), nicht ausrotten.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 19:02 Uhr (Zitieren)
Über Caesars Motive ist viel geschrieben worden.
Ganze Bibliotheken sind damit gefüllt...
;-)
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 19:09 Uhr (Zitieren)
Es war Cato, der Caesar den Germanen ausliefern wollte,,
(wegen des Völkermordes an den Usipetern und Tenkteren, BC IV, 1-15)
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 19:13 Uhr (Zitieren)
Mit anderen Worten: Das 'Tätervolk' hatte bereits ein Unrechtsbewußtsein?
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2011 um 19:14 Uhr (Zitieren)
Nun, einer aus dem Tätervolk ...
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 19:14 Uhr (Zitieren)
nun war Cato nicht gerade ein Freund Caesars..
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
διψαλέος schrieb am 11.09.2011 um 19:22 Uhr (Zitieren)
Ob ein "Volk" ein kollektives Bewußtsein hat?
Dann gäbe es ja auch eine "Kollektivschuld".
Dann wären wir, das deutsche Volk, für alle Zeiten "schuldig".
Ich sehe das etwas anders:
Wir sind als Volk "verantwortlich", nicht "schuldig".
"Verantwortlich" für die Zukunft.
Damit sowas nie wieder geschehen kann.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 13.09.2011 um 20:05 Uhr (Zitieren)
Ist Verantwortung etwas anderes als (Un-)Rechtsbewußtsein?
Wer bereit ist, ein Vermögen seiner Vorfahren als Erbe anzunehmen (d.h. die weitaus meisten), muß konsequenterweise auch bereit sein, eine Verpflichtung (z.B. zur Wiedergutmachung) zu übernehmen.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 20:16 Uhr (Zitieren)
Der Gesetzgeber lässt es zu, dass Erben ihr Erbe ausschlagen können. Dies ist auch gerechtfertigt, denn wer keinen Einfluss darauf hat, ob Schulden gemacht wurden, kann dafür schlecht "verantwortlich" gemacht werden. Da müssen sich die Gläubiger überlegen, wem sie Geld leihen oder überhaupt vertrauen. Auch Strafen für Verbrechen kann man kaum in einer Art Sippenhaft den Nachkommen aufbürden, denke ich. Moralische Schuld kann auch nur darin bestehen, aus Fehlern zu lernen und nach Vermeidung in der Zukunft zu streben. Schuld ist m.E. individuell. Sonst tragen Nachfahren von Opfern den Nachfahren von Tätern ewig eine Last auf - fertig ist die Erbsünde und auch der "Erbfeind". Das führt kaum zur Gerechtigkeit unter Personen oder Völkern.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2011 um 20:51 Uhr (Zitieren)
Ich lächele nur über die Menschen, die ein Plus im Konto ihrer Vorfahren als Erbe erfreut annehmen und bei einem Minus (und sei es ein moralisches) entrüstet jede Verantwortung ablehnen.
'Schuld' ist ein Mensch genausowenig daran, daß sein Vorfahr 10000 Menschen umgebracht hat, wie daran, daß er 10 Mio. Euro erworben hat, oder? Für dieses übernehmen wir aber merklich lieber die Folgen als für jenes.
Re: Der Beginn der Judenverfolgungen in der Antike
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 21:25 Uhr (Zitieren)
Der Ehemann und Familienvater wird das Lächeln eher verkraften als den Unmut seiner Gattin über die ausgeschlagene, lohnenswerte Erbschaft. Das moralische Erbe scheint sich leichter tragen zu lassen (beispielhaft): die Australier schämen sich wegen der Aborigines, die Amerikaner wegen der Farbigen und der Indianer usw. . Möglich, dass es leichter fällt, wen man nicht persönlich schuld ist und die Früchte der unmoralischen Handlungen der Vorfahren gleichwohl weiter genießen kann. Zurück gegeben haben jedenfalls weder die einen, noch die anderen etwas. Die Messen sind gesungen.