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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Deserteure & andere Befehlsverweigerer (467 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 13.09.2011 um 19:58 Uhr (Zitieren)
λιποταξίου γράφη:
Nach attischem Recht wurde derjenige mit dem Verlust der bürgerlichen Ehre bestraft, der sich während der Schlacht befehlswidrig in die hinteren Reihen begab, der sich nicht dem Gestellungsbefehl fügte oder das Heer ohne Befehl verließ ... oder der befehlswidrig vorstürmte.

"Ein Feigling ist jemand, der bei Gefahr mit den Beinen denkt." (Ambrose Bierce)
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2011 um 14:52 Uhr (Zitieren)
Zu viel Mut oder zu wenig Mut ... dieselbe Strafe!
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 19:39 Uhr (Zitieren)

Zu viel Mut ... man denke an den Prinzen von Homburg (Kleist). Vielleicht auch Unbedachtsamkeit, Ruhmsucht, Eitelkeit und mangelnde Disziplin.
Zu wenig oder zu viel Mut - je nach Definition - kann zu erheblichen Verlusten führen und daher Menschenleben kosten. Zumindest bei den eigenen Truppen ist dies kaum zu entschuldigen.
Man wird es wohl kaum gut finden können, wenn man seine Mitstreiter im Stich lässt. Wenn man eine Sache nicht mittragen kann, sollte man es vorher unterlassen. Da müssen schon erhebliche Gründe vorliegen, wenn man in der Situation spontan alle Verantwortung fahren lässt. Man erwartet ja auch nicht, dass sich der Anästhesist während einer Operation unabgemeldet verdrückt, weil er Angst hat, Entscheidungen zu treffen, die das Wohl des Patienten betreffen.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2011 um 19:52 Uhr (Zitieren)
der sich nicht dem Gestellungsbefehl fügte

Wenn man eine Sache nicht mittragen kann, sollte man es vorher unterlassen.

?
(Ein solcher wurde ganz genauso bestraft.)
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 20:01 Uhr (Zitieren)

Ja, damals. Heute kann man den Wehrdienst verweigern (Wehrpflicht ist gerade erst abgeschafft). Dafür wird man nicht bestraft. In der Polis wird es der Witwe eines Gefallenen schwer zu vermitteln gewesen sein, dass der Mann der Nachbarin gesund und wohlbehalten sein Feld bestellen und die Früchte der funktionierenden Gemeinschaft ernten kann ohne sich für sie eingesetzt zu haben. Opportunismus wird selten geschätzt, wenn es um die Existenz geht.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 14.09.2011 um 20:12 Uhr (Zitieren)
Da ist m.E. wieder ganz wichtig die damalige Zeit und die Umstände zu betrachten:
Feigheit galt als unehrenhaft damals, gerade bei den vielen Auseinandersetzungen und Kriegen. Genauso aber auch Disziplinlosigkeit und Ungehorsam.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 20:22 Uhr (Zitieren)

Damals hatte man nach einem verlorenen Krieg doch wohl eher die Aussicht versklavt zu werden. Das war oft kaum besser als der Tod. Oder man verhungerte.
Heute scheint mir die Zivilisation aber auch nicht die Humanität zu garantieren. Der Balkankonflikt liegt keine 20 Jahre zurück. Von Ruanda und Burundi will ich gar nicht weiter reden (Tutsi und Hutu haben sich gegenseitig bestialisch massakriert).
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2011 um 20:44 Uhr (Zitieren)
Ich bezweifle, daß ein Wehrdienstverweigerer - ich bin selber einer - eo ipso feige ist. Es scheint vielmehr so, daß man damals die Möglichkeit, aus Gewissensgründen den Wehrdienst zu verweigern, gar nicht in Betracht gezogen hat. Und bevor Ihr jetzt achselzuckend sagt: "... war eben so!", bedenkt, daß es der Grundsatz des Sokrates war, es sei besser, Unrecht zu erleiden, als Unrecht zu tun."
Das ist doch vom Grundsatz der Wehrdienstverweigerung nicht so sehr weit entfernt, oder? Auf keinen Fall ist das ein Grundsatz der Feigheit. Für ihn kann man selbst dem Tod ins Auge sehen (was Sokrates ja auch selber getan hat), und das erscheint mir alles andere als feige.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 14.09.2011 um 20:51 Uhr (Zitieren)
Aber auch Sokrates hat am Peloponnesischen Krieg teilgenommen.
;-)
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2011 um 20:55 Uhr (Zitieren)
Ja, klar. Sokrates selber war kein Wehrdienstverweigerer. Aber das von ihm in die Ethik eingeführte Prinzip ist ... weiterführend. Man kann es in sehr vielen Situationen des Lebens anwenden, auf die Sokrates selber noch gar nicht gekommen ist. Immerhin kannte er nur die attische Polis und deren Kriege, nicht das 20. Jhdt., dessen Diktatoren, dessen Massenvernichtungswaffen und dessen Kriege.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 21:00 Uhr (Zitieren)

Ob ein Wehrdienstverweigerer feige ist oder nicht kann letztlich nur den betreffende selbst beurteilen. Spatensoldaten in der DDR hatten es da jedenfalls schwerer. Ich kenne - definitiv - zahlreiche Fälle, wo der Gedanke nahe liegt, dass zumindest ein gewisser Opportunismus der Gewissensentscheidung beigemischt war. Gedankenlose gab es jedenfalls sowohl bei den Verweigerern, wie bei den Wehrdienstleistern. Die ganz "Schlauen" gingen bis 1990 nach Berlin - da konnten sie sich auf den 4-Mächte Status berufen. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, welche Motive zu Grund lagen. Das weiß der, der sich entschieden hat, allein.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 14.09.2011 um 21:03 Uhr (Zitieren)
Sokrates ist sogar ausgezeichnet worden. Umgebracht hat er sicher jemanden auch im Peleponnesischen Krieg.
Ich möchte damit sagen:Zeitenumstände betrachten....
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2011 um 21:09 Uhr (Zitieren)
Ich kenne - definitiv - zahlreiche Fälle, wo der Gedanke nahe liegt, dass zumindest ein gewisser Opportunismus der Gewissensentscheidung beigemischt war. Gedankenlose gab es jedenfalls sowohl bei den Verweigerern, wie bei den Wehrdienstleistern. Die ganz "Schlauen" gingen bis 1990 nach Berlin - da konnten sie sich auf den 4-Mächte Status berufen.

Ja.
Das weiß der, der sich entschieden hat, allein.

Nein. Im Namen der modernen Psychologie: nein! Man kennt seine eigenen Motive nicht bloß deshalb, weil es die eigenen sind. Sich selbst zu durchschauen, ist mindestens so schwierig, wie andere zu durchschauen.

Die Motive der Wehrdienstverweigerung sind komplex und opak.
Re: Deserteure & andere Befehlsverweigerer
ανδρέας schrieb am 14.09.2011 um 21:19 Uhr (Zitieren)

Man kann zumindest die Stärke eines Motivs messen, indem man die Hürden einer Entscheidung höher legt, als einen Wahlzettel anzukreuzen. Damit meine ich die "Spatensoldaten", die einige Schikanen zu erwarten hatten und dies auch wussten. Merkwürdig ist, dass unsere Volksvertreter zum ganz überwiegenden Teil, ihre Wehrpflicht nicht abgeleistet haben. Vermutlich hat "ableisten" da auch etwas mit "sich leisten können" zu tun. Messbar ist auch, dass statistisch die weniger Privilegierten (man bedenke die Nähe zur Legislative im etymologischen Sinne) häufiger beim Militär landen. Übrigens stellen heute junge Männer aus den neuen Ländern mehr als 40 % der Bundeswehr.
 
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