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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Sprache der Eiszeit (786 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 17.09.2011 um 12:15 Uhr (Zitieren)
Richard Fester
Sprache der Eiszeit
Die Archetypen der Vox Humana
Berlin 1962

Fester stellt sich die Frage, wie die Sprache beschaffen war, welche die Menschen als erste entwickelt haben und aus der dann alle anderen Sprachen - direkt oder indirekt - hervorgegangen sind.
In einer sprachvergleichenden Rekonstruktion gelangt er zu folgenden sechs Urwörtern:
(1) BA mit einer Skala der Sinngehalte, die von Mann bis Zahlen reicht
(2) KALL - von Körperöffnung über Tier und Kopf bis Frau
(3) TAL - von unten über Meer bis Insel
(4) OS - jede Art von Körperöffnung außer der Vagina
(5) ACQ - Wasser
(6) TAG - von aufrecht über groß und Baum bis zu Herrscher und Gott

Auf dem Weg über verschiedene Lautumwandlungen (Bsp.: BA, BAO, BAU, BAY, BAE, BO, BOU, PA usw. bis hin zu NY, NE und NI) zeigt er dann die Präsenz des jeweiligen Urwortes in verwandten Bedeutungen bei den unterschiedlichsten Sprachen auf.
Das Altgriechische ist z.B. mit πέντα als Abwandlung von BA im Spiel.
Re: Die Sprache der Eiszeit
ανδρέας schrieb am 17.09.2011 um 17:58 Uhr (Zitieren)

Mich würde die Methode interessieren. Damals waren die Menschen Jäger und Sammler. M.E. müssten dann doch Beute-Tierbezeichnungen und Wegbeschreibungen verbal wichtig gewesen sein. Man kennt ja die berühmten Höhlenzeichnungen von Tieren. Und natürlich Wasser ACQ -Aqua.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Γραικίσκος schrieb am 18.09.2011 um 09:22 Uhr (Zitieren)
Mehrere der genannten Urworte haben auch mit Tieren und Ortsmarkierungen zu tun. Lediglichj OS und ACQ sind sehr eng belegt, allerdings mit einsehbar wichtigen Bedeutungen.

Die Methodik ist die der vergleichenden Sprachwissenschaft.

Alerdings: Das Buch ist schon ziemlich alt, und ich habe nicht gehört, daß sich Festers Hypothese durchgesetzt hätte.

Die Frage nach einer möglichen Ursprache, aus der sich alle anderen Sprachen entwickelt haben so wie alle heutigen Menschen aus der Eva der Mitochondrien, ist interessant.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Ὑληβάτης schrieb am 18.09.2011 um 11:07 Uhr (Zitieren)
Habe ich das Buch evtl. schonmal in der Hand gehabt? Gibt es darin eine "Frauen"-Wurzel mit "kwen" oder so?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Hypothese durchgesetzt hat, geht sie doch in barocker Manier von einer Ursprache aus.
Seine Ur"wörter" haben auch einen ziemlich großen Bedeutungsraum, sodass man sagen muss, dass die Hypothese so schwammig ist, dass sie automatisch zu passen scheint. "Skala der Sinngehalte, die von Mann bis Zahlen reicht" - das ist eine Passepartout-Skala.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Γραικίσκος schrieb am 18.09.2011 um 12:58 Uhr (Zitieren)
Frau [Kalypso, Kali!] , Mutter, Große Mutter, Vagina &c. gehören zum Stammwort KALL.
Über KALL --> KAN --> KNA kommt es aber auch zu "Knabe".
Für "Frau" und "Mutter" jedoch paßt das lautlich überhaupt nicht. Auf "S'quaw" paßt es hingegen.
Fester sucht sich natürlich gerne diejenigen Beispiele heraus, die ihn bestätigen.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Ὑληβάτης schrieb am 18.09.2011 um 13:04 Uhr (Zitieren)
Ach ja, Squaw! Hängt mit "queen" und "gyne" zusammen, nicht wahr? Ich habe in das Buch reingesehen.

Und er hat eine große Auswahl von Beispielen, wenn er den Bedeutungsraum so riesig wählt. Man kann sagen: BA KALL TAG.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Γραικίσκος schrieb am 18.09.2011 um 13:12 Uhr (Zitieren)
Es fehlt - logisch gesehen sehr wichtig - die Möglichkeit der Negation.
TAL ACQ OS oder nicht OS (falls salzig)?
Re: Die Sprache der Eiszeit
Ὑληβάτης schrieb am 18.09.2011 um 13:22 Uhr (Zitieren)
Naja, man kann mit dem Kopf schütteln.
TAG *zeigen* BA ACQ OS *schüttel* KALL *Augenbrauenhochziehen als Zeichen, dass es sich um die Begründung handelt*

In der heutigen Süddeutschen ist ein Artikel über ... ein Symposium (?), auf dem es unter anderem wohl um Habermas' These ging, dass Sprache und Menschenrechte aus dem Ritual entstanden seien.
Das schreibe ich mit Fragezeichen und Abtönungspartikeln, weil ich nur die Überschriften gelesen habe - ich weiß also nicht, worum es geht. "Philosophie in der Stadt" oder so.
Vielleicht ist der Artikel in diesem Zusammenhang interessant.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Γραικίσκος schrieb am 18.09.2011 um 13:31 Uhr (Zitieren)
Das heißt, wir haben es mit einer Mischung von Lauten und Gesten bzw. Mimik zu tun.
Je nun, von Schriftverkehr war damals noch nicht die Rede.
Re: Die Sprache der Eiszeit
ανδρέας schrieb am 18.09.2011 um 14:05 Uhr (Zitieren)

War R. Fester sehr religiös? Ich sehe da eine Analogie zur Babylonischen Sprachverwirrung. Die Menschen haben sich vor so langer Zeit entwickelt und in unterschiedlichen Regionen in kleinen Gruppen Sprache entwickelt, dass es mit unmöglich erscheint, den archaischen Nukleus der Sprache zu finden.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Γραικίσκος schrieb am 18.09.2011 um 14:12 Uhr (Zitieren)
Über seine Religiosität weiß ich nichts. Doch wenn es etwas geben sollte, das allen Sprachen gemeinsam ist? Freilich suchen Chomski und seine Anhänger danach ja schon sehr lange, bislang vergeblich. Sie suchen es in der Sprachstruktur, Fester im Vokabular.
Re: Die Sprache der Eiszeit
Ὑληβάτης schrieb am 18.09.2011 um 15:05 Uhr (Zitieren)
Und das ist der riesige Unterschied. Eine Struktur, die ja bei Chomsky keine 1:1-Struktur ist, sieht anders aus, als ein Vokabular.

Welche Eiszeit ist eigentlich gemeint?
 
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