Vgl. dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Witz_und_seine_Beziehung_zum_Unbewu%C3%9Ften
Im Theoretischen Teil findet sich eine Behandlung der Arten des Komischen.

Diese Schrift Freuds kenne ich. Darin steht aber nichts über den (überraschungsfreien) running gag, oder? Er ist auch, glaube ich, erst mit dem Film aufgekommen.

"Dinner for One" ist doch deshalb witzig, weil die Wiederholung eben nicht funktioniert. Sie scheitert an der fortschreitenden Entgleisung des Butlers infolge zunehmenden Alkoholkonsums. Zuletzt wird deutlich, dass der Butler auch ein intimes Verhältnis mit Miss Sophie pflegt. Dennoch bleibt die Form konstant. Der Rahmen des gepflegten gesellschaftlichen Abends wird durch ein stures Festhalten an der Konvention gesprengt. Man sieht dabei zu, wie die beiden auf köstliche Weise mit dem Schicksal versöhnt werden. Man ist sterblich, aber das ist kein Grund, sich nicht zu vergnügen.

"Dinner for One" ist doch deshalb witzig, weil die Wiederholung eben nicht funktioniert.

Das könnte einen Aspekt erklären - aber nicht den anderen, daß man sich das nämlich jedes Jahre wieder ansehen mag, obgleich man jede einzelne Szene bis ins Detail schon kennt. Das meinte ich damit, daß ja auch der Film selbst schon zum running gag geworden ist.

Ein anderer berühmter running gag ist der Dauerlauf von Buster Keaton in "Toll trieben es die alten Römer".

Dinner for One ist quasi eine Institution. Man weiß nun, dass Silvester beginnt. Es ist familienstiftend. Die jüngeren (die es noch nicht kennen) werden in die Tradition eingeführt. Anschließend verlassen die pubertierenden Kinder das Haus, um sich andernorts auszutoben. Eine Konstante im Jahr, auf die man sich verlassen kann. Die Piraten werden in jedem Asterix-Heft versenkt. Sonst ist es unvollständig. Man singt ein Lied ja auch nicht nur einmal, wenn man den Text kennt. Das Gemeinschaftserlebnis ist entscheidend.

"Das Gemeinschaftserlebnis ist entscheidend."
Das denke ich auch. :)

Übrigens auch interessant: http://www.richardwiseman.com/LaughLab/introduction.html

Die Piraten werden in jedem Asterix-Heft versenkt.

Wie wahr! Und wie lustig! Aber ich verstehe nicht, was das mit einem Gemeinschaftserlebnis zu tun hat. Lest Ihr Asterixhefte im Kollektiv?

Das Gemeinschaftserlebnis haben doch die Piraten, seltener die Leser.

Die Piraten lachen aber nicht.

Die Piraten haben gemeinsam nichts mehr zu lachen.

B-)

[quote]Aber ich verstehe nicht, was das mit einem Gemeinschaftserlebnis zu tun hat.[quote]

Schwer zu sagen... Hab dieses Thema neulich auch mit einer Freundin diskutiert. ("Was ist an running gags komisch?") Zu einer richtigen Antwort sind wir nicht gekommen.

Aber mir stellte sich die Frage, in welchem Verhältnis Running Gags und Insiderwitze stehen. In gewisser Weise sind doch alle Running Gags Insiderwitze - sie werden nur von den Leuten als lustig empfunden, die den Zusammenhang kennen... oder? (Beispiel "Dinner for One": Vor ein paar Jahren fragte unsere Englischlehrerin mich einmal (ich weiß leider nicht mehr, in welchem Zusammenhang): "The same procedure as last time?" Das hat zu einem kollektiven Lachanfall in der Klasse geführt. Wäre uns das Stück nicht bekannt gewesen, wäre die Reaktion sicher anders ausgefallen...)
Und deshalb Gemeinschaftserlebnis - eine "Gemeinschaft" mit all den Leuten, die einen nestimmten Witz/Running Gag ebenfalls "verstehen"...?

Ah, schon wieder! Zweiter Versuch:

Aber ich verstehe nicht, was das mit einem Gemeinschaftserlebnis zu tun hat.

Schwer zu sagen... Hab dieses Thema neulich auch mit einer Freundin diskutiert. ("Was ist an running gags komisch?") Zu einer richtigen Antwort sind wir nicht gekommen.

Aber mir stellte sich die Frage, in welchem Verhältnis Running Gags und Insiderwitze stehen. In gewisser Weise sind doch alle Running Gags Insiderwitze - sie werden nur von den Leuten als lustig empfunden, die den Zusammenhang kennen... oder? (Beispiel "Dinner for One": Vor ein paar Jahren fragte unsere Englischlehrerin mich einmal (ich weiß leider nicht mehr, in welchem Zusammenhang): "The same procedure as last time?" Das hat zu einem kollektiven Lachanfall in der Klasse geführt. Wäre uns das Stück nicht bekannt gewesen, wäre die Reaktion sicher anders ausgefallen...)
Und deshalb Gemeinschaftserlebnis - eine "Gemeinschaft" mit all den Leuten, die einen nestimmten Witz/Running Gag ebenfalls "verstehen"...?

Mit dem Gemeinschaftserlebnis meinte ich das "gemeinsame" anschauen eines Gags, den man eigentlich in- und auswendig kennt - als Institution sozusagen. Das Komische sind doch die Pointen, die bei der Variation der Wiederholung entstehen, weil sie den Betrachter überraschen. Charly Brown scheitert immer wieder beim Drachen-Steigen-lassen, auf dem Base-Ball-Hügel und bei der Kontaktaufnahme mit dem unerreichbaren, rothaarigen Mädchen (das er sich einfach anzusprechen nicht traut). Alle Charaktere bestätigen sich schicksalhaft in jeder Szene. Nur die Geschichten werden variiert um einen neuen, lakonisch gehaltenen Kommentar hervorzubringen.