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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Diese Neutrinos machen, was sie wollen (496 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.09.2011 um 18:50 Uhr (Zitieren)
Zwar vermute ich, daß die meisten von Euch es bereits mitbekommen haben, aber für die anderen möchte ich diese Nachricht, diese Sensation einstellen:
Einstein muss zittern
Nichts breitet sich schneller aus als Licht: Bleibt es dabei?


Die Nachricht kam in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in die Welt und schlug ein wie eine Bombe. Eine europäische Forschergruppe habe im italienischen Untergrundlabor Gran Sasso in der Nähe von Rom gemessen, dass Neutrinos eine Strecke von 730 Kilometern schneller zurückgelegt hätten als Licht.
Die ungeladenen Elementarteilchen, die am europäischen Forschungszentrum Cern bei Genf gestartet waren, seien zwar nur sechzig Milliardstelsekunden (Nanosekunden) eher ans Ziel gekommen, für die Physiker bedeutet diese geringe Diskrepanz – sollte sich der Effekt als richtig herausstellen – aber den Umsturz einer Weltanschauung. Denn die Neutrinos hätten damit den absoluten Geschwindigkeitsrekord gebrochen und ein Dogma verletzt, das noch immer als unerschütterlich gilt: die Relativitätstheorie von Albert Einstein. Danach kann sich nichts schneller ausbreiten als Licht, das im Vakuum ein Tempo von 300000 Kilometer pro Sekunde besitzt.
Als Maximaltempo der Speziellen Relativitätstheorie setzt die Lichtgeschwindigkeit gewissermaßen die Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zudem würde das Grundprinzip, dass die Ursache stets der Wirkung vorausgeht, durcheinandergewirbelt, wenn man sich schneller fortbewegen würde als das Licht. Doch kein noch so ausgeklügeltes Experiment hat bislang nachweisen können, dass das Grundprinzip der Relativitätstheorie verletzt ist.
Die Forschergruppe des Experiments Opera, die ihre Ergebnisse auf arxiv.org, einer der wichtigsten Online-Plattformen für wissenschaftliche Vorabdrucke, veröffentlicht hat, ist daher selbst äußerst zurückhaltend, was die Interpretation ihres Befunds betrifft. Schließlich ist man sich in der aus hundert Physikern bestehenden Gruppe untereinander noch nicht einig, welche Schlüsse zu ziehen sind. Dennoch läuft die Spekulationsmaschine bereits auf Hochtouren, und in den einschlägigen Blogs wird bereits munter spekuliert.
Vor allem aber dominiert die Ratlosigkeit. „Die gesamte moderne Physik beruht auf der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie“, sagt Christian Weinheimer von der Universität Münster, der den Ergebnissen eher skeptisch gegenübersteht. „Würden sich die Neutrinos tatsächlich schneller ausbreiten als Licht, wäre das natürlich eine Sensation.“ Aber die experimentellen Details sind so komplex, dass sie auch Experten für Neutrinoforschung wie Weinheimer nur schwer verstehen können.
Neutrinos, von denen es drei Sorten gibt, sind die rätselhaftesten Elementarteilchen, die die Teilchenphysiker kennen. Sie sind ungeladen, reagieren kaum mit Materie und besitzen eine geringe Masse, wie man erst seit kurzem weiß. Deshalb können sie sich ineinander umwandeln. Routinemäßig werden Myon-Neutrinos, die sich nur schwer nachweisen lassen, am Forschungszentrum Cern erzeugt, indem man energiereiche Protonen auf eine Graphitfolie schießt.
Für ihren Flug zu den beiden 730 Kilometer entfernten Opera-Detektoren, die zum Schutz vor Höhenstrahlung im Gran-Sasso-Massiv sitzen, benötigt man keine Stahlrohre. Von den rund 1018 Myon-Neutrinos pro Jahr erreicht nur ein Bruchteil die mehrere hundert Tonnen schweren Detektoren, worin sie ihre Spuren hinterlassen. Während sich die Forscher von Opera normalerweise dafür interessieren, ob sich ein Myon-Neutrino in ein Tau-Neutrino umwandelt, haben sie sich diesmal darauf konzentriert, wie schnell die Teilchen unterwegs sind. Aufgrund ihrer Masse sollten sich die Neutrinos allenfalls langsamer als Lichtgeschwindigkeit ausbreiten, auf keinen Fall schneller. Um das zu testen, haben die Wissenschaftler in vielen Versuchen die Flugzeit der Neutrinos gemessen.
Der Effekt, den man jetzt aufgetan hat, ist beachtlich. Die Neutrinos würden sich um 0,0025 Prozent schneller ausbreiten als Licht, schreiben die Forscher in ihrer Vorabveröffentlichung. Bei einer Supernova, die mehr als hunderttausend Lichtjahre entfernt ist, wäre der Effekt drastisch. Die Neutrinos, die der explodierende Stern freisetzt, wären um einige Jahre früher auf der Erde als der Lichtblitz der Supernova.
„Die Jungs haben ihr Bestes getan, aber bevor sie Einstein vom Sockel werfen, sollte noch ein unabhängiges Experiment die Ergebnisse von Opera überprüfen“, sagt John Ellis, Cheftheoretiker des Cern, der „New York Times“. Die Forscher von Opera setzen auf das Neutrino-Experiment Minos, das in der ehemaligen Soudan-Mine in Minnesota untergebracht ist und von Neutrinos aus dem 735 Kilometer entfernten Fermilab bei Chicago beschossen wird. Nachdem die Forscher bislang weniger Glück hatten mit der bislang vergeblichen Suche nach dem Higgs-Teilchen, könnte die Teilchenphysik nun unerwartet wieder frischen Wind bekommen.

[Quelle: Frankfurter Allgemeine vom 24. September 2011

Was das mit dem alten Griechenland zu tun hat?
Nun, wie heißt das Experiment in den USA?
Re: Diese Neutrinos machen, was sie wollen
ανδρέας schrieb am 27.09.2011 um 19:23 Uhr (Zitieren)

Minos, der wegen Pasiphae das Labyrinth bauen ließ, damit die Schande nicht bekannt wird.

Vermutlich gibt es aber eine Messungenauigkeit, eines der Hauptprobleme der Physik schlechthin.

http://www.sueddeutsche.de/wissen/neutrinos-schneller-als-das-licht-grosse-zweifel-trotz-guter-daten-1.1149871
Re: Diese Neutrinos machen, was sie wollen
Γραικίσκος schrieb am 27.09.2011 um 20:16 Uhr (Zitieren)
Ich habe viele Fragen an dieses Experiment. Ca. 1000 Neutrinos werden in Genf pro Jahr erzeugt. Ja, wieviele sind denn im Gran Sasso angekommen? Und woher weiß man, daß die ankommenden Neutrinos die aus Genf sind? Die tragen ja keine Markierung auf der Stirn. Eine Physikerin vermutete, es handele sich um eine größere Häufigkeit des Auftretens von Neutrinos im Detektor. Also eine statistische Aussage?
Aber die experimentellen Details sind so komplex, dass sie auch Experten für Neutrinoforschung wie Weinheimer nur schwer verstehen können.

Dann werde ich es gewiß nicht verstehen und kann nur abwarten, bis die Fachleute ihre Ratlosigkeit überwunden haben.
Re: Diese Neutrinos machen, was sie wollen
ανδρέας schrieb am 27.09.2011 um 20:20 Uhr (Zitieren)
woher weiß man, daß die ankommenden Neutrinos die aus Genf sind?


Die Frage ist klasse! Genau!

Wer weiß schon, was da alles durch den Gran Sasso scheppert?
Re: Diese Neutrinos machen, was sie wollen
διψαλέος schrieb am 28.09.2011 um 01:58 Uhr (Zitieren)
Don't panic!
(um einen Kultauspruch eines Buches,
das in den 1980-Jahren Kult war,
"Per Anhalter durch die Galaxis",
zu zitieren..)
Noch sind Neutrinos nur eine mathematische Rechengröße,
eine Annahme, um mit bestimmten Erscheinungen und
Experimentergebnissen umgehen zu können....

Im Übrigen ist ja auch noch nicht die Ausbreitung der Gravitation erklärbar:
Ist sie einfach "da"?
Oder wie breitet sie sich aus?
(jaja, die "Gravitationswellen")
Re: Diese Neutrinos machen, was sie wollen
διψαλέος schrieb am 28.09.2011 um 02:00 Uhr (Zitieren)
Wir fallen doch wieder auf unseren Platon zurück....
B-)
 
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