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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Hölderlin über Sophokles (1248 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2009 um 14:00 Uhr (Zitieren)
Friedrich Hölderlin hat etliches an griechischer Literatur übersetzt, bevorzugt Sophokles, zu dessen Werk er wohl ein besonders enges Verhältnis hatte.

Ich gebe zwei Beispiele:
1. Hölderlins Übersetzung des "Ödipus der Tyrann", und zwar die Schlußverse des Chors
Ihr im Lande Thebe Bürger, sehet diesen Ödipus,
Der berühmte Rätsel löste, der vor allen war ein Mann.
Der nicht auf der Bürger Eifer, nicht gesehen auf das Glück,
Wie ins Wetter eines großen Schicksals er gekommen ist,
Darum schauet hin auf jenen, der zuletzt erscheint, den Tag,
Wer da sterblich ist, und preiset glücklich keinen, eh denn er
An des Lebens Ziel gedrungen, Elend nicht erfahren hat.


Mein alter Griechischlehrer sagte gern, Hölderlin hätte jede Griechischklausur 6 geschrieben [das war, nehme ich an, die Vollmundigkeit eines Lehrers, der sich doch irgendwie besser fühlen muß], aber es sei dies große Literatur.

Mein zweites Beispiel betrifft zwei eigene Verse Hölderlins, über die ich viel und oft nachgedacht habe ... was ich auch jedem als sehr erhellend empfehlen kann:
SOPHOKLES

Viele versuchten umsonst das Freudigste freudig zu sagen,
Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus.


Nur in der Trauer kann man das Freudigste aussprechen - welch ein bemerkenswerter Gedanke!

Nun, ein Drittes noch, ohne direkten Bezug zu Sophokles:
ΠΡΟΣ ΕΑΥΤΟΝ

Lern im Leben die Kunst, im Kunstwerk lerne das Leben,
Siehst du das eine recht, siehst du das andere auch.
Re: Hölderlin über Sophokles
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2009 um 20:44 Uhr (Zitieren)
Hier ist ein schönes Bild von Friedrich Hölderlin:
http://www.elsilencio.com/elsilencio/gallery/large/113.jpg
(Es gibt nicht viele.)
Re: Hölderlin über Sophokles
Γραικίσκος schrieb am 05.06.2009 um 21:03 Uhr (Zitieren)
Auf keinen Fall möchte ich penetrant werden; aber ich komme gerade aus dem Lateinforum, und wenn ich die Texte lese, um die es dort geht, und dann lese ich zum Vergleich dies hier:

Ihr im Lande Thebe Bürger, sehet diesen Ödipus,
Der berühmte Rätsel löste, der vor allen war ein Mann.
Der nicht auf der Bürger Eifer, nicht gesehen auf das Glück,
Wie ins Wetter eines großen Schicksals er gekommen ist,
Darum schauet hin auf jenen, der zuletzt erscheint, den Tag,
Wer da sterblich ist, und preiset glücklich keinen, eh denn er
An des Lebens Ziel gedrungen, Elend nicht erfahren hat.


... und dies ...


SOPHOKLES

Viele versuchten umsonst das Freudigste freudig zu sagen,
Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus.


... dann bekomme ich sowas wie einen Kulturschock.
Daß ich mich, durch dieses Griechischforum veranlaßt, wieder mit griechischer Literatur und Kultur befasse, ist eine tiefe Freude für mich.

Dies gilt unabhängig davon, daß hier niemand auf Hölderlin & Sophokles eingeht (was ja an mangelnden Griechischkenntnissen nicht liegen kann).

From childhood’s hour I have not been
As others were; I have not seen
As others saw; I could not bring
My passions from a common spring.
From the same source I have not taken
My sorrow; I could not awaken
My heart to joy at the same tone;
And all I loved, I loved alone.
Then – in my childhood, in the dawn
Of a most stormy life – was drawn
From every depth of good and ill
The mystery which binds me still:
From the torrent, or the fountain,
From the red cliff of the mountain,
From the sun that round me rolled
In its autumn tint of gold,
From the lightning in the sky
As it passed me flying by,
From the thunder and the storm,
And the cloud that took the form
(When the rest of Heaven was blue)
Of a demon in my view.
Re: Hölderlin über Sophokles
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.06.2009 um 21:34 Uhr (Zitieren)
Ja, das stimmt, komme gerade auch aus dem Lateinforum....das Griechischforum bietet eine echte Alternative und viel mehr Nachdenken...ich hoffe wir können noch mehr Leute in Zukunft "zum Mitdenken" animieren....
 
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