α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin (4702 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2009 um 20:54 Uhr (Zitieren)
G. W. F. Hegel hat für Hölderlin, den Freund aus Tübinger Studententagen, ein Gedicht verfaßt:
[quote]Georg Wilhelm Friedrich Hegel
(1770-1831)

ELEUSIS
An Hölderlin. August. 1796

[...]
Mein Aug’ erhebt sich zu des ew’gen Himmels Wölbung,
zu dir, o glänzendes Gestirn der Nacht!
und aller Wünsche, aller Hoffnungen
Vergessen strömt aus deiner Ewigkeit herab.
<Der Sinn verliert sich in dem Anschaun.
was mein ich nannte schwindet,
ich gebe mich dem unermeslichen dahin,
ich bin in ihm bin alles, bin nur es.

Dem wiederkehrenden Gedanken fremdet,
ihm graut vor dem unendlichen, und staunend fast
er dieses Anschauns Tiefe nicht.
Dem Sinne nähert Phantasie das Ewige
vermählt es mit Gestalt -> Willkommen, ihr
erhabne Geister, hohe Schatten,
von deren Stirne die Vollendung strahlt!
er schrekket nicht, - ich fühl’ es ist auch meiner Heimat
Aether,
der Ernst, der Glanz, der euch umfliest.

Ha! sprängen itzt die Pforten deines Heiligthumes selbst,
O Ceres, die du in Eleusis throntest! Von
Begeistrung trunken fühlt’ ich itzt,
die Schauer deiner Nähe,
verstände deiner Offenbahrungen,
ich deutete der Bilder hohen Sinn, vernähme
die Hymnen bei der Götter Mahlen,
die hohen Sprüche ihres Raths. -
[...]

(Quelle: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Frühe Schriften I. Herausgegeben von Friedhelm Niccolin und Gisela Schüler. Hamburg 1989, S. 399 f.)

Damals hat man seine Zuneigung noch in griechischem Gewande ausgedrückt. Heute wendet man sich ans Lateinforum um läßt sich ein Tattoo übersetzen.
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2009 um 20:58 Uhr (Zitieren)
Es sollte doch hervorleuchten ...

Georg Wilhelm Friedrich Hegel
(1770-1831)

ELEUSIS
An Hölderlin. August. 1796

[...]
Mein Aug’ erhebt sich zu des ew’gen Himmels Wölbung,
zu dir, o glänzendes Gestirn der Nacht!
und aller Wünsche, aller Hoffnungen
Vergessen strömt aus deiner Ewigkeit herab.
<Der Sinn verliert sich in dem Anschaun.
was mein ich nannte schwindet,
ich gebe mich dem unermeslichen dahin,
ich bin in ihm bin alles, bin nur es.

Dem wiederkehrenden Gedanken fremdet,
ihm graut vor dem unendlichen, und staunend fast
er dieses Anschauns Tiefe nicht.
Dem Sinne nähert Phantasie das Ewige
vermählt es mit Gestalt -> Willkommen, ihr
erhabne Geister, hohe Schatten,
von deren Stirne die Vollendung strahlt!
er schrekket nicht, - ich fühl’ es ist auch meiner Heimat
Aether,
der Ernst, der Glanz, der euch umfliest.

Ha! sprängen itzt die Pforten deines Heiligthumes selbst,
O Ceres, die du in Eleusis throntest! Von
Begeistrung trunken fühlt’ ich itzt,
die Schauer deiner Nähe,
verstände deiner Offenbahrungen,
ich deutete der Bilder hohen Sinn, vernähme
die Hymnen bei der Götter Mahlen,
die hohen Sprüche ihres Raths. -
[...]


Hegel, Hölderlin und Schelling haben in Tübingen gemeinsam Theologie studiert ... mit baldigem Wechsel zur Philosophie.

Bei den Schwaben dichtet man:
Der Schiller und der Hegel,
der Schelling und der Hauff,
Das ist bei uns die Regel,
Das fällt uns gar nicht auf!
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2009 um 21:15 Uhr (Zitieren)
Was hätten wohl die Athener diesem netten schwäbischen Angeber-Gedicht entgegenhalten können?
Von Aischylos bis Xenophon ... eine Litanei bis zum Einschlafen des Zuhörers!

Wie konnte ein einzige Stadt innerhalb weniger Jahrzehnte eines solche Fülle an geistvollen Menschen hervorbringen? Welches Bildungssystem hat dies bewirkt? Ohne Kultusbürokratie und -minister, ohne Lehramtsstudium und Referendariat, ohne Zentralabitur, ohne eine wissenschaftliche Pädagogik ...
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 16:56 Uhr (Zitieren)
Wie konnte ein einzige Stadt innerhalb weniger Jahrzehnte eine solche Fülle an geistvollen Menschen hervorbringen? Welches Bildungssystem hat dies bewirkt? Ohne Kultusbürokratie und -minister, ohne Lehramtsstudium und Referendariat, ohne Zentralabitur, ohne eine wissenschaftliche Pädagogik ...

Diese Frage war durchaus ernst gemeint? Hat jemand eine Vermutung dazu?
Die Demokratie (besser: Isonomie) kann es eigentlich nicht gewesen sein, denn 1. ein Großteil dieser Autoren war adlig, und 2. eine Demokratie haben wird doch heute auch ... sogar kostenfreie Schule für alle, Zentralabitur und Kultusbürokratie obendrein.
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 16:57 Uhr (Zitieren)
Diese Frage war durchaus ernst gemeint.

(Nicht jedem Satz, der von einer Frage handelt, gebührt ein Fragezeichen am Schluß.)
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.06.2009 um 18:05 Uhr (Zitieren)
Ja, warum schon diese Bildung im alten Griechenland?
Ich habe dazu eine sehr interessante Zusammenfassung aus ΚΑΝΘΑΡΟΣ, das erklärt einige Dinge...
http://www.bilder-hochladen.net/files/a5l4-d-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/a5l4-e-jpg.html
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 18:38 Uhr (Zitieren)
Dort heißt es: "Eine 'Höhere Schule' gab es in Athen erst seit dem 4. Jh.: das sog. Ephebengymnasium".
Das ist ja im Hellenismus, also lange nach der klassischen Zeit Athens! Verstärkt das nicht die Frage bzw. das Rätsel?
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.06.2009 um 18:54 Uhr (Zitieren)
Gerade doch im Hellenismus kam es zu einem riesigen Aufschwung von Mathematik, Kunst und Medizin usw.....
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 19:01 Uhr (Zitieren)
Das stimmt, aber eher in Alexandria oder auf Sizilien, oder?
Ich meine, die ganze Liste von Aischylos bis Xenophon (Zenon, der das Alphabet abgerundet hätte, kam ja aus Elea) besteht aus Athenern des 5. Jhdts., die also noch gar nicht in den Genuß eines solchen Schulsystems gekommen waren.
Das ist eine erstaunliche Tatsache.
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 19:08 Uhr (Zitieren)
Möglicherweise hat es etwas Vergleichbares in Deutschland zur Zeit der Weimarer Klassik gegeben.
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.06.2009 um 19:55 Uhr (Zitieren)
Ich glaube wir dürfen die Hellenistische Epoche nicht isoliert auf Athen sehen....schau dir mal die damalige Reisetätigkeit der Gelehrten und ihre vielen Treffen an, das hat sich auch auf die Lehre und Ausbildung übertragen und zwar in der gesamten griechischen Sprachwelt. Später auch durch die Gründung der Bibliothek in Alexandria.....
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 19:59 Uhr (Zitieren)
Das war wohl so - der Hellenismus war ein Projekt des östlichen Mittelmeerraums. Aber auch des 4. Jhdts., also der nachklassischen Epoche.
Sag mal, staunst Du nicht auch über die Fülle der Talente innerhalb weniger Jahrzehnte und innerhalb des kleinen Attika?
(Ich habe manchmal den Eindruck, daß ich viel mehr staune als Du. Sicher bin ich deshalb auch Philosoph geworden.)
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.06.2009 um 20:05 Uhr (Zitieren)
Doch ich staune auch....Vielleicht nicht als Philosoph, sondern als Mediziner.... Ich finde, dass gerade die Griechen in der Philosophie und auch in den Naturwissenschaften enorme Grundlagen gelegt haben.....Vielleicht war es deshalb auch ein Grund, dass ich mich als Arzt auch ,außer Latein in der Schule, mit Altgriechisch gerne befasse. Manchmal möchte man in der alten Bibliothek von Alexandria stehen und in den Büchern nachschauen....ich denke, dass im Altertum viel mehr bekannt war als wir nur ahnen...
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 20:19 Uhr (Zitieren)
Manchmal möchte man in der alten Bibliothek von Alexandria stehen und in den Büchern nachschauen ...

Das ist eine schöne Vorstellung. Die Epoche der Ptolemäer, selten in Büchern behandelt, erscheint mir ohnehin reizvoll. Alexandria muß eine beeindruckende Stadt gewesen sein.

Aber wenn wir mit einem Dschinn einen Pakt für eine Zeitreise schließen, dann macht's bestimmt Peng! und wir finden uns als Sklaven in einer alexandrinischen Getreidemühle wieder, mit einem schlechtgelaunten Aufseher im Nacken ...
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.06.2009 um 20:26 Uhr (Zitieren)
Alexandria muß eine beeindruckende Stadt gewesen sein.

Ja, das war sicher so...
Da gibt´s im Buch "Monumente der Macht" ,Theiss-Verlag, eine 3-D Zeichnung (Seite 18-19) ....beeindruckend!
Re: Eleusis - ein Gedicht Hegels für Hölderlin
Γραικίσκος schrieb am 04.06.2009 um 20:34 Uhr (Zitieren)
Ich habe mir gedacht, daß es da doch auch in "Metropolen der Antike" was geben müsse. Gibt's auch: S. 44 f. - dasselbe Bild! Da hat jemand bei sich selber abgekupfert.

Ich habe da noch "Die Geschichte der Stadt" von Leonardo Benevolo. Frankfurt/New York 4. Aufl. 1990. Ein voluminöser Schinken - mit einem Kapitel über Alexandria. Das nehme ich mir mal für die Sommerferien vor.
Bei Alexandria bin ich jetzt auf den Geschmack gekommen.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Schwert

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.