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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Klassisch (538 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 13:49 Uhr (Zitieren)
Mir hat man noch beigebracht, die Zahlen bis zwanzig schreibe man aus. Kontinuität ist auch kein Wert mehr, oder?

Vermutlich kann man - wie man im Lateinischen von einer goldenen und einer silbernen Latinität spricht - im Deutschen die Zeit der 18. und 19. Jahrhunderts als goldene Germanität bezeichnen, das 20. Jahrhundert als silberne Germanität. Das heutige Deutsch ist dann ... Blech?
Re: Klassisch
Ὑληβάτης schrieb am 22.10.2011 um 14:31 Uhr (Zitieren)
Chrom.

Mir hat man beigebracht, dass man die Zahlen bis einschließlich zwölf ausschreibt.
Der Wert heute heißt "Nachhaltigkeit". Wenn die Kontinuität nachhaltig ist, hat sie bestand. ;-)
Re: Klassisch
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 14:46 Uhr (Zitieren)
Ich kenne aus meiner Schulzeit auch noch die Version bis zwanzig.
Das ist aber nicht so entscheidend für meinen Eindruck wie die zunehmende Zahl der Schludereien selbst in der FAZ.
Immerhin: Schon in der Mitte des 19. Jhdts. konnte Schopenhauer von einer Tendenz zur 'Sprachverhunzung' sprechen.
(Vielleicht ist das auch alles nur Gerede von alten Leuten. ka, kp)
Re: Klassisch
ανδρέας schrieb am 22.10.2011 um 14:58 Uhr (Zitieren)

Sprache ist das wichtigste Instrument, sich auszudrücken. Wertet man die Sprache des anderen ab, degradiert man auch den Sprecher - und darf selber glänzen. Mit der Sprachhoheit dominiert man Menschen und Diskussionen. Es gibt "verbotene" Worte und Themen, die nur unter Verwendung bestimmter Begriffe "zulässig" sind - sonst wird man ins Abseits gestellt. Das gilt besonders bei politischen Diskussionen. M.E. ist Sprache zunächst zweckmäßig oder unzweckmäßig. Dann entscheidet sie über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (wer viel gelten will, befleißigt sich auch einer gehobenen Sprache). Insgesamt ist "die" Sprache viel zu differenziert, als dass man sie "insgesamt" als besser oder schlechter bezeichnen kann. Eher scheint sie mir ein Spiegel der Gesellschaft zu sein. Unsere Großeltern sprachen noch sehr viel "Platt" und konnten mit "Hochdeutsch" teilweise wenig anfangen. Und da war Goethe schon lange tot.
Re: Klassisch
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 15:10 Uhr (Zitieren)
Meinst Du, daß es zwischen Daniel Kehlmann einerseits und
hey....natürlich ist es zunächst ein paradoxon, aber der tieflegende sinn ist ja, dass du lernen wirst wer du bist. dass du dich selber kennenlernst und das wirst, was du bestimmt bist dzu werden etc. ein frage an arbiter: qui wegen einer person? bin allerdings weiblich... würdees sich verändern?

danke schon mal.

andererseits, um mal ein x-beliebiges Beispiel aus dem Lateinforum anzuführen, keine Qualitätsunterschiede gibt?
Re: Klassisch
ανδρέας schrieb am 22.10.2011 um 15:15 Uhr (Zitieren)

Doch, natürlich. Ich meine, es gibt im Querschnitt große Unterschiede in der Sprachfähigkeit und das ist nun mal eine Frage der Bildung. Insgesamt sind die Leute allerdings gebildeter als unsere Vorfahren. Man darf nicht die Eliten mit der breiten Masse oder der Unterschicht vergleichen und daraus über verschiedene Epochen Schlüsse ziehen.
Re: Klassisch
Σαπφώ schrieb am 22.10.2011 um 15:17 Uhr (Zitieren)
Meine Großeltern sprechen noch immer platt. Einen Eindruck von 'Sprachverfall' hat es zweifelsohne immer gegeben. Man bedenke nur das Auseinanderklaffen des Vulgärlateinischen und des geschriebenen Lateins in den Wissenschaften oder der Literatur allgemein. Die Diskussion um Neuerungen in der Sprache begegnet mir in der letzten Zeit auffallend häufig. Ich kann mich bisher nicht zu einer klaren Position bekennen. An mancher Stelle habe ich den Eindruck, mich mit Denglisch besser verständigen zu können. Das gilt aber nur für Fälle, in denen das englische Wort nicht einfach durch ein deutsches ersetzbar wäre. Am meinen Genitiven hänge ich jedoch sehr. Die Verwendung der Subjunktionen 'weil' und 'obwohl' in der Einleitung eines Hauptsatz klirrt nach wie vor in meinen Ohren, jedoch ertappe ich mich auch immer öfter dabei. Der Satz bekommt dadurch eben auch eine andere Färbung. Ich finde es sehr schwierig, zu entscheiden, ob ich nun den Traditionalisten oder den Pragmatikern anhängen soll.
Re: Klassisch
ανδρέας schrieb am 22.10.2011 um 15:29 Uhr (Zitieren)

Die Isländer können noch die fast 1000-jährigen Schriften ihrer Vorfahren im Original lesen und verstehen. Fremdworte werden "eingemeindet", also islandisiert. Wahrscheinlich hat bald jeder 2.te Isländer schon ein Buch geschrieben (vor allem gruselige Krimis). Das funktioniert aber wohl nur auf einer Insel, die fernab liegt und im Winter völlig verdunkelt ist, also Zeit für die Gedanken lässt. Deutschland war schon immer das genaue Gegenteil: die einheitliche deutsche Sprache hat eigentlich Luther erst erfunden und alles war in Bewegung. Die heutige Völkerwanderung tut ein Übriges. Da werden es die Traditionalisten schwer haben. Sprache verändert sich. Mögen zumindest gewisse Standards erhalten bleiben.
Re: Klassisch
Σαπφώ schrieb am 22.10.2011 um 15:32 Uhr (Zitieren)
Ich habe gestern erst mit einer Freundin aus Dänemark über deutsche Wörter für Pfannkuchen, Berliner, Doughnuts, Eierkuchen, Kaiserschmarrn und Palatschinke philosophiert. Wer soll da noch durchblicken. Ich finde es erstaunlich, wie ähnlich sich britisches und amerikanisches Englisch noch sind.
Re: Klassisch
ανδρέας schrieb am 22.10.2011 um 15:39 Uhr (Zitieren)

Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος.


Beginn des Johannesevangeliums

Dabei ist nicht mal klar, was mit λόγος genau gemeint ist, das es verschiedene Bedeutungen hat.

Man kann Sprache m.E. nicht wirklich konservieren (außer vielleicht in Island). Und die Amerikaner sprechen sehr unterschiedlich. Man denke z.B. an Texas -Deutsch. Diese Mischung ist besonders irritierend. Die Ähnlichkeit erhält sich im Englischen wohl deshalb, weil die Populationen nicht mehr so isoliert sind, wie in früheren Zeiten.
Re: Klassisch
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 15:57 Uhr (Zitieren)
- Man kann Sprache nicht konservieren, nicht einfrieren.
- Die zwangsläufigen Veränderungen muß man nicht als Verschlechterung interpretieren.
- Wenn aber die Menge der Ausdrucksmöglichkeiten abnimmt (hinsichtlich grammatischer Formen und Vokabular), dann halte ich dies für eine Verschlechterung.
- Solche historisch-linearen Vergleiche dürfen nicht schichtenspezifische Unterschiede ignorieren, d.h. man darf nicht den alten Goethe mit dem rezenten Klaus Tunichtgut vergleichen.
- Sehr wohl kann man aber die Menge der Ausdrucksmöglichkeiten im Querschnitt einer bestimmten Epoche zwischen verschiedenen Schichten vergleichen.
- Was bei einem solchen Vergleich herauskäme - Goethe vs. Kehlmann, Claus Thunichtgut vs. Klaus Tunichtgut oder Kehlmann vs. Klaus Tunichtgut -, ich weiß es nicht. Aber spannend wär's. Mein Verdacht lautet jedenfalls, daß manchen Menschen eine weniger differenzierte Ausdrucksmöglichkeit zur Verfügung steht.
Re: Klassisch
ανδρέας schrieb am 22.10.2011 um 16:02 Uhr (Zitieren)
Ich stimme Γραικίσκος zu.
Die Ausdrucksweise wird heute auch oft von technischen Mitteln überlagert: SMS & Co. Da ist wenig Platz für ausformulierte Sprache. Oft reicht schon eine Abkürzung. Die Information bleibt, die Dekoration wird wegrationalisiert. Minnesänger hätten heute sicher eine Umschulung nötig ...
Re: Klassisch
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 16:10 Uhr (Zitieren)
Das neue iPhone 4S, so habe ich gelesen, erfordert für E-Briefe überhaupt kein Schreiben mehr; man spricht seinen Text in das Gerät, welches ihn in Schriftform umwandelt. Werden wir es bald gar nicht mehr nötig haben zu schreiben? Dann werden wir es wohl auch bald nicht mehr können.
Re: Klassisch
Σαπφώ schrieb am 22.10.2011 um 16:31 Uhr (Zitieren)
Was genau meinst du mit Ausdrucksmöglichkeit? Ich hab so ein bisschen ein Problem mit dem Begriff. Kann Jean Claude, der seit ein paar Jahren Deutsch lernt, mehr Ausdrucksmöglichkeiten haben als Chantalle aus dem Nagelstudio?
(Ich würde mir die Anmerkung, dass das kein Angriff auf irgendeine Chantalle oder irgendeine Nagelstudiobesitzerin sein soll, gern sparen, aber ich will nicht missverstanden werden. Solle ich solche Kommentare in Zukuft unterlassen, hoffe ich, dass ich dennoch verstanden werde.)
Re: Klassisch
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 16:40 Uhr (Zitieren)
Die Ausdrucksmöglichkeit hängt von den Differenzierungsmöglichkeiten ab. Welche Unterscheidungen kann ich machen?
Ein triviales Beispiel: Ein minimaler Wortschatz zwingt mich, verschiedene Dinge "Ding" zu nennen. Bei einem größeren Wortschatz kann ich abstrakte Dinge von sinnlich wahrnehmbaren und diese wiederum auf vielfältige Weise unterscheiden.

G. W. F. Hegel kommt in seinem lesenswerten Aufsatz "Wer denkt abstrakt?" zu dem Ergebnis, daß eben Menschen mit eingeschränkten Sprachmöglichkeiten viel abstrakter sprechen; ihre Begriffe sind, weil wenige, in ihrer Bedeutung viel umfassender.

Wie bezeichnest Du z.B. verschiedene Menschen? Manche kommen mit zwei Begriffen aus: "Typ", "Alter".
 
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