α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Könnten Affen Griechisch lernen? (659 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 15:48 Uhr (Zitieren)
Leider nein. Aber mit Plastiksymbolen können zumindest Schimpansen recht geschickt umgehen.
Sarah und die Invarianz von Volumen und Menge

Sarah, die Schimpansin, der beigebracht wurde, eine aus Plastiksymbolen bestehende Sprache zu benutzen, entwickelte linguistische Fähigkeiten, die in gewisser Hinsicht mit denen eines präoperationalen Kindes vergleichbar sind. Die Forscher G. Woodruff, D. Premack und K. Kennel wollten wissen, ob es Sarah gelingen würde, die traditionellen Invarianzaufgaben zu meistern, die bei einem Kind das Stadium der konkreten Operationen ankündigen. Zunächst wurde Sarah gefragt, ob zwei identische Behälter „dieselbe“ oder „verschiedene“ Wassermengen enthielten. Es fiel ihr nicht schwer zu kommunizieren, daß es dieselbe Menge war, indem sie das entsprechende Plastik-„Wort“ zwischen die beiden Behälter legte. Als nächstes wurde ihr Verständnis des Invarianzprinzips getestet. Beginnend mit derselben Wassermenge in zwei identischen Gefäßen, schaute Sarah zu, während der Experimentator das Wasser aus einem der beiden Gefäße in einen anderen, breiteren Krug goß. Manchmal wurde in den breiteren Krug zusätzliches Wasser gegossen, manchmal nicht; der andere Behälter blieb das Vergleichsobjekt. Dann händigte der Versuchsleiter Sarah die Plastik-„Worte“ für „dasselbe“ und „verschieden“ aus und verließ den Raum. Sarah erwies sich als außerordentlich treffsicher; ihre Antwort war von 24 Mal 21 Mal richtig, wenn die Menge nicht verändert worden war. Könnte es sein, fragten sich die Forscher dann, daß Sarah einfach einen sehr guten Blick für die Wassermenge in einem Gefäß hatte, statt ihr Urteil aufgrund des Umgießens zu treffen, das sie beobachtet hatte? Der Test für Sarahs Volumenwahrnehmung bestand aus denselben Operationen wie der Test für Erhaltung, aber die ursprünglichen, identischen Wasserbehälter wurden ihr nicht gezeigt und das Umgießen aus einem der Behälter in den breiteren Krug wurde für sie nicht sichtbar vollzogen. In dieser Situation hatte Sarah ebensoviel Schwierigkeiten, wie ein Kind gehabt hätte; sie traf nur neun von 24 Mal richtige Urteile, wenn das Volumen dasselbe war, erzielte aber immerhin 16 von 24 Treffern, wenn es verschieden war.
Sarah wurde in ähnlicher Weise hinsichtlich der Mengeninvarianz von einem Lehmklumpen getestet und erwies sich bei dieser Aufgabe als ebenso geschickt. Bei den Tests für Zahlenerhaltung hatte Sarah jedoch Schwierigkeiten. Bei diesem Test wird zunächst eine gleichgroße Zahl von Dingen in zwei Reihen nebeneinander gelegt (in diesem Fall Reihen von zwei, drei oder fünf weißen Knöpfen). Dann wird das Bild verändert, entweder indem man die Objekte enger zusammenrückt oder indem man sie weiter voneinander entfernt. Selbst wenn die beiden Knopfreihen in derselben räumlichen Anordnung belassen wurden, war Sarah unfähig, richtig auf dieselbe oder eine andere Anzahl von Knöpfen zu reagieren, deshalb wurden keine Tests mit veränderter Annordnung ausgeführt. Statt daraus zu schließen, daß Sarah unfähig ist, das Prinzip der Zahleninvarianz zu begreifen, wäre es vielleicht besser zu sagen, wir hätten keinen Beweis dafür, daß sie die Anzahl von Dingen in diesem Kontext wahrnimmt oder beachtet. Versuche, Sarah und anderen Schimpansen beizubringen, gleiche Zahlen einander zuzuordnen, sind bis zu drei oder vier Objekten gelungen. Aber es war schwierig, diesen Gedanken zu vermitteln. Es ist somit kaum überraschend, daß Sarah in dieser Situation kaum auf den Zahlenbegriff ansprach.
Ist Sarahs kognitive Entwicklung in das Schema von Piaget einzuordnen? Ihre Sprache ist eindeutig präoperational, ihr Zählvermögen noch primitiver; doch ihr Verständnis für Volumen und Menge ist dem eines siebenjährigen Kindes ebenbürtig: sie paßt einfach nicht in die Theorie. Aber schließlich ist sie ja eine Schimpansin.

(G. Woodruff, D. Premack u. K. Kennel: Conservation of Liquid and Solid Quantity by the Chimpanzee. Science, 1978, 202, pp. 991-994.)
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
Πέγασος schrieb am 22.10.2011 um 16:35 Uhr (Zitieren)
Das passt nicht ganz zum Thema, dennoch: Man sollte selbst einfache Lebewesen nicht unterschätzen:

"Selbst simple Schleimpilze vermögen einen Intelligenztest zu bestehen"

aus: GEOkompakt Nr.28: Intelligenz, Begabung, Kreativität, S.28
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2011 um 16:46 Uhr (Zitieren)
Ist das Dein bzw. GEOs Ernst?
Und überhaupt: Ich dachte, ein Intelligenztest mißt. Wie kann man ihn bestehen? Ab einem IQ von 0,1?
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
Πέγασος schrieb am 22.10.2011 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Das ist sehr ernst. Der Intelligenztest hängt davon ab, welche Form von Intelligenz gemessen werden soll. Wenn Intelligenz, wie in diesem Fall, definiert ist, in unbekannten Situationen zurechtzukommen (den kürzesten Weg durch ein Labyrinth zum Futter zu finden) kann man das messen, wenn auch nicht mit den üblichen Punkten.
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
ανδρέας schrieb am 22.10.2011 um 20:00 Uhr (Zitieren)

Ich finde es problematisch, IQ Bewertungen zu vermenschlichen. So wie ein Vogel morphologisch an das Fliegen angepasst ist, verhält es sich auch mit der Auffassungsfähigkeit. Muss ein Affe rechnen können und Kategorien bilden? Doch wohl eher eine gute Gedächtnisleistung erbringen: wo sind die besten Futterstellen und der Weg dorthin etc.
Ein Affe wird auch über das Wesen der Banane wenig "sagen" können - es isst sie einfach auf, und zwar möglichst bevor sie ihm ein anderer wegschnappt. Oder er besticht damit ein Weibchen.
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
Γραικίσκος schrieb am 23.10.2011 um 15:01 Uhr (Zitieren)
Intelligenz definiert als Fähigkeit, Probleme zu lösen; dann ist jedes Lebewesen entweder - und sei es minimal - intelligent ... oder tot.
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
ανδρέας schrieb am 23.10.2011 um 16:28 Uhr (Zitieren)

Dann muss man sogar Eukaryoten Intelligenz bescheinigen, da sie auch auf ihre Umwelt reagieren (Chemotaxis, Phototaxis etc.).
So weit würde ich den Begriff nicht fassen wollen.
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
διψαλέος schrieb am 23.10.2011 um 18:35 Uhr (Zitieren)
Es gab doch mal dieses Gedankenexperiment:
Man nehme 1 Million Affen und 1 Million Schreibmaschinen.
Man lasse die Affen auf den Schreibmaschinen einfach rumtippen
und gebe ihnen beliebig viel zeit.
Irgendwann werden (durch Zufall) auch die Werke Shakespeares erscheinen...
Intelligenz ist nicht einfaches Reagieren auf Reize, sondern
("Intelligenz" ->"interlegere" -> "einsehen")
eben "beobachten -> schlußfolgern -> handeln"
;-)
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
ανδρέας schrieb am 23.10.2011 um 20:58 Uhr (Zitieren)

Man nehme 1 Million Affen und 1 Million Schreibmaschinen. Man lasse die Affen auf den Schreibmaschinen einfach rumtippen
und gebe ihnen beliebig viel zeit.
Irgendwann werden (durch Zufall) auch die Werke Shakespeares erscheinen...


Das klappt nicht mal mit Menschen ...
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
Πέγασος schrieb am 24.10.2011 um 07:51 Uhr (Zitieren)
Intelligenz fängt doch nicht bei Shakespeare an. Der Begriff der Intelligenz wird allzu häufig mit menschlichen Maßstäben versehen.
Dabei ist Intelligenz ähnlich schwer zu fassen wie Kreativität.

Die pragmatische Definition von Psychologen lautet:
Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest mißt.

Eine allgemeinere Begriffsbestimmung, die unabhängig von den Hürden der Messbarkeit formuliert wurde, hält sich eher an die Problemlösefähigkeit von (Lebe)Wesen:
Intelligenz ist die Fähigkeit, Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, diese zu verarbeiten und darauf zu reagieren.

In diesem Sinne können sowohl Amöben als auch eine Roboterdame intelligent sein: Sie interagieren mit der Umwelt, indem sie (optimal) auf Reize reagieren, nachdem sie diese - wie auch immer - bewertet haben.


Schwierigkeiten habe ich eher damit, was in der Werbung alles als 'intelligent' bezeichnet wird: Schuhe oder Zahnpasta ...
Re: Könnten Affen Griechisch lernen?
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 11:45 Uhr (Zitieren)
Die Aufgabe, Intelligenz zu definieren, ist sehr schwierig. Der Ansatz mit der Fähigkeit, Probleme zu lösen, ist schon recht gut. Will man dann Intelligenz quantifizieren, kann man ja die lösbaren Probleme zählen.

Bewundernswert, geradezu genial finde ich die elegante pragmatische Umgehung des Problems, die Alan Turing sich bei der Erfindung seines Turing-Tests ausgedacht hat.

Ich übertrage das einmal auf den Vergleich von tierischer und menschlicher Intelligenz:
Wir, die Schiedsrichter, sehen das Verhalten eines anonymisierten Lebewesens 1 auf einem Bildschirm, daneben das eines ebenfalls anonymisierten Lebewesens 2.
Wenn die Hälfte der Schiedsrichter das Verhalten von Lebewesen 2 als "von menschlicher Intelligenz" klassifiziert, Lebewesen 2 aber eine Taube war, dann müssen wir der Taube menschliche Intelligenz zusprechen.
So etwa bei dem mit Tauben unternommenen Versuch, ob sie expressionistische von kubistischen Gemälden unterscheiden können.

Entscheidend ist, daß wir als Schiedsrichter nicht wissen dürfen, wer es ist, den wir beurteilen. Andernfalls ist es zu verführerisch, unsere menschliche Voreingenommenheit ins Spiel zu bringen.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Münze

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.