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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Schwalbenlogik (495 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 10:56 Uhr (Zitieren)
Ich lese zum griechischen Heilwesen:
Von Apoll glaubte man, daß er Darmbeschwerden heilen könne, weil die Symptome den Ausscheidungen der Schwalben, seiner heiligen Vögel, ähnlich waren.

Die Logik dieses Schließens verblüfft mich:
Obersatz: Apoll sind die Schwalben heilig.
Untersatz: Schwalbenküttel gleichen den Kütteln von Darmkranken.
Schlußsatz: Apoll heilt Darmkranke.

Manchmal denke ich, daß religiöses Denken eine Logik ganz eigener Art beinhaltet.
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 11:48 Uhr (Zitieren)
Zu diesem Thema in Rom wurde uns folgendes Buch empfohlen: Denis Feeney, Literature and Religion at Rome.

Zum Beispiel wird erklärt, wie es sein kann, dass Römer gleichzeitig an Dinge glauben, die sich gegenseitig ausschließen. Ich werde mir das Buch vornehmen, sobals etwas Luft ist.
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 12:14 Uhr (Zitieren)
Das wüßte auch ich gerne, wie man das kann: zwei Ansichten gleichzeitig haben, die sich gegenseitig ausschließen.
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 12:23 Uhr (Zitieren)
Unsere Dozentin gab das Beispiel, dass ein großer Anteil der Bevölkerung der Meinung ist, man müsse die Steuern senken und die Sozielleistungen ausbauen.
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 12:32 Uhr (Zitieren)
Das wünsche auch ich mir beides. Wünschen ist aber nicht dasselbe wie (religiöses) Glauben.
Oder doch?
Oh, oh!
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 12:34 Uhr (Zitieren)
Naja, Wunsch und Religion formen unsere Lebenswirklichkeit. Was wir hoffen und glauben, bestimmt, was wir für möglich oder wirklich oder richtig halten. Wo siehst du den Unterschied?
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 12:41 Uhr (Zitieren)
Für gewöhnlich kann ich Wunsch und Glauben (Fürwahrhalten) gut unterscheiden. Selbst in Phasen, in denen ich mir wünsche, es gebe einen Gott, reicht es nicht zum Glauben.

Christen aber:
- Es gibt nur einen Gott von Anbeginn der Zeiten an.
[Das erfüllt den Wunsch nach einer klaren, einfach strukturierten Ordnung.]
- Er besteht aus drei[/b ] Personen und hat obendrein eine [b ]Mutter.
[Das erfüllt den Wunsch nach einer geradezu polytheistischen Vielfalt an möglichen Ansprechpartnern.]

Die Wünsche verstehe ich gut (homo sum, humani nil a me alienum puto). Aber sowas glauben?
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 12:42 Uhr (Zitieren)
- Er besteht aus drei Personen und hat obendrein eine [b ]Mutter[/b].
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 12:43 Uhr (Zitieren)
Das gibt's doch nicht1
- Er besteht aus drei Personen und hat obendrein eine Mutter.
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 12:45 Uhr (Zitieren)
Jetzt aber!

Für gewöhnlich kann ich Wunsch und Glauben (Fürwahrhalten) gut unterscheiden. Selbst in Phasen, in denen ich mir wünsche, es gebe einen Gott, reicht es nicht zum Glauben.

Christen aber:
- Es gibt nur einen Gott von Anbeginn der Zeiten an.
[Das erfüllt den Wunsch nach einer klaren, einfach strukturierten Ordnung.]
- Er besteht aus drei Personen und hat obendrein eine Mutter.
[Das erfüllt den Wunsch nach einer geradezu polytheistischen Vielfalt an möglichen Ansprechpartnern.]

Die Wünsche verstehe ich gut (homo sum, humani nil a me alienum puto). Aber sowas glauben?
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 12:53 Uhr (Zitieren)
Interessanterweise leitet man im Deutschen irreale Wünsche meist mit "Ich wünschte" ein. Ist es wirklich ein Wunsch, wenn wir wissen, dass es unwahr ist? Ich "wünsche" ja nicht, dass jetzt eine Tasse heiße Schokolade vor mir steht, sondern ich "wünschte". Das wird aber nicht passieren.

Andererseits neige ich sehr zum Glauben und wenig zum Wünschen. Am Gott glaube ich, da muss ich nichts wünschen.

Wenn ich mir wirklich etwas "wünsche" (und nicht "wünschte"), z.B. dass das Kakaopulver nachher im Supermarkt nicht ausverkauft ist, dann muss ich ja glauben, dass es möglich ist. Ebenso muss ich glauben, dass Steuersenkungen und verbesserte Sozielleistungen gleichzeitig möglich sind, wenn ich mir beides wünsche. Vielleicht ist es eher etwas, das du "wünschtest" aber nicht ganz "wünschst"?
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 13:06 Uhr (Zitieren)
Oh, ich kann mir etwas mit ganzem Herzen wünschen, von dem ich weiß, daß es (mir) nicht möglich ist. Seit Kindertagen: zu den Sternen fliegen, fremde Welten im Universum erkunden.
Natürlich glaube ich auch nicht, daß ich das jemals können werde.

Eine andere Frage ist, wie Du an Gott glauben kannst, obwohl Du weißt, daß es (logisch) nicht möglich ist, einer in Dreien zu sein und, von Anbeginn an existierend, geboren zu werden.
Hilft da die Schwalbenlogik?
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 13:17 Uhr (Zitieren)
Hm, da definieren wir wohl "wünschen" unterschiedlich.

Nein, da hilft Gefühl. Wenn ich an Gott denke, habe ich dieses Gefühl von Wärme, Licht, Ewigkeit, Geborgenheit, allumfassender Macht. Ich versuche ja auch nicht, zu beweisen, dass ich einen Menschen liebe. Gefühle beweist man im Allgemeinen nicht. Niemand weiß, was Gott ist. Vielleicht ist er ein Gefühl?

Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 13:28 Uhr (Zitieren)
Gott ist die Liebe

Dann glaubst Du an die Liebe. Das tue auch ich. Aber ich nenne sie nicht Gott. Falls wir jetzt über ein kosmisches Prinzip reden, stelle ich zudem der Liebe den Streit (Haß, Feindschaft, Abgestoßensein etc.) gegenüber. Ohne ihr Gegenteil funktioniert die Liebe nicht. Wie Hegel sagt: Liebe ist die Macht der Versöhnung [sc. im Streit]. Insofern bin ich Dualist.

Mit anderen Worten: Das kosmische Symbol ist nicht das Dreieck mit dem großen Auge darin, sondern Yin und Yang.

Eine Frage noch: Sollte man Gefühle durch das Sieb der Vernunft schicken?
Gefühle können ja arg in die Irre führen. ... wenn ich bedenke, welche Gefühle unsere Vorfahren gegenüber Adolf Hitler hatten. Nun, der war ja auch eine (quasi-)religiöse Figur, gesandt von der 'Vorsehung'.
Re: Schwalbenlogik
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2011 um 13:32 Uhr (Zitieren)
Ich nehme an, was das Wünschen angeht, könnten wir uns rasch einigen, indem wir es vom Wollen unterscheiden. Dann, wenn ich ins Weltall fliegen wollte, müßte ich Geld sparen, die technische Forschung antreiben und vor allem einen Jungbrunnen suchen.
Aber ich wünsche es mir nur. Ist so eine Sehnsucht.
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Wünschen im Sinne von Träumen.

Ich kann etwas nicht "nur" wünschen. Ein Wunsch impliziert für mich, dass ich ihn verfolge.
Re: Schwalbenlogik
Ὑληβάτης schrieb am 24.10.2011 um 16:25 Uhr (Zitieren)
Die Schwalbenlogik ist doch eine ganz einleuchtende. Man nennt sie Sympathiezauber.
Wenn Apoll in dem einen Bereich tätig ist, ist er auch für einen ähnlichen Bereich verantwortlich. Die Ähnlichkeit stellt die magische Verbindung her.
Re: Schwalbenlogik
ανδρέας schrieb am 24.10.2011 um 19:38 Uhr (Zitieren)

Wie würde ein naturwissenschaftlich unbedarfter Schamane die Aggregatzustände des Wassers erklären? Fest - Eis, Flüssig - Wasser, Dampfförmig (eigentlich Wassertröpfchen, also noch kein Gas). Und die Herkunft? Wolken, die Regen spenden (wie kann Wasser "fliegen", wenn es doch sonst im Meer/See/Fluus vorkommt oder als Eis?)

Er besteht aus drei Personen und hat obendrein eine Mutter.


Die Aggregatzustände sind die Trinität und die Wolken die Mutter. Dem ebenso unbedarften Zuhörer scheint das durchaus plausibel.
Re: Schwalbenlogik
Ὑληβάτης schrieb am 24.10.2011 um 20:35 Uhr (Zitieren)
In manchen Bereichen des Lebens geht es ja nicht um Logik. Mir fällt jetzt gerade kein tolles Beispiel ein, aber wenn ich gerade in so einem Moment "stecke" und jemand bittet mich, logisch zu denken, könnte ich ihn ... ;-)
Manchmal braucht man etwas für die Seele, für das Gemüt, sodass rationale Überlegungen nicht ausreichen.

Vielleicht sollte die Logik unser kleines Vulkanierleben beherrschen. Tut sie aber nicht immer.
Re: Schwalbenlogik
ανδρέας schrieb am 24.10.2011 um 20:40 Uhr (Zitieren)

Schwalbenlogik beherrscht die gesamte Werbung.
85 % unserer Entscheidungen bestimmt das Gefühl.
Warum sind Weihnachten die Kirchen, in denen sonst gähnende Leere herrscht, voll? Ist das logisch?
Wir sind bestimmt keine Vulkanier.
Re: Schwalbenlogik
Σαπφώ schrieb am 24.10.2011 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Ist das logisch? Naja, zumindest folgt es bestimmten Regeln, einer Tradition.
Re: Schwalbenlogik
διψαλέος schrieb am 25.10.2011 um 00:14 Uhr (Zitieren)
Die Natur handelt nicht "logisch", sondern "zweckmäßig"
(Wenn denn die Natu handelt, eher"nutzt" sie.
Da der Mensch einTeil der Natur ist, bzw. von dem,
was "da" ist, (laßt es uns "Natur" nennen), kann er im Grunde nicht "logisch" sein.

Seit ich mich mit der Quantenphysik beschäftige
(wohlgemerkt, ich bin kein Physiker)
habe ich alles Ansinnen von "Logik" über Bord geworfen und lebe
meinen epikuräischen Limien
(jaja, "Epikur" steht hier für "Genuß ohne Reue")
;-)
Helmut Schmidt war am Sonntag
bei Günter Jauch,
Helmut Schmidt ist 92 Jahre alt und raucht wie ein Schlott..
Obwohl Hanseat, ist er doch auch Epikuräer..
:-p
 
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