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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eine reuige Sklavin (467 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.10.2011 um 15:12 Uhr (Zitieren)
Knemon findet seine entlaufene und in mancherlei Abenteuer verstrickte Sklavin Thisbe tot in einer Höhle, auf ihrer Brust ein Schreibtäfelchen mit einem an ihn gerichteten Brief:
An Knemon, ihren Herrn, Thisbe, seine Feindin und seine Rächerin.

Zuerst mache ich dir die frohe Mittheilung von dem Ende der Demänete, das ich um deinetwillen herbeigeführt habe: die Art und Weise werde ich dir persönlich erzählen, falls du mich aufnimmst. Sodann melde ich dir, daß ich jetzt schon den zehnten Tag von einem der hiesigen Räuber gefangen, der sich rühmt, Knappe des Hauptmanns zu sein, auf dieser [dessen?] Insel ich mich befinde: er hält mich eingesperrt und gestattet mir auch nicht, aus der Thür hervorzugucken: wie er selbst sagt, legt er mir aus Liebe gegen mich diese Strafe auf, doch darf ich vermuthen, er befürchtet, daß Einer mich ihm fortnehmen wird. Allein durch die Gnade eines der Götter sah ich dich, o Herr, vorbeigehen und erkannte dich und schicke dir dieses Schreibtäfelchen heimlich durch eine mit mir zusammenwohnende Alte, der ich auftrug, es dem schönen Hellenen, dem Freunde des Hauptmanns, einzuhändigen. Errette mich nun aus den Händen der Räuber und nimm deine Dienerin auf: wenn du willst, laß mich am Leben, denn wisse, das Unrecht, welches ich an dir zu begehen schien, habe ich aus Zwang gethan, aus eigenem Antriebe aber dich an deiner Feindin gerächt. Ist dein Zorn unwiderruflich, so laß ihm freien Lauf gegen mich, wie du es willst. Nur wünsche ich in deine Gewalt zu kommen, wenn ich auch sterben muß. Es ist besser, von deiner Hand getödtet zu werden und ein hellenisches Begräbnis zu erlangen, als ein Leben zu ertragen, das schwerer ist, als der Tod, und die Liebkosungen eines Barbaren, die drückender sind, als die Feindschaft eines Atheners.

(Heliodor's Aethiopische Geschichten. Aus dem Griechischen übersetzt von Dr. Theodor Fischer. Stuttgart 1867; Bd. I Kap. 10)
Re: Eine reuige Sklavin
Γραικίσκος schrieb am 28.10.2011 um 15:11 Uhr (Zitieren)
In dieser rührenden Geschichte steckt sicher ein gehöriges Stück Sklavenhalter-Ideologie.
 
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