Sowohl von Konfuzius als auch von den (griechischen) Sieben Weisen ist die Goldene Regel als moralisches Prinzip überliefert.

Wie weit kannten sich denn zu dieser Zeit Asien und Griechenland?

Daß die Chinesen etwas von Griechenland, speziell von griechischer Literatur, wußten oder die Griechen von chinesischer, halte ich für ausgeschlossen: Sprachbarriere, räumliche Distanz.
Kontakte zu Indien gab es seit Alexander dem Großen.

Die Goldene Regel liegt dermaßen nahe, daß man zu ihrer Entdeckung an verschiedenen Orten der Erde keine Beeinflussung annehmen muß.

Ähnlich verhält es sich wohl mit der Entdeckung der Philosophie etwa zeitgleich in drei verschiedenen Kulturen: China, Indien, Griechenland.

Wann kam es denn zur ersten Kenntnisnahme des Konfuzius?Schon in der Antike? Sein Name ist zumindest mal latinisiert.

Nein, nicht in der Antike. Die Latinisierung seines Namens ist sehr viel später erfolgt.
Wie gesagt, es gab eine riesige Distanz sowie eine enorme Sprachbarriere zu überwinden.
Die erste Reise eines Europäers nach China war (auch wenn möglicherweise fabuliert) die des Marco Polo.

Eine erste Kenntnisnahme chinesischer Texte datiere ich nicht vor den Reisen der ersten Missionare nach China: Franz Xaver SJ u.a.

Hat einer von euch eine gute Internetseite mit einer antiken Weltkarte, wo man sehen kann, was wann bekannt war?

"Weltbild der Antike" bei Google eingeben. Dritter Link, mittleres Bild.

Keine Chinesen, wie man sieht.

Ich hätte da noch eine ganz andere Frage. Aus welchen Quellen haben die Vorsokratiker geschöpft. Gibt es Informationen darüber, ob sie babylonisches, ägyptisches oder sonstiges Wissen verarbeitet haben?
Kennt jemand ein Buch?

In Bereich der Astronomie und Geometrie kann man wohl annehmen, dass die frühen griechischen Denker auf ägyptischen und babylonischen Kenntnissen aufbauten. Als Thales etwa (wie Herodot berichtet) die Sonnenfinsternis von 585 vorhersagte, dürfte er wohl auf astronomische Berechnungen der Babylonier zurückgegriffen haben. Nach Diogenes Laertios soll Thales sogar Unterricht bei ägyptischen Priestern genommen haben (was man nicht glauben muss). Und von Anaximander heißt es, dass er den Gnomon (eine Art Sonnenuhr) von den Babyloniern übernommen habe.

Es ist aber etwas grundlegend anders bei den Griechen als bei ihren Lehrmeistern: diese hatten ihre Wissenschaften nur zum Zweck religiöser Einflussnahme und politischer Organisation entwickelt. Entsprechend konzentrierte sich das Wissensmonopol auf Priester und Beamte. Jene Griechen aber, die wir Vorsokratiker nennen, waren neugierige Privatleute.

Selbst wenn anfangs die praktische Nutzanwendung des Wissens auch bei griechischen Denkern ein starkes Movens gewesen sein dürfte (von Thales gibt es ja die Anekdote, nach der er durch astronomische Berechnungen auf eine reiche Olivenernte schloss und mit den Ölpressen, die er daraufhin zum Verleih erwarb, ein Vermögen machte), gibt es bei ihnen ein darüberhinausgehendes Interesse an Ursprung und Wesen der Welt, das sich nicht mit mythischen und religiösen Erklärungen zufriedengibt (Thales: "Das Wasser ist der Anfang von allem.") Hierin, in der Entwicklung von theoretischem Wissen (und Spekulation), sind die Griechen ohne Vorgänger.

Als gut lesbare Einführung zu den Vorsokratikern empfehle ich Wolfgang Schadewaldt: Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen (Vorlesungsmitschriften).

Die erste Reise eines Europäers nach China war (auch wenn möglicherweise fabuliert) die des Marco Polo

aber:
166 n. Chr.: China: Römische Seefahrer passieren die Straße von Malakka und nehmen Kontakt mit dem chinesischen Kaiserhof auf. Nach chinesischen Berichten überbringen sie Geschenke Elfenbein, Rhinozeroshorn und Schildpatt. Sie geben sich als Gesandte des römischen Kaiser Marcus Aurelianus Antoninus aus, nach ihren Geschenken zu urteilen, haben sie die Warenwünsche der Chinesen gekannt

und zwar womöglich von den Parthern, die seit etwa 100 v. Chr. Handelsbeziehungen zu den Chinesen hatten

Interessant. Chinesische Quellen in engl. Übers. hierzu z. B. hier
https://archive.org/stream/chinaandromanor01hirtgoog#page/n79/mode/1up

Zitat von arbiter am 6.11.13, 13:16

Marcus Aurelianus Antoninus

[So etwas passiert einem arbiter doch sonst nicht ;-) ]

wie man sieht, doch - obwohl ich mich bemühe; in diesem Fall habe ich den Text aus wikip. kopiert - hätte natürlich ein "Sic!" dazusetzen müssen

Wenn man weitersucht, stößt man in der Wikipedia auf eine ganze Reihe von informativen Artikeln zum Thema.

Zur römischen "Gesandtschaft" von 166 und weiteren Beziehungen zwischen Rom und China:
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misch-chinesische_Beziehungen

Dort unter Weblinks eine englische Übersetzung der den Westen betreffenden Abschnitte des Hou Hanshu aus dem 5. Jh.:
http://depts.washington.edu/silkroad/texts/hhshu/hou_han_shu.html

Zur chinesischen Sicht auf Rom der Artikel "Daqin" (ausführlicher auf englisch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Daqin

Zur griechisch-römischen Sicht auf China der Artikel "Seres" und v. a. der engl. Artikel "Serica" mit zahlreichen Quellenangaben:
http://en.wikipedia.org/wiki/Serica

Darin allerdings nicht erwähnt wird der Periplus Maris Erythraei, der erstmals auch genauere Nachrichten über China in den Westen brachte. Hierzu ein eigener Artikel mit grafischer Aufbereitung:
http://en.wikipedia.org/wiki/Periplus_of_the_Erythraean_Sea

Zur bei Ptolemäus erwähnten Reise des Seefahrers Alexander nach Kattigara:
http://en.wikipedia.org/wiki/%C3%93c_Eo

Neu war mir auch, dass erste christliche Missionare bereits im 7. Jahrhundert nach China kamen und das Christentum (in Gestalt des Nestorianismus) bis in die damalige chinesische Hauptstadt trugen. Zeugnis davon gibt die Nestorianische Stele:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nestorianische_Stele