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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Alles wissen? (491 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 18.11.2011 um 09:58 Uhr (Zitieren)
Ich lese:
Vor etwa 120 Jahren verstarb der britische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph John Stuart Mill. Sein Todesjahr - 1873 - sollte man sich merken, denn dieser Mensch soll der letzte gewesen sein, der alles wußte, was es auf dieser Welt zu wissen gibt. Heute ist die Vorstellung, jemand von uns könnte über alle bekannten Tatsachen im Bilde sein, lachhaft. [...]

(Robert B. Cialdini: Die Psychologie des Überzeugens. Bern/Göttingen/Toronto/Seattle 2. Aufl. 1999, S. 319)
Das kann doch nicht sein, oder? Kein Mensch konnte jemals alles wissen, was es zu seiner Zeit zu wissen gab. Wie hätte selbst ein Einstein-Homo erectus, der in Afrika lebte, wissen sollen, wie man eine bestimmte in China vorkommende Tierart jagt?
Und auch das 'Universal-Genie' Aristoteles wußte über vieles nichts.
Re: Alles wissen?
Γραικίσκος schrieb am 18.11.2011 um 10:29 Uhr (Zitieren)
Vermutlich meint Cialdini:
Jeder Mensch lebt innerhalb einer bestimmten Kultur. Innerhalb dieser Kultur gibt es einen bestimmten Wissensstand. Diesen konnte ein einzelner Mensch um 1870 gerade noch komplett kennen, heute nicht mehr.

Aber selbst das bezweifle ich.
Re: Alles wissen?
διψαλέος schrieb am 18.11.2011 um 17:02 Uhr (Zitieren)
Wenn man "Wissen" als den Inhalt der "Encyclopaedia Britannica" der jeweiligen Ausgabe,
also im Falle von John Stuart Mill die 10. Auflage, definiert,
so mag das wohl noch zutreffen...
;-)
Re: Alles wissen?
διψαλέος schrieb am 18.11.2011 um 17:04 Uhr (Zitieren)
äh...
sehe gerade:
zu Mills Lebenszeit war es die 9.Auflage.
Re: Alles wissen?
διψαλέος schrieb am 18.11.2011 um 17:13 Uhr (Zitieren)
im Übrigen darf man "Wissen" nicht mit "Fertigkeit" gleichsetzen:
Ein Bäcker weiß (er hat die Fertigkeit), wie man aus Mehl, Wasser und weiteren Zutaten ein Brot bäckt.
Aber über die genauen chemischen und physikalischen Prozesse,
die da ablaufen, "weiß" er wohl nichts.
(d.h. im Rahmen seines Handwerkes "weiß" er sehr wohl, was "backen" ist,
aber "wissenschaftlich" kann er es nicht darstellen)
Re: Alles wissen?
ανδρέας schrieb am 18.11.2011 um 17:38 Uhr (Zitieren)
Nach seiner Autobiographie las Mill mit 3 Jahren Äsops Fabeln im Original, danach die Anabasis von Xenophon, Herodot, Diogenes Laertius, Lukian und Isokrates. Mit sieben Jahren las er die ersten Dialoge des Platon und begann unter Aufsicht seines Vaters mit dem Studium der Arithmetik.Zur Erholung las er die Übersetzung des Plutarch und Humes Geschichte Englands. Mit acht Jahren begann er damit, seinen jüngeren Geschwistern Latein beizubringen, und las auf diese Weise Vergil, Livius, OvidTerenz, CiceroHoraz, Sallust und Atticus, während er weiter fortfuhr, alle bekannten griechischen Klassiker zu studieren. Zum eigenen „Amüsement“ schrieb er eine Geschichte Hollands und eine römische Verfassungsgeschichte. Literarisch las er allerdings nur Shakespeare, Milton, Goldsmith und Gray. Mit 12 begann er das Studium der Logik und Philosophie, mit 13 einen kompletten Kurs in politischer Ökonomie (sein Vater war mit Adam Smith und David befreundet). Mit 14 reiste er nach Montpellier und studierte dort Chemie, Zoologie, Mathematik, Logik und Metaphysik. Nach seiner Rückkehr gründete er The Westminster Review und schrieb das erste Buch über die Frauenbewegung: The Subjection of women.

Catherine Cox versuchte in einem komplizierten Verfahren die Intelligenz berühmter Personen nachträglich zu messen. Ihr Ergebnis: Nr. 1 Mill, Nr. 2 Goethe, Nr. 3 Leibnitz, Nr. 4 Grotius, Nr. 5 Macaulay, Nr. 6. Bentham, Nr. 7 Pascal, Nr. 8 Schelling, Nr. 9 Haller, Nr. 10. Coleridge.

Ich frage mich, was Mill von dem Begriff "Schwarmintelligenz" gehalten hätte.
Re: Alles wissen?
Γραικίσκος schrieb am 21.11.2011 um 17:08 Uhr (Zitieren)
Es wird wohl das Wissen im Sinne von διψαλέος sein, das gemeint ist. Wenn man freilich Mills Schriften liest, kommt man nicht auf den Gedanken, daß er so außerordentlich intelligent gewesen sein könnte.
 
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