α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Baba, Ludwig! (712 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 25.11.2011 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Komm großer schwarzer Vogel, komm jetzt!
Schau, das Fenster ist weit offen,
schau, ich hab’ Dir Zucker auf’s Fensterbrett g’straht.

Komm großer schwarzer Vogel, komm zu mir!
Spann’ Deine weiten, sanften Flügel aus
und leg’ s’ auf meine Fieberaugen!
Bitte, hol’ mich weg von da!

Und dann fliegen wir auf,
mitten in Himmel eine ,
in a neue Zeit, in a neue Welt.
Und ich werd’ singen, ich werd’ lachen,
ich werd’ „des gibt’s net!“ schrei’n,
weil ich werd’ auf einmal kapieren,
worum sich alles dreht.

Komm großer schwarzer Vogel, hilf mir doch!
Press’ Deinen feuchten, kalten Schnabel
auf meine wunde, auf meine heiße Stirn!

Komm großer schwarzer Vogel,
jetzt wär’s grad günstig!
Die anderen da im Zimmer schlafen fest,
und wenn wir ganz leise sind,
hört uns die Schwester nicht.
Bitte, hol’ mich weg von da!

Und dann fliegen wir auf,
mitten in Himmel eine,
in a neue Zeit, in a neue Welt.
Und ich werd’ singen, ich werd’ lachen,
ich werd’ „des gibt’s net!“ schrei’n,
weil ich werd’ auf einmal kapieren,
worum sich alles dreht.

Ja, großer schwarzer Vogel, endlich!
Ich hab’ Dich gar net einekommen g’hört.
Wie lautlos Du fliegst!
Mein Gott, wie schön Du bist!

Auf geht’s, großer schwarzer Vogel, auf geht’s!
Baba , ihr meine Lieben daham!
Du, mein Mädel, und du, Mama, baba!
Bitte, vergeßt’s mi net!

Ludwig Hirsch hat sich aus dem Fenster gestürzt.
Ich werde ihn nicht vergessen.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 25.11.2011 um 15:57 Uhr (Zitieren)
Es soll ein Lungenkarzinom bei ihm diagnostiziert worden sein.
Re: Baba, Ludwig!
ανδρέας schrieb am 25.11.2011 um 19:40 Uhr (Zitieren)

Er soll sich vorher noch von seiner Frau verabschiedet haben, telefonisch. Vielleicht eine Kurzschlusshandlung wegen der Diagnose. Wäre zumindest verständlich, dass jemand nicht damit fertig wird. Sehr schade.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 25.11.2011 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Weißt Du, wenn ich an seine Lieder denke (z.B. das zitierte: "Komm, großer schwarzer Vogel"), dann glaube ich, daß er auf eine bestimmte Entscheidung vorbereitet war.
Man sollte intelligente Menschen auch nicht unterschätzen.
Re: Baba, Ludwig!
ανδρέας schrieb am 25.11.2011 um 20:06 Uhr (Zitieren)

Man wird es nicht mehr erfahren und es ist auch eigentlich nicht notwendig. Er sprang m.W. aus dem 2. Stock. Das ist riskant, weil es nicht wirklich sicher ist, dass man nicht überlebt. Daher vermutete ich, es war eine Kurzschlusshandlung. Aber Tragik hat immer dieselbe Farbe, egal wie man sie verstreicht, schwarz.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:22 Uhr (Zitieren)
Ich kenne Hirsch auch. Aber man kann oft nicht in den Menschen hineindenken, obwohl ich ihn bei dieser Diagnose verstehe. Wir hatten mal einen ähnlichen Fall, als ich noch in einer Reha-Klinik tätig war.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:31 Uhr (Zitieren)
"Vorbereitung" ist so ne Sache...Γραικίσκος. Was ich oft aus der Praxis sehe, ist so eine " Grundstimmung".
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 26.11.2011 um 16:37 Uhr (Zitieren)
Ich dachte mir nur: Wenn man einigermaßen intelligent ist plus Raucher, dann weiß man, was man riskiert. Und wenn man - wie Ludwig Hirsch - obendrein aus einer 'schwarzen' Grundstimmung heraus lebt, dann habe ich nicht den Eindruck, daß die Entscheidung, angesichts der Diagnose Lungenkrebs aus dem Fenster zu gehen, aus heiterem Himmel kommt.
Natürlich ist das nur eine Vermutung.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:38 Uhr (Zitieren)
Er war sicher latent depressiv.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:39 Uhr (Zitieren)
...da kommen oft viele Suizide.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:41 Uhr (Zitieren)
..wiederum Erfahrung aus der Praxis.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 26.11.2011 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Beim fade-off von "Komm, großer schwarzer Vogel" singt er über den Tod mehrfach die Verse:
"Ich werd' endlich kapier'n,
Ich werd' endlich, endlich glücklich sein!"

Das wünsche ich ihm.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:43 Uhr (Zitieren)
Ja, die latente Depression.....wird oft nicht erkannt.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 26.11.2011 um 16:43 Uhr (Zitieren)
Vielleicht war er auch ein moderner Anhänger der Ansicht des Sokrates, die eigentliche Krankheit sei das Leben.
Für Wien, dieses "Aphrodisiakum für Nekrophile" (André Heller), ist das nicht untypisch.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:44 Uhr (Zitieren)
...obwohl man sie gut behandeln kann.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 26.11.2011 um 16:44 Uhr (Zitieren)
Es gibt ja, wie man weiß, Städte mit einer besonders hohen Suizidrate. Kennt man dafür eine medizinische oder psychologische Erklärung?
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:48 Uhr (Zitieren)
Ich habe viele psychosomatische/psychologische Gespräche....jeder ist anders.
Aber: Viel richtet die Natur, das Erkennen, warum man da ist und die Natur sehen und begreifen. Das sage und mache ich mit meinen Patienten.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 26.11.2011 um 16:49 Uhr (Zitieren)
...obwohl man sie gut behandeln kann.

Das ist interessant. Gestern habe ich in "Gehirn & Geist" gelesen, daß die Zuversicht der Mediziner bei der Behandlung von Depressionen einer Ernüchterung gewichen sei.
Unter unseren Schülern gibt es eine zunehmende Zahl von Depressiven; und gerade bekomme ich den Fall einer Schülerin mit, die auch nach monatelanger stationärer Behandlung keine Besserung ihres Lebensgefühls erreicht hat. Das ist extrem traurig, denn sie ist hochintelligent. Den Versuch, wieder in die Schule zu gehen, hat sie soeben abgebrochen.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Oft hilft in die Berge zu gehen und sich bei schönen Wetter (wie jetzt) sich Gedanken nicht um sich selbst, sondern um die Schönheit der Natur zu machen.
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 26.11.2011 um 17:02 Uhr (Zitieren)
Ich sage das, weil ich mit einem Kollegen aus der nahegelgenen Psychiatrischen Abteilung vor einiger Zeit einen solchen Spaziergang mit depressiven Patienten organisiert habe, den wir auch wieder wiederholen werden :-) . Wir hatten viel Spaß.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 27.11.2011 um 14:36 Uhr (Zitieren)
Soll ich den Psychiatern unserer hochgradig depressiven Schülerin empfehlen, sie mögen mit ihr spazierengehen?
So einfach kann es doch nicht stehen!
Re: Baba, Ludwig!
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 30.11.2011 um 14:41 Uhr (Zitieren)
Sorry, dass ich aus Zeitgründen erst jetzt antworte.
Das ist doch nur ein Teil der Behandlung, um den Geist abzulenken. Natürlich werden auch andere Methoden, ggf.Medikamente angewendet.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 30.11.2011 um 14:47 Uhr (Zitieren)
Das nehme ich an.
Wir haben schon wieder einen neuen 'Fall' an unserer Schule. Depressionen sind (wie) eine um sich greifende Seuche unter Jugendlichen.
Re: Baba, Ludwig!
ανδρέας schrieb am 30.11.2011 um 19:09 Uhr (Zitieren)

Ohne die Problematik verharmlosen zu wollen habe ich gelegentlich den Eindruck, dass die Anzahl der Fälle proportional mit der Menge der praktizierenden freiberuflichen Psychologen steigt. Wir leben in friedlichen Zeiten in recht großem Wohlstand, insbesondere verglichen mit anderen Ländern. Was könnte die "Epidemie" ausgelöst haben? Oder ist die Zahl der Fälle insgesamt nicht über die Zeiten eher konstant und das Thema wird nur verstärkt publik?
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 30.11.2011 um 19:33 Uhr (Zitieren)
Was sich definitiv geändert hat - auch wenn es Deine Vermutung weder bestätigt noch widerlegt -, ist die schiere Zahl der als depressiv dianostizierten jungen Menschen.

Was ich kürzlich in einer Fachzeitschrift gelesen habe: daß die vormalige Euphorie, man könne Depressionen wirksam behandeln, verflogen sei.
Das entspricht meinen Eindrücken. Aber es widerspricht nicht Deiner Vermutung.
Re: Baba, Ludwig!
ανδρέας schrieb am 30.11.2011 um 19:44 Uhr (Zitieren)

Ein Arzt sagte mir mal: "Es gibt keine Gesunden, nur schlecht durchdiagnostizierte Patienten."
Zynisch ausgedrückt ist es besser, den Patienten in einem Zustand überlebensfähiger Kränklichkeit zu erhalten - geheilt oder tot bringt er nichts mehr ein.
Gerade die Psyche lässt sich ganz schlecht untersuchen,denke ich. Ich lasse mich da gerne belehren und unterstelle den meisten Ärzten eine hohe ethische Einsicht in ihr Tun! Nur bestärkt eine fürsorgliche Behandlung innerer Vorgänge nicht auch manchmal die Krankheit im Sinne des "Belohnungssystems"? Wenn der Patient merkt, dass die Krankheit, die ihn ja nicht umbringt (ich unterstelle keinewegs, dass diese Krankheiten erfunden sind!), doch gewisse Entlastungen hinsichtlich der Leistungsanforderungen im Alltag bringt und er eine Aufmerksamkeit erhält, die er sich ansonsten nicht verschaffen kann, dürfte dies seine Symptome doch eher verstärken. Krankheit als Lebensbewältigungskonzept kommt gelegentlich vor.
Da mag mancher Therapeut die Unschärfe dieser Wissenschaft auch als Vorteil sehen.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 30.11.2011 um 20:05 Uhr (Zitieren)
Die Gesichter junger Menschen, in die ich da schaue, sind tieftraurig. Zu den psychotherapeutischen Maßnahmen, von denen ich höre, habe ich manchmal eine andere Ansicht. Die muß freilich nicht richtig sein.
Nach oben
Re: Baba, Ludwig!
ανδρέας schrieb am 30.11.2011 um 20:16 Uhr (Zitieren)

Depressionen bezweifle ich keineswegs. Ich habe - beruflich bedingt - zahlreiche Leute kennengelernt, die darunter leiden, und weiß, dass sie professionelle Hilfe brauchen. Mir scheint nur die Steigerung der Anzahl mitunter verdächtig. Man darf nicht jede Unpässlichkeit gleich zum Drama erklären. Vielleicht bräuchte man auch weniger Therapeuten, wenn die Leute ein geselligeres Umfeld hätten, sprich aufgefangen werden: Familie, Freunde, Vereine etc. .
Vereinsamung macht krank.
Re: Baba, Ludwig!
Γραικίσκος schrieb am 30.11.2011 um 20:22 Uhr (Zitieren)
Ist mir schon klar, daß Du das nicht bezweifelst.
Wie die Steigerung zustande kommt, weiß auch ich nicht.

In den 80ern und 90ern gabe es eine sprunghafte Steigerung der Diagnose 'multiple Persönlichkeit infolge von sexuellem Mißbrauch'. Ist heute praktisch verschwunden. Das kann einen schon mißtrauisch machen.

Der Schmerz der heutigen Patienten ist jedenfalls ernst, nicht simuliert.
Die Ursachen aber?
Re: Baba, Ludwig!
ανδρέας schrieb am 30.11.2011 um 21:11 Uhr (Zitieren)

Ich denke an den John/Joan Fall des Dabid Reimer in Kanada: bei einer elektronischen Beschneidung war der Penis verschmort. Da man Ende der 60ger Jahre in Wissenschaftskreosen meinte, das Geschlecht sei nur durch Erziehung bestimmt, bastelte man den Kleinen einfach zum Mädchen um - und erzog ihn auch so und gab Hormone. Im Alter von 38 Jahren beging er Suizid.
Er wurde das Opfer einer "wissenschaftlichen" Mode:
nur die Erziehung, nicht die Erbanlagen sollen entscheidend sein. M.E. hat noch keiner die Psyche wirklich verstanden.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Regenbogen

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.