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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Xenophanes, der Monotheist (912 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 20.06.2009 um 17:23 Uhr (Zitieren)
Wir haben hier mal über die Frage gesprochen, ob es in der heidnischen Antike bereits Ansätze zu einer monotheistischen Theologie gab.
Echnaton, das ist klar. Aber auch Xenophanes ist ein lupenreiner Monotheist:

Fragmente 11; 14-16; 23-25

Alles haben Homer und Hesiod auf die Götter geschoben,
was bei den Menschen wird als Schimpf und Schande betrachtet:
Diebstahl und Ehebruch auch und gegenseitige Täuschung.
Aber die Sterblichen glauben, die Götter würden geboren
und sie hätten Gestalt und Tracht und Sprache gleich ihnen.
Schwarz, stumpfnasig: so stellt die Götter sich vor der Äthiope;
aber blauäugig und blond malt sich der Thraker die seinen.
Hätten die Rinder und Rosse und Löwen Hände wie Menschen,
könnten sie malen wie diese und Werke der Kunst sich erschaffen,
alsdann malten die Rosse gleich Rossen, gleich Rindern die Rinder
auch die Bilder der Götter, und je nach dem eigenen Aussehen würden die leibliche Form sie ihrer Götter gestalten.
Ein Gott ist unter den Göttern und unter den Menschen der größte,
nicht an Gestalt vergleichbar den Sterblichen noch an Gedanken,
ganz ist Auge, ganz Ohr und ganz Gedanke sein Wesen.
Immer am gleichen Ort verharrt er ohne Bewegung,
und es kommt ihm nicht zu, bald dahin, bald dorthin zu gehen.
Mühelos schwingt er das All mit seines Geistes Vermögen.


(Quelle: Mircea Eliade, Geschichte der religiösen Ideen - Quellentexte. Übersetzt und herausgegeben von Günter Lanczkowski. Freiburg/Basel/Wien 1981, S. 66)

Die zentrale Stelle ist das Fragment 23:

εἷς θεὸς ἔν τε θεοἶσι καὶ ἀνθρώποισι μέγιστος,
οὔτι δέμας θνητοἶσι ὁμοίιος οὐδὲ νόημα.
Re: Xenophanes, der Monotheist
Ὑληβάτης schrieb am 20.06.2009 um 18:44 Uhr (Zitieren)
Das habe ich schonmal gelesen!
"ganz Auge, ganz Ohr, ganz Gedanke", weil er ja "reines Sehen" usw. sein muss.

Gerade das Fragment 23 scheint ja irgendwie ... den Polytheismus als Gedanken nicht ganz aufzugeben, wenn noch von anderen Göttern die Rede ist. Es scheint auch nicht so richtig in den Argumentationsfluss zu passen, bzw. ist nicht notwendig. Was meint Ihr?
Re: Xenophanes, der Monotheist
Γραικίσκος schrieb am 20.06.2009 um 18:55 Uhr (Zitieren)
Ja, genau genommen ist es ein "Hauptgott" - der größte unter den Göttern und Menschen.
Aber so, wie er beschrieben wird, bleibt für die anderen Götter eigentlich nicht mehr viel übrig.

Einen gewissen Bruch im Gedankengang sehe ich darin, daß er im ersten Teil die Götter für Menschenwerk erklärt, für anthropogen also, dann aber sagt, ein Gott sei der Größte unter den Göttern.

Offenbar bilden die verschiedenen Abschnitte nicht einen Text, sondern es sind Fragmente aus verschiedenen Quellen/Werken.
Nicht daß dies das Konzept völlig stimmig machen würde ... aber in vielen Büchern schreibt man vielerlei.
Re: Xenophanes, der Monotheist
Ὑληβάτης schrieb am 20.06.2009 um 18:58 Uhr (Zitieren)
bleibt für die anderen Götter eigentlich nicht mehr viel übrig

Das ist die Konsequenz, nicht wahr?

Ich denke, dass Xenophanes nicht die Götter für Menschenwerk erklärt, sondern die Bilder, die die Menschen habe - gemalte und gedachte (vgl. Bilderverbot!).
Re: Xenophanes, der Monotheist
Elisabeth schrieb am 20.06.2009 um 19:01 Uhr (Zitieren)
Natürlich kommt unsereinem das
τε θεοἶσι καὶ ἀνθρώποισι μέγιστος,
wie ein Bruch im Gedankengang vor.

Aber genausogut könnte man denken, dass das einfach eine Art sprichwörtliche Redensart für das Allergrößte ist.

Auch im Deutschen haben wir solche Redeweisen, die nicht im eigentlichen Sinne gemeint sind. Mein Lieblingsbeispiel ist "Komm" für das, was in alten Lexika "wohlan" heißt. Damit kann man Sätze bilden wie "Komm, geh!"
Re: Xenophanes, der Monotheist
Γραικίσκος schrieb am 20.06.2009 um 19:19 Uhr (Zitieren)
Daß es sich um eine Redensart handelt, die nicht wörtlich gemeint ist, klingt wie eine gute Lösung. Jedenfalls scheint mir die Logik des Gedankengangs im zweiten Abschnitt darauf hinauszulaufen, daß es keine anderen Götter neben dem Einen gibt.

"Komm, geh!" sage auch ich öfters. Und wenn Schüler im Unterricht stören, sage ich schonmal: "Hör auf und zu!"
 
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