Das Auffallende ist, daß wir das Wort "sein" (in allen infiniten und finiten Variationen) tagtäglich gebrauchen - und dennoch vermögen wir nicht zu sagen, was es bedeutet?

Das ist merkwürdig, nicht wahr?

Ein ähnlich rätselhaftes Wort von der Bedeutung her ist "ich" (ἐγώ, ego), also das Lieblingswort vieler Menschen. Was meinen wir damit?

"Ich" für den einzelnen, oder "ich" generell?

In der Sprache weist "ich" auf das Zentrum der ... wie heißt es ... Ich-Jetzt-Hier-Origo, sozusagen auf die Null im Koordinatensystem - was nicht heißen soll, dass ich eine Null bin!

Aber die Frage war philosophischer gemeint, oder?

Kommt eigentlich von Parmenides das "Cogito, ergo sum", bzw. gibt es da eine Verbindung?

Das "ego cogito, ergo sum" geht auf Augustinus zurück: "si fallor, sum", zitiere ich aus dem Gedächtnis; eine Verbindung zu Parmenides sehe ich insofern nicht, als dieser keinen Zweifel an seiner Existenz abwehrt.

Zum Ich-Problem: Es gibt designierende Terme (Eigennamen), die einen Gegenstand bezeichnen. Andere Begriffe designieren nicht (z.B. Konjunktionen); bei einigen ist es zweifelhaft (abstrakte Terme - sind Klassen von Gegenständen Gegenstände?).
Wenn "ich" etwas designiert, was designiert es dann? Wenn es z.B. ein Eigenname ist, dann ist es seltsam, daß wir alle denselben Eigennamen benutzen. Wenn man sagt: es bezeichnet 'meinen Körper', dann besteht das Problem, daß sich in dem 'meinen' das "ich" versteckt: besitzanzeigendes Fürwort - aber wer besitzt 'meinen Körper'? ("Ich [i]habe einen Körper.") Was macht überhaupt einen einzigen unter all den Milliarden Körpern zu 'meinem' Körper? Daß ich es bin, der ihn 'hat'? Dann können wir 'ich' nicht mit meinem Körper identifizieren.
Auch von den Nullen im Koordinatensystem gibt es ja sehr viele - aber nur eine davon bin 'ich'. Welche?

Ich, pron. – Das erste Personalpronomen, das erste Wort der Sprache, der erste Gedanke des Geistes, der erste Gegenstand der Zuneigung. Sein Plural soll „wir“ lauten, aber wie es mich mehr als einmal geben kann, ist den Grammatikern zweifellos klarer als dem Verfasser dieses unvergleichlichen Diktionärs. Mich selbst in Zweizahl vorzustellen, ist schwer, aber schön. Der freimütige und dabei anmutige Gebrauch von „ich“ unterscheidet den guten Schriftsteller vom schlechten; dieser trägt das Wort wie ein Dieb, der seine Beute zu verbergen sucht.

(Ambrose Bierce, Das Wörterbuch des Teufels)

So war das Layout gemeint:

Wenn "ich" etwas designiert, was designiert es dann? Wenn es z.B. ein Eigenname ist, dann ist es seltsam, daß wir alle denselben Eigennamen benutzen. Wenn man sagt: es bezeichnet 'meinen Körper', dann besteht das Problem, daß sich in dem 'meinen' das "ich" versteckt: besitzanzeigendes Fürwort - aber wer besitzt 'meinen Körper'? ("Ich habe einen Körper.") Was macht überhaupt einen einzigen unter all den Milliarden Körpern zu 'meinem' Körper? Daß ich es bin, der ihn 'hat'? Dann können wir 'ich' nicht mit meinem Körper identifizieren.