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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die drei großen Kränkungen, # 3 (800 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 09.12.2011 um 15:28 Uhr (Zitieren)
Bekannt sind ja die sog. 'drei großen Kränkungen' des Menschen seit Antike & Mittelalter:
1. Kopernikus: Wir leben nicht im Zentrum des Universums.
2. Darwin: Der Mensch ist eine Tierart.
3. Freud: Wir werden nicht durch die Vernunft, sondern durch das Unbewußte gesteuert.

Zur Vertiefung von # 3 hat in den letzten Jahren die Hirnforschung kräftig beigetragen.

Auf arte läuft heute um 21.45 h eine Dokumentation dazu: Das automatische Gehirn / Teil 1: Die Magie des Unbewussten.
Teil 2 folgt in einer Woche.
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
Σαπφώ schrieb am 09.12.2011 um 15:58 Uhr (Zitieren)
Stört mich eigentlich alles nicht. Vor allem Freud, dieser Heini, der spinnt doch. Der ist dafür verantwortlich, wenn in Deutschstunden arme Schüler gezwungen werden, zu erklären, warum eine Frau im Traum eine Banane essen könnte. Spinner.
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
Γραικίσκος schrieb am 09.12.2011 um 16:05 Uhr (Zitieren)
Psychoanalytisch gesehen, magst Du Freud nicht, weil Du die Wahrheit seiner Erkenntnis verdrängst.

Aber das hat schon Popper als Strategie zur Kritikimmunisierung erkannt.

Daß das Gehirn Dinge tut, von denen ich (mein Bewußtsein) nichts weiß und die ich auch nicht beeinflussen kann, stört mich dennoch. Es kränkt mich.
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
Σαπφώ schrieb am 09.12.2011 um 16:13 Uhr (Zitieren)
Ich bleibe dabei, der spinnt. Hat sich eine lustige These ausgedacht und verfolgt die ohne Rücksicht auf Quatsch. Da ist der Sprung zur Theorie von unhörbaren Klangmustern in Demosthenes' Reden auch nicht mehr weit.

Freud ist wie ein kleines Kind, das, wenn es beleidigt wird, entsetzt schreit: "Wer's sagt, ist es selber, bäh!"
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
ανδρέας schrieb am 09.12.2011 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Keiner Zunft scheint es mir leichter zu fallen, anderen eine krankhafte Störung einzureden, als den Psychoanalytikern. Heute glaubt wohl jeder, es stimme was nicht mit ihm.

Der Psychologe zum Patienten: "Tut mir leid, aber ich kann bei Ihnen keine psychische Störung finden. Es muss wohl am Alkohol liegen!"
Der Patient: "Dann komme ich wieder, wenn Sie nüchtern sind!"
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
διψαλέος schrieb am 10.12.2011 um 06:25 Uhr (Zitieren)
Halten wir uns fest an der Mathematik und dem, was sie uns erklären kann,
was mit dem Geist, dem menschlichen, nicht zu erfassen ist:
!+! ="
und nun?
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
διψαλέος schrieb am 10.12.2011 um 06:27 Uhr (Zitieren)
in fernen Generationen wird vielleicht mal die eulersche Zahl als Anfangszahl ("1") festgelget werden.
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
ανδρέας schrieb am 10.12.2011 um 11:57 Uhr (Zitieren)
Ich halte mich nun an der Mathematik fest, was Γραικίσκος kritisch findet:

a2 ist a Quadrat; b2 ist b Quadrat

Angenommen a = b
Multiplikation mit a a2 = ab
Minus b2 a2 - b2 = ab - b2
Faktorisierung (a + b)(a - b) = b(a - b)
Division durch (a - b) a+b=b
Setzt man nun a=b=1:

also 2 = 1
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
Flo schrieb am 18.05.2014 um 09:59 Uhr (Zitieren)
1.0. Seien a, b Zahlen. Angenommen, a=b.
1.1. Mal a: a^2 = a^b
1.2. Minus b^2: a^2 - b^2 = a^b - b^2
1.3. Faktorisierung: (a + b)(a - b) = b(a - b)
1.4. Division durch (a - b): a+b=b
1.0-4. „aus (a=b) folgt a+b=b“
2.0. Setzt man nun a=b=1:
3.0. Es gilt 1+1=1

Das Argument ist in fast gültig, aus Schritt kann man 1.4 nicht ableiten, denn unter der Annahme 1.0, gilt a-b=0, weshalb Division durch a-b nicht möglich ist.

VG

P.S. Ich weiß, es ist jetzt 2014.
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
arbiter schrieb am 21.05.2014 um 17:42 Uhr (Zitieren)
Schmidt-Salomon (2006) listet 9 weitere Kränkungen auf - teils Erweiterungen zu Darwin und Freud -, von denen ich die palöontologische (die Menschheit existiert nur einen Augenblick) für fürchterlich, die neurobiologische (das autonome Ich - eine Illusion) für spannend halte
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
Φιλομαθής schrieb am 24.05.2014 um 12:41 Uhr (Zitieren)
Nachdem die Menschen ausgestorben sind, unterhalten sich ein Kobold und ein Gnom folgendermaßen:

Gnom: Bei alle dem kann ich nicht begreifen, wie eine ganze Gattung lebender Wesen so spurlos, wie du sagst, hat zu Grunde gehen können.

Kobold: Als ein Meister in der Geologie solltest du doch wissen, daß der Fall nicht neu ist und daß verschiedene Arten von Thieren früher vorhanden waren, die sich heute nicht mehr finden, bis auf wenige versteinerte Knochen. Und doch haben sicherlich jene armen Geschöpfe keine von all den Künsten angewendet, die, wie gesagt, die Menschen zu ihrem eigenen Verderben geübt haben.

Gnom: Es mag damit sein, wie du gesagt. Nun wünschte ich nur, daß Einer oder Zwei von jenem Gesindel wieder aufwachten, um zu erfahren, was sie für Augen machen würden, wenn sie sähen, daß die andern Dinge, obwohl das Menschengeschlecht nicht mehr da ist, noch fortdauern und sich entwickeln wie vorher, als sie sich einbildeten, die ganze Welt sei nur für sie allein geschaffen und werde um ihretwillen erhalten.

Kobold: Und wollten nicht einsehen, daß sie doch nur geschaffen sei und erhalten werde für die Kobolde.

Gnom: Dein Verstand schießt in der That Kolbolds, wenn du im Ernst sprichst.

Kobold: Wie so? Natürlich spreche ich im Ernst.

Gnom: Geh, du Spaßvogel! Wer weiß nicht, daß die WeIt für die Gnomen erschaffen ist?

Kobold: Für die Gnomen, die immer unter der Erde leben? Nun, das ist das Lustigste, was man hören kann! Wozu brauchen die Gnomen Sonne, Mond, Luft, Meer, Felder?

Gnom: Und was fangen die Kobolde mit den Höhlen voll Gold und Silber an und mit dem ganzen Leibe der Erde, bis auf die oberste Haut?

Kobold: Nun gut! mögen sie was damit anfangen können oder nicht, wir wollen darüber nicht streiten; denn ich bin überzeugt, auch die Eidechsen und Mücken glauben, die Welt sei eigens nur für ihren Gebrauch geschaffen. Und darum bleibe Jeder bei seinem Glauben, den sich keiner wird ausreden lassen; ich für meine Person sage dir nur so viel, wenn ich nicht als Kobold auf die Welt gekommen wäre, würde ich untröstlich sein.

[Giacomo Leopardi: Dialogo di un Folletto e di uno Gnomo (Operette morali). In der Übersetzung von Paul Heyse.]

https://archive.org/stream/italienischedic01giusgoog#page/n229/mode/1up
Re: Die drei großen Kränkungen, # 3
Φιλομαθής schrieb am 03.06.2014 um 21:08 Uhr (Zitieren)
Noch eine lyrische Aufarbeitung der 3. Kränkung ("daß das Ich nicht Herr sei in seinem eigenen Haus") mit Vorverweis auf Groddeck und die Psychosomatik:

Der Kobold

In einem Häuschen, sozusagen -
(Den ersten Stock bewohnt der Magen)
In einem Häuschen war's nicht richtig.
Darinnen spukt und tobte tüchtig
Ein Kobold wie ein wildes Bübchen
Vom Keller bis zum Oberstübchen.
Fürwahr, es war ein bös Getös.
Der Hausherr wird zuletzt nervös,
Und als ein desperater Mann
Steckt er kurzweg sein Häuschen an
Und baut ein Haus sich anderswo
Und meint, da ging es ihm nicht so.
Allein, da sieht er sich betrogen.
Der Kobold ist mit umgezogen
Und macht Spektakel und Rumor
Viel ärger noch, als wie zuvor.
Ha, rief der Mann, wer bist du, sprich!
Der Kobold lacht: Ich bin dein Ich.

[Wilhelm Busch: Zu guter Letzt. München 1904]
 
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