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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
odi et amo (362 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2011 um 10:55 Uhr (Zitieren)
Zu diesem Thema wollte ich meine Gedanken noch klarer formulieren.

Liebe und Haß sind meines Erachtens zwei Gefühle, die ganz natürlich und zudem eng miteinander verbunden, geradezu komplementär sind. Das Gegenteil von Liebe ist m.E. eher die Gleichgültigkeit.
Der Weg von der Liebe zum Haß ist kurz, der von der Liebe zur Gleichgültigkeit lang.

Mir fällt nun auf, daß in den letzten Jahrzehnten, zumindest in Deutschland, der Haß ein ganz schlechtes Ansehen bekommen hat, zumindest unter Intellektuellen. Dies gilt selbst für unser Gottesbild, aus dem der im ersten Gebot des Dekalogs noch so selbstverständlich ausgesprochene Haß in Gott ("Ich bin ein eifersüchtiger Gott") konsequent entfernt worden ist. Heutzutage straft er nichteinmal mehr.
Im 19. Jahrhundert noch hassen E. M. Arndt Napoleon, Schopenhauer Hegel, Nietzsche das Christentum, Bismarck Windthorst usw.

Warum ist das so? Warum hat sich die Einstellung hierzu so drastisch geändert? Und warum gerade bei uns in Deutschland und bei den Intellektuellen, die doch wissen müßten, was die Welt im Innersten zusammenhält?
Dabei ist der Haß noch da, natürlich, und auch in Deutschland. Dynamo Dresden, Hansa Rostock &c.
Und global gesehen kommt kaum ein Staat ohne Feind aus. Griechenland, man durfte es gerade wieder feststellen, hat Mazedonien.

Als zweiten Gedanken habe ich die Möglichkeit einer Kultuvierung des Hasses angedacht, womit ich meine, daß man den Haß in eine feinere, eben kultivierte Form - z.B. die Sublimierung - bringen könnte. Dabei habe ich mich auf Sigmund Freuds Theorie der Kultur bezogen.
Re: odi et amo
ανδρέας schrieb am 10.12.2011 um 11:28 Uhr (Zitieren)
Die Frage ist interessant. Nur müsste man differenzieren. Aber welcher Hass ist gemeint?

Der Hass auf einen Nebenbuhler (Eifersucht)?
Der Hass auf die Ex?
Der Hass auf einen politischen oder ideologischen Gegner?
Man denke an die Erziehung zum Hass auf den Klassenfeind in der DDR (Hallo Margot, grüß dich, du erbärmliche Versagerin)
Der Hass auf andere Ethnien (Rassenhass)?
Der Hass aus Neid?
Der Hass auf den Mörder?
In Fällen von Selbstjustiz der Eltern am Mörder des Kindes trifft man auf viel Verständnis in der Bevölkerung.

Man müsste hier schon die Ebenen genau definieren. Hass an sich ist keineswegs gesellschaftlich geächtet. Es kommt auf den Grund an. Man müsste sich also fragen, wann Hass akzeptiert oder geteilt wird und von wem.
Re: odi et amo
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2011 um 11:35 Uhr (Zitieren)
Hass an sich ist keineswegs gesellschaftlich geächtet.

Nicht gesamtgesellschaftlich, nein. Die BILD-Zeitung haßt z.B. Pädophile und Terroristen (oder macht sich diesen Haß zugunsten ihrer Verkaufszahlen zunutze). Ich habe nur von Intellektuellen gesprochen - solchen, die dann die BILD-Zeitung "BLÖD-Zeitung" nennen.

Übrigens fällt mir gerade auf, daß das, was ich meine, eine Regel ist, und zwar eine mit Ausnahmen. Die letzte mir erinnerliche Ausnahme war die Reaktion von Intellektuellen auf Thilo Sarrazin.
Re: odi et amo
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2011 um 11:36 Uhr (Zitieren)
(Hallo Margot, grüß dich, du erbärmliche Versagerin)

Ah, das ist Haß!
Re: odi et amo
ανδρέας schrieb am 10.12.2011 um 11:41 Uhr (Zitieren)

Was Intellektuelle im Small Talk oder öffentlich von sich geben, muss keineswegs ihrer Gedankenwelt entsprechen. Wenn jemand eine Ausnahme macht, hat er meist das Nachsehen. Das ist m.E. das, was das Beispiel Thilo Sarrazin zeigt. Der Gebildete zeigt ja auch seine Eigensicht nur dann, wenn sie ihn in ein günstiges Licht rückt. Mensch sind aber alle. Und der Mensch kann hassen.
Re: odi et amo
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2011 um 13:13 Uhr (Zitieren)
Dann liegt es daran, daß heute der Gebildete durch das Zeigen von Haß in ein schlechtes Licht gerückt wird.
Das war früher wohl nicht so.
 
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