Wer schwul ist, ist per definitionem nicht heterosexuell.

Transvestiten sind per definitionem ...
nee, jetzt fällt mir kein Spruch ein! Schade.

Schwule Transvestiten scheinen heterosexuell zu sein, nicht wahr?

So einfach ist das nicht.
Transvestitismus ist lt. ICD-10 dann eine psychische Störung, wenn die betreffenden Leute darunter leiden, und unabhängig von der sexuellen Orientierung. Transvestiten sind nicht zwingend schwul/lesbisch, sondern leben beide Rollen aus. Oft sind sie verheiratet und fallen gar nicht auf, weil sie ihre Neigung nur privat nachgehen.

Davon abzugrenzen sind Transsexuelle (vgl. Geschlechtsumwandlung). In diesem Fall kann man von schwul/lesbisch sprechen, solange die Umwandlung noch nicht vorgenommen wurde. Ich habe übrigens einen ehemaligen Mann, der jetzt eine Frau ist, kennengelernt. Er war offenbar glücklich und nach meiner Einschätzung nach nicht "gestört". Allerdings wirkt es zunächst natürlich etwas befremdlich. Eine Frau, die sich im Prozess der Prüfung ihrer Umwandlung zu einem Mann befand, habe ich auch schon kennengelert. Diese war allerdings schwer deprimiert und befand sich in Therapie.

Ich bin ein Heterosexueller = Ich liebe eine Person des anderen Geschlechts.

Ich bin ein Transsexueller [auch ich meine , daß dieser Begriff hier besser paßt als Transvestit] = Ich bin eine Person des anderen Geschlechts.

Aber wen liebe ich dann, wenn ich einen Mann liebe? Da ich mich als Frau empfinde, liebe ich eine Person des anderen Geschlechts, d.h. ich bin heterosexuell.

In Platons Dialog "Sophistes" (falls ich mich jetzt nicht schwer irre) gibt es eine Analyse der Kategorie des τὸ ἕτερον, in der solch quasi-hegelianische Sätze vorkommen wie "Das Andere ist das Andere des Anderen".

Die eher als Scherz gemeinte Frage meiner Tochter hat eine logische Aufdröselung gefunden, danke Γραικίσκος. Als ich es versuchte, verknoteten sich meine Gedanken unentwirrbar.

Danke!

Oh, Deine Tochter betritt die Gefilde der Dialektik! Platons "Sophistes" und Hegels "Wissenschaft der Logik" sind dort die heiligen Hallen.

Ich bin eine Person des anderen Geschlechts.

Geht das? Muss es nicht heißen: Ich war eine Person des anderen Geschlechts? Denn: Man kann immer nur sein eigenes Geschlecht haben.

Nein, vor der Eindeutigkeit herstellenden Operation!

Und überhaupt: "Ist ist ein Anderer." (Rimbaud)

Ein prominentes Beispiel einer Eindeutigkeit herstellenden Operation wird berichtet unter:

http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2011/1206/001_transsexualitaet.jsp?mid=498210

Rimbaud: "Ich ist ein Anderer."

Ich bin schon ganz durcheinander.

Ihr müßt in der Praxis bedenken:Es ist nichts klar: Jeder ist individuell aus dem Gespräch heraus anders. Bitte keine Pauschalierungen.

Ihr seid zu "theoretisch"

Jeder ist individuell aus dem Gespräch heraus anders.

Ist das nicht eine Theorie? Jedenfalls ist es eine Verallgemeinerung, ein sog. SaP-Satz ("Alle S sind P."), wie sie für Theorien typisch sind.

"Jeder ist [...] anders", dem stimme ich zu. Dadurch kommt aber jedem dasselbe Prädikat zu: Anderssein. Und dadurch ist eben nicht jeder nur anders, sondern auch dasselbe, nämlich anders.

Oder, um mit Johannes Mario Simmel zu sprechen: "Jeder Mensch ist eine Insel." Und weil jeder sich in dieser Lage befindet, gibt es eine Brücke zwischen uns.

Brian: "Ihr seid alle verschieden."
Mensch: "Ich nicht!"
;-)

Jeder ist individuell aus dem Gespräch heraus anders. Bitte keine Pauschalierungen.

Das denke ich auch. Hilfsweise vielleicht eine Analogie:

Jemand wird genötigt/erzogen, die Juristenlaufbahn einzuschlagen, weil die Familientradition es so will, da der Vater, Großvater und Urgroßvater schon Jurist war. Die wirkliche Begabung und der innere Wunsch liegt aber in der Malerei. Möglicherweise vergeht sogar eine ganze Zeit, die Studium und Berufspraxis einschließt, bis derjenige dann ausbricht, um sich den aufgezwungenen Begrenzungen seiner Umgebung zu entziehen. Das wird diese Umgebung dann mit einiger Bestürzung wahrnehmen, weil sie es sich nicht vorstellen kann.
Um wieviel mehr wird ein Mensch leiden, wenn diese Selbstentfremdung auch noch seine Persönlichkeit insgesamt betrifft.
Der/die Transsexuelle, den/die ich kennenlernte, ist von seiner Familie "verstoßen" worden und hat sich ein neues Leben aufgebaut. Das war ganz schön mutig. Vorstellen kann ich mir zwar nicht den radikalen Schnitt, aber das obige Beispiel kommt dem halbwegs nahe.
Ich habe knapp 2 Jahre beruflich mit ihm/ihr zu tun gehabt. Seither hat sich meine Weltsicht ein wenig erweitert. Hauptsache glücklich - egal wie flapsig die anderen schmunzeln.

Ihr seid zu "theoretisch"

Damit meine ich das man seine eigenen Aussagen einfach mit der Realität vergleichen muß. Das ist auch der Sinn der modernen Philosophie.

Vielleicht ist das ein Anstoß, da ich Patienten habe, die Transvestiten sind ...in meiner psychosomatischen Sprechstunde... und die haben auch Internet ;-)