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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Also doch: unsere Verwandten? (464 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 25.12.2011 um 11:04 Uhr (Zitieren)
Die Fragwürdigkeit der Interpretation von DNA-Sequenzen aus Skelettresten der Neandertaler wurde deutlich, als 2010 bekannt wurde, dass entgegen aller bisherigen Behauptungen eine genetische Verbindung zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen wahrscheinlich ist.

(L. Fiedler - G. Rosendahl - W. Rosendahl: Altsteinzeit von A bis Z. Darmstadt 2011, S. 273)

Die Autoren stellen a.a.O. noch fest, daß nicht die Funde endgültige Antworten liefern, "weil sie unserer Interpretation unterliegen und deshalb nicht die Funde, sondern wir entscheiden, ob wir Neandertaler als Vorfahren haben oder nicht."
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Σαπφώ schrieb am 28.12.2011 um 16:17 Uhr (Zitieren)
Warum ist es interessant, ob wir Nachkommen der Neandertaler sind oder nicht?
Re: Also doch: unsere Verwandten?
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 28.12.2011 um 16:43 Uhr (Zitieren)
Für Leute aus oder aus der Umgebung von D'dorf kann das schon von Bedeutung sein ... Verlängerung der Ruhezeiten oder so *fiesgrins*
;-)
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Σαπφώ schrieb am 28.12.2011 um 17:33 Uhr (Zitieren)
: D
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Γραικίσκος schrieb am 04.01.2012 um 16:21 Uhr (Zitieren)
Für wen oder warum das interessant ist? Hm. Für wen oder warum sind historische Fragen interessant?
In der Paläontologie wird die Frage einer Verwandtschaft des Homo sapiens sapiens mit dem Homo neanderthalensis heiß diskutiert, und diese Frage schien beantwortet zu sein ... bis zu dieser neuen Feststellung.

Die Paläontologen weisen zur Hervorhebung der Wichtigkeit ihres Faches gerne darauf hin, daß 99,8 % der menschlichen Geschichte in das Paläolothikum fällt. Da muß ja wohl eine Menge geschehen sein, was uns für die Zukunft geprägt hat.
Außerdem ist das 'Aussterben' der Neandertaler eine zeitlang als Beleg für ein sozialdarwinistisches Modell gewertet worden - was die Forschung heute nicht mehr so sieht. Sind wir miteinander verwandt, dann haben wir wohl einander auch ... geliebt?

Für mich ist obendrein methodisch interessant, wie rasch eine scheinbar feststehende Annahme umgestürzt werden kann.

Eine persönliche, regional bedingte Zuneigung zum Neandertaler möchte ich nicht ganz ausschließen.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Γραικίσκος schrieb am 04.01.2012 um 16:23 Uhr (Zitieren)
Man könnte auch die Geschichte der griechischen Kolonialisierung nach zwei Paradigmen deuten: als Verdrängung oder als Inkulturation, als Verbindung zu etwas Neuem also.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Σαπφώ schrieb am 04.01.2012 um 21:55 Uhr (Zitieren)
Für mich hat das mit Geschichte wenig zu tun. Mehr mit Biologie oder so. Zumindest in der Form, in dem sich mir die Fragestellung derzeit darstellt.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Γραικίσκος schrieb am 05.01.2012 um 15:47 Uhr (Zitieren)
Ich habe gerade ein Buch über Paläontologie gelesen. Die Autoren wehren sich lebhaft gegen die Bezeichnung "Vorgeschichte" und insistieren auf "Urgeschichte".
Daß zur Geschichtswissenschaft allerlei 'Hilfswissenschaften' gehören, ist mit nicht neu; man hat es mir im ersten Semester beigebracht. Wenn in der 'normalen' Geschichtsforschung die Biologie nur eine ganz randständige Rolle (bei der Erforschung von Ernährung z.B.) spielt, so muß einen das nicht irritieren; sie hat ab der Frühgeschichte eine wichtige Quelle, welche der Urgeschichte fehlt: die schriftliche Überlieferung. Soweit klar.
Wenn die Urgeschichte die sozialen Beziehungen zwischen Homo sapiens sapiens und Homo neanderthalensis erforscht, kommt der Biologie durchaus eine wichtige Rolle zu.

Ob im Paläolithikum bereits Gewalt vorgekommen, Krieg geführt worden ist oder ob es sich dabei um eine relativ späte Erfindung des Menschen handelt, macht für unser Bild von der Natur des Menschen schon einen Unterschied, oder?

Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι, πάντων δὲ βασιλεύς (Heraklit, fr. B 53) - ist das wahr?
Re: Also doch: unsere Verwandten?
ανδρέας schrieb am 05.01.2012 um 19:16 Uhr (Zitieren)

Streit (Krieg) ist der Vater aller Dinge, aller Dinge König...

Wenn man den Begriff weiter fasst, nämlich als Auseinandersetzung von Ansichten und Meinungen, aber auch von Interessen, liegt Heraklit m.E. richtig.
In der schlimmsten Form gibt es dann Krieg. Der dürfte doch so alt sein wie der Mensch. Denn Interessengegensätze gab es auch schon immer.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Γραικίσκος schrieb am 05.01.2012 um 21:08 Uhr (Zitieren)
Sehr früh bereits hat der russische Anarchist Pjotr Kropotkin gegen diese Deutung der Natur Einspruch eingelegt: "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt" (1902).
Nun hat der bekannte Primatologe Frans de Waal ein neues Buch veröffentlicht, in dem er dem Phänomen der Empathie in der Natur nachgeht und erstaunliche Beobachtungen vorträgt: wie z.B. ein Affe seinen Sohn davon abhält, ein Entenküken zu quälen, das dieser sich aus einem Wassergraben geschnappt hat.
Frans de Waal: "Das Prinzip Empathie. Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können." (München 2011)

http://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=1538
Re: Also doch: unsere Verwandten?
διψαλέος schrieb am 05.01.2012 um 21:11 Uhr (Zitieren)
Man hat beobachtet, daß auch Schimpansen-Horden gegenseitig "Krieg" fühen.
Und Ameisen bieten ganze "Armeen" auf...

Im Übrigen ist alles organisches Leben miteinander "verwandt"
;-)
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Γραικίσκος schrieb am 05.01.2012 um 21:20 Uhr (Zitieren)
Ja, bei den Schimpansen gibt es 'Krieg', bei den Bonobo nicht usw.
Die Frage ist, ob Heraklits Allgemeingültigkeitsanspruch, der mit der (menschlichen oder tierischen) Natur zusammenhängen müßte, sich empirisch bestätigen läßt. Dafür ist natürlich jede Ausnahme höchst gefährlich, und der Umstand, daß Gewalt unter Menschen vor dem Mesolithikum (9500-5500 v.u.Z.) nicht nachweisbaer ist, erscheint mir schon bedeutsam.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
ανδρέας schrieb am 05.01.2012 um 22:07 Uhr (Zitieren)

Der Mensch ist zu Empathie und Aggression fähig. Das hängt wohl von Lebensumständen und unmittelbarer Situation ab, denke ich. Was wissen wir überhaupt über Menschen vor 6000 oder mehr Jahren? Da kann man m.E. überhaupt keine Aussagen machen über die Neigung zur Gewalt.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
Γραικίσκος schrieb am 05.01.2012 um 22:21 Uhr (Zitieren)
Eine Pfeilspitze mitten im Skelett ist schon ein Anhaltspunkt. Ein eingeschlagener Schädel im Prinzip auch, wenngleich kein eindeutiger.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
διψαλέος schrieb am 05.01.2012 um 22:35 Uhr (Zitieren)
Es gibt genug archäologische Belege dafür, daß auch in der "Urgeschichte",
also in der Zeit vor schriftlichen Aufzeichnungen, Menschen durch Menschen umkamen, getötet wurden.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
διψαλέος schrieb am 05.01.2012 um 22:37 Uhr (Zitieren)
Für mich stellt sich nicht die Frage "ob", sondern "wie" können wir
in Zukunft kollektive Gewalt (Krieg) vermeiden, verhindern,
also "Friedenspolitik" betreiben.
Re: Also doch: unsere Verwandten?
ανδρέας schrieb am 05.01.2012 um 22:40 Uhr (Zitieren)

Ist die vorhandene Datenmenge nicht zu dünn?

Wie oft sind sich Gruppen begegnet? Gab es die Notwendigkeit von Kriegen bei der geringen Besiedlungsdichte? Hat sich also im Zeitablauf der Mensch und seine Gewaltneigung geändert oder nur die Umstände, die das Gewaltpotenzial zum Vorschein brachten?
Man kann schlecht einen Aspekt betrachten ohne die Zusammenhänge erforscht zu haben, denke ich.
Nur weil man keine Spielfiguren für Kinder aus der Zeit vor 10000 Jahren findet kann man ja auch nicht sagen, dass die damaligen Kinder keine Puppen (aus Holz, Gras etc. ?) besessen haben. Wir haben einfach keine ausreichenden Daten für seriöse Schlussfolgerungen.
 
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