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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Das Alter der Sprachen (511 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 11.01.2012 um 14:11 Uhr (Zitieren)
Das Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie erforscht mit einer neuen, der Evolutionsbiologie entlehnten Forschungsmethode das Alter von Sprachen.
In der heutigen FAZ findet sich unter dem Titel "Wir wollen also hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren" ein Bericht darüber.
Die Methode geht von einem Sprachvergleich anhand von 40 Grundbegriffen aus; zu ihrer näheren Beschreibung fehlt mir heute die Zeit, weshalb ich auf diesen spannenden Artikel nur verweise.
Re: Das Alter der Sprachen
Hylebates schrieb am 11.01.2012 um 20:34 Uhr (Zitieren)
Klingt interessant.
Ich bin gespannt auf Näheres.
Re: Das Alter der Sprachen
Γραικίσκος schrieb am 11.01.2012 um 20:42 Uhr (Zitieren)
Das kann dauern. Am Wochenende werde ich zu einem archäologischen Auftrag (Suche nach Bollenhüten) im Schwarzwald sein.
Re: Das Alter der Sprachen
Σαπφώ schrieb am 11.01.2012 um 21:51 Uhr (Zitieren)
Uuuh, kann man bei denen ein Praktikum machen? : )
Re: Das Alter der Sprachen
Σαπφώ schrieb am 11.01.2012 um 21:54 Uhr (Zitieren)
War nur ein Scherz, hab leider voraussichtlich gar keine Zeit. Dazu später mehr. Ihr werdet vor Neid erblassen ; )
Re: Das Alter der Sprachen
διψαλέος schrieb am 12.01.2012 um 00:20 Uhr (Zitieren)
m.M. nach:
das Urwort der (sprechenden) Menschheit: "mama"
Re: Das Alter der Sprachen
Ὑληβάτης schrieb am 12.01.2012 um 17:03 Uhr (Zitieren)
Oder: "Mampfmampf."

Ich habe im Schwarzwald noch nie Bollenhüte gesehen. Nur Bäume. ;-)

Mich wundert die Aufgabe ein bisschen. Wie alt ist denn eine bestimmte Sprache? Ist das Deutsche älter als das Spanische, weil das Germanische direkt ins Deutsche übergegangen ist, während z.B. das Spanische als "Ableger" entstanden ist?
Oder geht es um die Kodifizierung der Sprachen, die Herausbildung eines festen Regelwerks, das sich auch vom Selbstverständnis her von anderen Sprachen absetzt?
Re: Das Alter der Sprachen
Γραικίσκος schrieb am 12.01.2012 um 21:10 Uhr (Zitieren)
Ähnlich wie in der Biologie der Arten werden in der Linguistik die Sprachen nach Verwandtschaften sortiert [sc. durch das Automated Similarity Judgement Program, ASJP] und mächtigen Stammbäumen zugeordnet, in denen die heutigen Sprachen als die jüngsten Zweige in verästelten Kronen erscheinen. Die These der Paläolinguisten lautet: Je mehr Zeit seit der Aufspaltung einer Ursprache in verschiedene Tochtersprachen vergangen ist, desto größer sind die Unterschiede zwischen ihnen. Das bedeutet umgekehrt, dass sich durch die Messung dieser Unterschiede der letzte Zeitpunkt ermitteln lässt, zu dem die gemeinsame Wurzelsprache noch bestanden hat. Auch hier liefert die Biologie mit ihrer Metapher der "molekularen Uhr" das Vorbild: Durch genetische Vergleiche versuchen Evolutionsforscher herauszufinden, wann eine Art sich in ihre Nachfolge-Arten aufgespalten hat.
Basis der Sprachvergleiche ist eine Liste, die 40 Grundbegriffe wie "Haut", "Fisch", "sehen" oder "du" umfasst, von denen man annimmt, dass sie in allen Sprachen vorkommen und nur selten durch Fremdwörter - die das Ergebnis verzerren - wiedergegeben werden. Anhand dieser Liste werden alle Sprachen, die zu einer Familie gehören, jeweils paarweise hinsichtlich Übereinstimmungen und Unterschieden miteinander verglichen. [...]
DER ASJP-Studie liegt eine Datenbank mit bislang 3389 Sprachen zugrunde. Allerdings haben solche Sprachvergleiche ihre Tücken, mit denen auch schon die klassische Glottochronologie zu kämpfen hatte: Manche Ähnlichkeit zwischen Wörtern beruht auf Zufall, während umgekehrt eng verwandte Wörter sehr unähnlich sein können. Um zu erkennen, dass "Fuß" mit dem lateinischen "pes" dieselbe Wurzel teilt, muss man wissen, dass in den germanischen Sprachen das indogermanische p zu f wurde.

Weiterhin wird eingeräumt, daß solche und andere Hürden von traditionell arbeitenden Sprachforschern leichter umgangen werden können, da das ASJP-Progamm streng schematisch alle 40 Vergleichswörter Laut für Laut miteinander abgleicht und daraus den Grad der Ähnlichkeit errechnet. Man nimmt an, daß dadurch entstehende Fehler 'Ausreißer' sind, die statistisch vernachlässigt werden können.

Man hat die so ermittelten Ergebnisse mit traditionell gewonnenen Erkenntnissen über Sprachgruppen verglichen und eine durchschnittliche Abweichung von 29 Prozent gefunden.

Die Sprachforscher nehmen ferner an, daß die Geschwindigkeit, mit der sich Sprachen verändern, langfristig konstant ist und daß tausend Jahre nach der Trennung von einem gemeinsamen Sprachvorfahren etwas mehr als siebzig Prozent des althergebrachten Wortschatzes in den Tochtersprachen noch vorhanden sind. Phasen beschleunigten Wandels werden durch konservativere Perioden ausgeglichen.
Re: Das Alter der Sprachen
διψαλέος schrieb am 14.01.2012 um 00:10 Uhr (Zitieren)
Die Sprachforscher nehmen ferner an, daß die Geschwindigkeit, mit der sich Sprachen verändern, langfristig konstant ist


tja...
Das moderne Englisch (nicht das Oxford-English) verändert sich in atemberaubender Weise...
Das schriftliche Chinesisch ist seit fast 3.000 Jahren konstant geblieben
Re: Das Alter der Sprachen
Σαπφώ schrieb am 14.01.2012 um 01:11 Uhr (Zitieren)
Was meinst du genau mit modernem Englisch im Gegensatz zu Oxford-Englisch?

Mehr als to google und to frape?
Re: Das Alter der Sprachen
διψαλέος schrieb am 15.01.2012 um 05:01 Uhr (Zitieren)
wenn das "English" zur allgemeinen Kommunikation dient.
Re: Das Alter der Sprachen
διψαλέος schrieb am 15.01.2012 um 05:05 Uhr (Zitieren)
mit meinen Englischkenntnissen kann ich mich mit Menschen
fast aller anderen Mutersprachen verständigen,
wenn sie "english" können...
(nur im UK scheitere ich....)

B-)
Re: Das Alter der Sprachen
Σαπφώ schrieb am 15.01.2012 um 12:34 Uhr (Zitieren)
Und wie verändert sich das?
Re: Das Alter der Sprachen
Γραικίσκος schrieb am 16.01.2012 um 19:30 Uhr (Zitieren)
Ich habe die längere Textpassage sowie die Zusammenfassung des Restes im Hinblick auf das Interesse von Ὑλληβάτης eingestellt.
Re: Das Alter der Sprachen
Γραικίσκος schrieb am 16.01.2012 um 19:31 Uhr (Zitieren)
Ὑληβάτης, klar.
Re: Das Alter der Sprachen
Ὑληβάτης schrieb am 16.01.2012 um 19:49 Uhr (Zitieren)
Ich bin noch interessiert. Danke auch dafür. Brauche aber länger, um darüber nachzudenken.
Re: Das Alter der Sprachen
Ὑληβάτης schrieb am 20.01.2012 um 17:22 Uhr (Zitieren)
Die Methode ist ganz interessant. Nicht der Vergleich mit der Ursprache, sondern der Vergleich der Ableger untereinander entscheidet über das vermutete Alter. Habe ich das richtig verstanden?

Das habe ich heute während einer Klassenarbeit ausprobiert. Folgende Fragen sind mir dabei gekommen:
1. Welche Art von Familie wird genommen? Nimmt man die indogermanische Familie oder z.B. die romanischen Sprachen als einen Untersuchungsgegenstand?
2. Wie "scharf" ist das Programm wohl? Muss man ihm wohl sagen, welche Wörter es vergleichen kann. "Fuß" und "pied" könnten für ein schlichtes Programm z.B. keine Verwandtschaft aufweisen.
3. Gibt man dem Programm, wenn man z.B. die idg. Sprachfamilie untersuchen lässt, vor, welche Verwandtschaften überhaupt bestehen können? Ich denke daran, dass dt. "du", frz. "tü", ital. "tu" und engl. "thou" überall Unterschiede zeigen - werden die gewichtet? "tü" und "tu" sollten einander näher sein als "du" und "tu", "objektive" Unterschiede sehe ich aber jeweils ... einen.

Wird das im Artikel geklärt?

Gibt es für die Behauptung von konservativen und progressiven Phasen Beispiele? Wenn ich an das Deutsch von vor tausen Jahren denke und daneben das Spanische im Vergleich zum Lateinischen lege ... fällt mir ein, dass ich nicht die große Ahnung habe, aber Schüler sind über althochdeutsche Texte doch sehr befremdet.
Re: Das Alter der Sprachen
διψαλέος schrieb am 20.01.2012 um 22:10 Uhr (Zitieren)
Doch, gerade "Fuß" ist ein Kandidat für's Vergleichsprogramm:
πούς, pes, Fuß (aus dem "p" wurde durch die Lautverschiebung entweder ein "v" oder "f"), foot (engl.), фут (russ.), zú (chinesisch)...
B-)
Re: Das Alter der Sprachen
διψαλέος schrieb am 20.01.2012 um 22:13 Uhr (Zitieren)
ungarisch fällt aus dem Rahmen:
"láb"
(ist ja auch keine indo-europäische Sprache)
:-p

Re: Das Alter der Sprachen
Hylebates schrieb am 21.01.2012 um 10:15 Uhr (Zitieren)
Das sind alles Kandidaten fürs Vergleichsprogramm.

Vergleicht das Programm eigentlich den Wortstamm. Ist ja (zumindest für die alten Sprachen) manchmal lohnender als der Nominativ. Statt πούς ποδός, schon passt pedis zu pied, piede etc. Πούς weist natürlich eine engere Verwandtschaft zu Fuß auf als zu pied (nur ein Merkmal!)

Ich habe mal bei meinem Vergleichsversuch versucht, Verwandtschaftsverhältnisse nur anhand der unterschiedenen Merkmale festzustellen. Das waren lustige Ergebnisse, die ich leider nicht zur Hand habe. Vielleicht später.
 
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