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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen (517 Aufrufe)
ανδρέας schrieb am 17.01.2012 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Der nachfolgende Text fiel mir heute in die Hände und ist natürlich anonymisiert. Es handelt sich um ein offizielles Schreiben eines Schulleiters einer Grundschule aus Friedrichshain-Kreuzberg/Berlin. Der Name im Text wurde auf einen beliebig gewählten Anfangsbuchstaben verkürzt. Das Schreiben wurde mit Datum 17.12.2012 auf amtlichem Briefpapier der Grundschule verfasst und gefaxt. Auszug:

… An unserer Schule sind zurzeit nicht genügend Einsatzmöglichkeiten, um die verabredete Tätigkeit als … Hausmeister (Tätigkeit abgeändert, es handelte sich um eine gewerbliche Arbeit), gerecht ausüben zu lassen.
Aufgrund dessen, viel es Herrn F. schwer, die vom …. aufgetragenen Arbeiten absprachegerecht zu erfüllen.
Letztlich leidete auch darunter die Arbeitseinstellung von Herrn F. . …


Nachbemerkung: die Schule wirbt auf dem Briefbogen damit, Preisträger in einem Wettbewerb zu sein, dessen Motto ich aus Gründen der Anonymität nicht nenne.

Meine Fragen: Ist PISA nur die Spitze des Eisbergs? Was kommt da auf uns zu? Werden unsere Nachfahren zunehmend Onomatopoesie verschriftlichen und Verben kreativ konjugieren? Werden Grundschullehrer überhaupt kontrolliert?
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 17.01.2012 um 18:15 Uhr (Zitieren)
Wow. Darf ich hierauf antworten? Ich gebe zu, beim ersten Lesen ist mir wenig aufgefallen, aber beim zweiten Lesen war ich ziemlich geschockt. Von Pisa halte ich allgemein nicht viel, aber ich denke, dass viele Leute ihre Alltags"sprache" zunehmend verschriftlichen. Onomatopoesie trifft es ganz gut. Zudem funktioniert es auch andersherum. Manchmal sagen Leute tatsächlich "Rofl" und "Lol" inmitten einer Unterhaltung. Ist schon verrückt, was da passiert.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Γραικίσκος schrieb am 17.01.2012 um 18:19 Uhr (Zitieren)
Solchen Texten könnte ich einige von Gymnasiallehrern verfaßte an die Seite stellen. Daß es die Regel ist, kann ich nicht behaupten; doch es kommt vor.

Mit einer 5 in Deutsch konnte man früher nicht versetzt werden und dementsprechend auch nicht das Abitur machen. 1. Diese Zeiten sind vorbei. 2. In die Deutschnote gehen orthographische und syntaktische Fähigkeiten nur noch zu einem geringen Teil ein.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 17.01.2012 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Mathematiklehrer waren bei und notorische Deutschbanausen. In der Orthographie war es schlimmer als in der Grammatik.

Ich habe mich viel mit Leuten über dieses Thema unterhalten, die Tendenz scheint in die Richtung zu gehen, dass es unnötig ist, korrektes Deutsch schreiben zu können.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
ανδρέας schrieb am 17.01.2012 um 18:33 Uhr (Zitieren)

Ich möchte nur eine letzte Bemerkung ergänzen.
Berlin torkelt seit Jahren von einer Bildungsreform in die nächste. Ich vermute schon seit einiger Zeit, dass man damit nur verhindern will, dass die Resultate einer Reform überhaupt noch ausgewertet werden. Für unvollendete Reformen muss man sich ja nicht rechtfertigen, denn man kann auf die neue, laufende verweisen. So vertagt man die Probleme in die Zukunft. Die Urheber der jeweiligen Reform sind dann längst in Pension. Da wundert es mich nicht, dass Privatschulen wie Pilze aus dem Boden wachsen, weil man den staatlichen Schulen nichts mehr zutraut. Nur kann sich die nicht jeder leisten.
Nunja.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 17.01.2012 um 18:42 Uhr (Zitieren)
Da gibt es in den Bundesländern erhebliche Unterschiede.
Ich denke immer daran, wenn ein Schüler aus NRW, Berlin, Niedersachsen zu uns nach Bayern in die Schule wechselt..Jetzt wieder bei meinem Sohn einer in der Klasse: Die haben extreme Probleme.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 17.01.2012 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Mit Verlaub, ich behaupte, dass mir meine nordrheinwestfälische Bildung nicht geschadet hat.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 17.01.2012 um 18:58 Uhr (Zitieren)
Ich meinte das allgemein, da ich es nicht gut finde, dass so starke Unterschiede bestehen. Da tun sich viele beim Wechsel schwer.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 17.01.2012 um 19:07 Uhr (Zitieren)
Immerhin gibt es so noch Orte, an denen es "besser funktioniert, und es geht nicht überall den Bach runter, oder?

Aber ich stimme im höchsten Maße zu, dass man möglicherweise erst denken und dann reformen sollte.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
διψαλέος schrieb am 17.01.2012 um 21:29 Uhr (Zitieren)
Einwurf:
Die deutsche Rechtschreibung ist eine willkürliche Festlegung und erst 111 Jahre alt (von der Obrigkeit vorgeschrieben).
Wer hat sie festgelegt?

(Aber, natürlich ist es erschreckend,
schriftlicher Ausdruck -> Rechtschreibung soll eineindeutig sein)
Aber Sprache ist dynamisch, die Schreibung muß sich ihr anpassen,
sonst erlebt die Sprache das, was das Französische und Englische rlebt:
Sprache und Schrift weichen immer mehr voneinander ab.
Die Italiener waren da mal konsequent:
Sie passten ihre Schriftsprache der Mundsprache an.

Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
ανδρέας schrieb am 17.01.2012 um 22:05 Uhr (Zitieren)
Lieber διψαλέος ,
mein obiges Beispiel:
... viel es Herrn F. schwer ...
... leidete ...

Das hat nichts mit Willkür in der Schriftsprache mehr zu tun - das ist ... (neinichsagsnicht)
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 17.01.2012 um 22:50 Uhr (Zitieren)
Wer französische Rechtschreibung unlogisch findet, hat ein schlechtes Gehör oder nicht die richtigen Vorbilder.

Sehr schön ist auch, wenn Leute nicht schreiben "Das viel mir schwer", sondern "Das fiel mir einfach". Was ist schlimmer?
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
διψαλέος schrieb am 17.01.2012 um 23:01 Uhr (Zitieren)
Ich bleibe bei meinen Einwurf.
Bis 1901 konnte jeder so schreiben, wie ihm der Schnabel, bzw. der Griffel gewachsen war...

In vielen Fällen sind in der deutschen Schriftsprache z.B. die Anlautenden
"f" und "v" völlig willkürlich gesetzt und durch nichts zu erklären.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
διψαλέος schrieb am 17.01.2012 um 23:07 Uhr (Zitieren)
Wasich sagen will:
Wenn eine Rechtschreibreform, dann aber eine gründliche:
Kleinschreibung (bzw. wie in anderen Sprachen üblich:
Satzanfang und Eigennamen groß, alles andere klein.)

und andere Reformen.

Ich weiß, vieles wird dann im Schriftbild ungewohnt:
"heute", "die Häute" (die haut - die häute), "(ab)häuten"
"Helft den armen vögeln"
:-p

Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 18.01.2012 um 02:31 Uhr (Zitieren)
Wie das beliebte "ich bin gut zu vögeln"...

Ich muss sagen, dass ich SO froh bin, dass wir im Deutschen Substantive groß schreiben! Ich finde das in anderen Sprachen nicht selten total irritierend, und muss dann oft Sätze nochmal lesen. Selbiges passiert natürlich, wenn die Großschreibung vernachlässigt wird.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Hylebates schrieb am 18.01.2012 um 14:56 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal gehört, dass die Lesegeschwindigkeit des Deutschen höher ist als die anderer Sprachen, weil Substantive großgeschrieben werden.
Das von Σαπφώ benannte Phänomen heißt "garden-path-sentence".
Berühmtes Beispiel ist wohl Groucho Marx' Spruch: "Time flies like an arrow, fruit flies like a banana."
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 18.01.2012 um 15:06 Uhr (Zitieren)
Ist das nicht mehr à la "Er schlus zuerst die Scheibe und dann den Weg nach Hause ein"? Das hat einen Namen, aber ich komm grad nicht drauf.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
regulus schrieb am 18.01.2012 um 15:59 Uhr (Zitieren)
Zeugma.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 18.01.2012 um 16:16 Uhr (Zitieren)
Ich dachte, das ist, wenn man Sachen kombiniert, die eigentlich nicht zusammenpassen?
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Ὑληβάτης schrieb am 18.01.2012 um 16:26 Uhr (Zitieren)
Dein Beispiel ist ein Zeugma, weil zwei Aussagen unter ein Joch gebracht werden (einschlagen).
Grouchos Satz basiert darauf, dass man beim ersten (und, was mich angeht, beim zehnten Lesen), denkt, "flies" wäre ein Verb, "like" nicht. Die erste Aussage führt durch die scheinbar parallele Satzstruktur in die Irre (garden path).
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Σαπφώ schrieb am 18.01.2012 um 16:46 Uhr (Zitieren)
Ach so, jetzt hab ich das mit den Fruchtfliegen auch gecheckt^^
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
διψαλέος schrieb am 18.01.2012 um 18:25 Uhr (Zitieren)
Ein Meister in dieser Hinsicht war Heinz Erhardt
:-))
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
ανδρέας schrieb am 18.01.2012 um 21:57 Uhr (Zitieren)
Tja, der Sinn ist nicht immer leicht zu ermitteln.
Das werden Computer wohl nie erkennen, denke ich. z.B.

Ein Fräulein ist eine Frau, der zum Glück der Mann fehlt.
Er ist ein viel versprechender Politiker.
Politik lässt Sinti und Roma hängen.
Kunden ärgern sich über Gebühr.
Der Chirurg schneidet bei seinen Patientinnen ganz gut ab.
Die Briefträger haben sich vertragen.
Re: Fragen an die hauptberuflichen Pädagogen
Γραικίσκος schrieb am 18.01.2012 um 22:00 Uhr (Zitieren)
Heinz Ehrhardt: "Äußerlich bin ich ganz ruhig. Aber innerlich schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen."
 
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