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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Blues ist irgendwie griechisch, oder? (538 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2012 um 09:43 Uhr (Zitieren)
Mahalia Jackson hat einmal gesagt: "Wer den Blues singt, der sitzt in einer tiefen Höhle und schreit um Hilfe." Da habe ich gleich an ein anderes Höhlengleichnis gedacht.

Etta James ist tot, die große Blues-Sängerin.

The Jealous Kind

Don’t be angry
If I seem rude
Each time we meet
The girl that you once knew
You say that used to be
So close to you
It’s just that I’m so afraid
Someone might steel you away
Oh, I’d loose my mind
I can’t help myself
The way I feel sometimes
Yeah, I’m the jealous kind.

It was alright
When I first met you
Lord, I didn’t mind
Now things have changed
And I’m just not the same
And now I find
I want you all to myself
I don’t wanna share you
With nobody, nobody, nobody else
You must forgive me
For the way I act sometimes
Yeah, I’m the jealous kind.
O baby, o baby!

If you only knew
How much it hurts me
Oh, to hear you say
How you can’t forget
That before we met
Those were the good old days
Why must you hurt me so?
I can’t stand it no more
Oh, I really, really, really, oh, I really tried
I can’t help myself
The way I act sometimes
I’m the jealous kind.
O baby, o baby!
I’m the jealous kind
I know, I know, I know, baby
I’m the jealous kind
I can’t help it, baby
That I’m the jealous kind.

Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2012 um 17:17 Uhr (Zitieren)
Der Blues ist ja eine Sklavenmusik. Aber die Frage, ob die Sklaven im Altertum ihre Musik hatten, haben wir hier schon einmal besprochen, oder?
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Φιλομαθής schrieb am 22.01.2012 um 19:22 Uhr (Zitieren)
Näherliegend schien mir eigentlich – gerade, wenn wir vom Blues sprechen – die Assoziation mit Psalm 129 (De profundis clamavi ...), aber deine Erinnerung an Platon liegt bei genauer Betrachtung hiervon gar nicht weit entfernt, gerade wenn man den Σῶμα-σῆμα-Gedanken hernimmt, wie er in Gorgias 492e–493a dargestellt wird:

ἀλλὰ μὲν δὴ καὶ ὥς γε σὺ λέγεις δεινὸς ὁ βίος. οὐ γάρ τοι θαυμάζοιμ' ἂν εἰ Εὐριπίδης ἀληθῆ ἐν τοῖσδε λέγει, λέγων – τίς δ' οἶδεν, εἰ τὸ ζῆν μέν ἐστι κατθανεῖν, τὸ κατθανεῖν δὲ ζῆν; καὶ ἡμεῖς τῷ ὄντι ἴσως τέθναμεν: ἤδη γάρ του ἔγωγε καὶ ἤκουσα τῶν σοφῶν ὡς νῦν ἡμεῖς τέθναμεν καὶ τὸ μὲν σῶμά ἐστιν ἡμῖν σῆμα

Aber doch auch, so wie du es beschreibst, ist das Leben mühselig. Ich wenigstens wollte mich nicht wundern, wenn Euripides Recht hätte, wo er sagt: Wer weiß ob unser Leben nicht ein Tod nur ist, gestorben sein dagegen Leben? und ob wir vielleicht in der Tat tot sind. Was ich auch sonst schon von einem der Weisen gehört habe, daß wir jetzt tot wären und unsere Leiber wären nur unsere Gräber. (Übers. Schleiermacher)


Dies ist ja nur eine andere Formulierung des Gedankens, den das Höhlengleichnis ausdrückt, wenn auch hier ein deutlicherer Akzent auf seinem pessimistischen Aspekt liegt.

Nun wissen wir zwar um einen Einfluss des Platonismus bei der Formung des Christentums, ob jedoch die Psalmisten und die griechische Philosophie gemeinsame Quellen haben, darüber kann ich nichts sagen.

Eine andere Assoziation, die sich sofort einstellte, als ich die Frage las, ob der Blues griechisch sei, war „Griechentum und Pessimismus“ – der Nebentitel von Nietzsches Die Geburt der Tragödie. Auch hieraus ein paar Sätze:

„Die Tragödie stellt zwischen die universale Geltung ihrer Musik und den dionysisch empfänglichen Zuhörer ein erhabenes Gleichnis, den Mythus, und erweckt bei jenem den Schein, als ob die Musik nur ein höchstes Darstellungsmittel zur Belebung der plastischen Welt des Mythus sei. Dieser edlen Täuschung vertrauend darf sie jetzt ihre Glieder zum dithyrambischen Tanze bewegen und sich unbedenklich einem orgiastischen Gefühle der Freiheit hingeben, in welchem sie als Musik an sich, ohne jene Täuschung, nicht zu schwelgen wagen dürfte. Der Mythus schützt uns vor der Musik, wie er ihr andrerseits erst die höchste Freiheit gibt. Dafür verleiht die Musik, als Gegengeschenk, dem tragischen Mythus eine so eindringliche und überzeugende metaphysische Bedeutsamkeit, wie sie Wort und Bild, ohne jene einzige Hilfe, nie zu erreichen vermögen; und insbesondere überkommt durch sie den tragischen Zuschauer gerade jenes sichere Vorgefühl einer höchsten Lust, zu der der Weg durch Untergang und Verneinung führt, so daß er zu hören meint, als ob der innerste Abgrund der Dinge zu ihm vernehmlich spräche.“ (Die Geburt der Tragödie 21)


Zwar spricht Nietzsche hier mit Bezug auf Wagner, aber gerade die letzten Worte kann wohl auch der Hörer von Blues-Musik nachvollziehen.
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2012 um 19:36 Uhr (Zitieren)
Danke wiederum für die Gorgias-Stelle.
Über griechischen Pessimismus haben wir hier schonmal diskutiert - beinahe möchte ich sagen: gestritten.
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2012 um 20:12 Uhr (Zitieren)
Die Tragödie oder auch Komödie verstehe ich anders.
Übrigens Gruß an Φιλομαθής!
Ich verstehe es als Unterhaltung für die Leute...
Es wurden viele Probleme der Gesellschaft auf eine Art "Präsentierteller" gebracht.
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2012 um 20:20 Uhr (Zitieren)
Ich sehe es mehr as Zuschauer.
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Φιλομαθής schrieb am 22.01.2012 um 20:26 Uhr (Zitieren)
Gruß zurück an den Βοηθός. Und zum Streit nur soviel:

Wer wollte denn, gerade aus einem Griechisch-Forum, die Eris verbannen – die gute, wohlgemerkt! – denn:

ἥ τε καὶ ἀπάλαμόν περ ὁμῶς ἐπὶ ἔργον ἐγείρει·
εἰς ἕτερον γάρ τίς τε ἴδεν ἔργοιο χατίζων
πλούσιον, ὃς σπεύδει μὲν ἀρόμεναι ἠδὲ φυτεύειν
οἶκόν τ᾽ εὖ θέσθαι· ζηλοῖ δέ τε γείτονα γείτων
εἰς ἄφενος σπεύδοντ᾽· ἀγαθὴ δ᾽ Ἔρις ἥδε βροτοῖσιν.

Diese nun rüttelt empor selbst lässige Männer zum Wirken.
Denn wenn einer, entfremdet der Arbeit, schauet des andern
Wohlstand, trachtet er schnell sein Land zu bebaun, zu besäen,
Trefflich zu ordnen sein Haus; mit dem Nachbarn eifert der Nachbar
Um den Erwerb. So waltet die Eris, die gut für die Menschen.

Übersetzung von http://www.gottwein.de/Grie/hes/ergde.php
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2012 um 20:32 Uhr (Zitieren)
;-)
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2012 um 20:50 Uhr (Zitieren)
http://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=51#47
Das war unsere Diskussion damals.
Und ja, ich habe inzwischen verstanden (und eingesehen), daß es sich dabei nicht um Gedanken eines typischen attischen Bauern handelte.
Re: Der Blues ist irgendwie griechisch, oder?
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2012 um 20:52 Uhr (Zitieren)
April 2009! Das war ja kurz nach unserer Konstituierung!
 
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