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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Meditation über Homers schönste Verse (336 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2012 um 11:00 Uhr (Zitieren)
ἓν δὲ τὸ κάλλιστον Χῖος ἔειπεν ἀνηρ[sup].[sup]
οἵη περ φύλλων γενεή, τοίη δὲ καὶ ἀνδρῶν.

So schreibt - und zitiert - Simonides.
Homer selbst setzt seine Verse fort:
φύλλα τὰ μὲν τ' ἄνεμος χαμάδις χέει, ἄλλα δέ θ' ὕλη
τηλεθόσα φύει, ἔαρος δ' ἐπιγίνεται ὥρη.
ὣς ἀνδρῶν γενεὴ ἡ μὲν φύει, ἡ δ' ἀποπλήγει.

Die Generation, die im Ersten Weltkrieg ihre Knochen hingehalten hat, die Generation meiner Großeltern, ist verschwunden. Die Generation des Zweiten Weltkrieges, die Generation meiner Eltern, ist in den Neunzigern und im Verschwinden begriffen.
Meine eigene Generation, die der Hippies und 68er, hat keinen Krieg geführt bzw. durch ihre Widerborstigkeit einen Krieg zu beenden geholfen. Man sagt, die USA hätten den Vietnamkrieg im Fernsehen verloren, und das heißt doch: durch die Wirkung der im Fernsehen gezeigten Bilder.
Wenn man heute Jugendlichen Reportagen aus dem Vietnamkrieg zeigt, dann erscheint ihnen die Art der Darstellung völlig fremd. „Da fließt ja Blut, da werden ja Menschen erschossen!“ Die USA hüten sich heute aus gutem Grund, in ihren Kriegen Live-Reportagen zuzulassen.
Zeitlebens keinen Krieg am eigenen Leibe erlebt zu haben, ist historisch gewiß extrem selten.
Aber wir sind in die Jahre gekommen; die Haare sind grau geworden – soweit noch vorhanden.
Selbst bei der Generation Golf, unserer Nachfolge-Generation, die Erfinder von Fitness-Studios und Joggen )Beschäftigungen, bei deren Anblick einem echten Hippie der Joint aus dem Mund fällt), zeigen sich erste graue Haare am gestählten Körper.
Und die Jungspunde, frech wie zu allen Zeiten, halten uns alte Leute für putzig.
Nicht lange, dann werden auch sie auf der anderen Seite stehen.
Dennis Wilson, der Erz-Hippie, ertrunken im Zustand der Trunkenheit, hat in rätselhaft-schönen Versen gesungen:

People live, people die
People laugh, people cry
People love

Das bleibt.
Re: Meditation über Homers schönste Verse
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2012 um 11:15 Uhr (Zitieren)
Das hast du schön beschrieben, Γραικίσκος.
Re: Meditation über Homers schönste Verse
Σαπφώ schrieb am 22.01.2012 um 23:27 Uhr (Zitieren)
Ich fühle mich nicht zuhause in der Generation des Golfspiels und der Fitness-Studios. Vielmehr habe ich den Eindruck der Generation der deutschen (ich bin in einem vereinten Land aufgewachsen, und jedes Mal, wenn ich Bilder vom Mauerfall sehe, kommen mir die Tränen. Aber bevor einer meckert, mir ist durchaus bewusst, dass die Wiedervereinigung nicht logische Konsequenz dessen war), der europäischen und der globalen Vereinigung anzugehören. Der Generation der Kapitalismus-Krise. Der Generation des Islam-Dialogs (ich habe Luftsprünge gemacht, als ich diesen Artikel las: http://www.zeit.de/studium/hochschule/2012-01/zentrum-islamische-theologie-2 Die Zukunft kann kommen).

Aber ich denke eigentlich, dass gerade ganz andere Dinge passieren als das, was man so liest und hört. Es geht hier nicht um korrupte oder arrogante Politiker. Nicht darum, ob wir vielleicht mit der DM besser dran wären. Ob wir nicht Moscheen und Minarette verbieten sollten. Das sind Fragen, die so diskutiert werden, bla bla bla...

Wir sind dabei, unser Verständnis von Staatlichkeit und Souveränität komplett neu zu definieren. Wir entdecken, dass es ganz andere Dinge gibt, die Menschen verbinden, als das, was man früher so gemein hatte (Landsleute, Glaubensgenossen, Parteiereien). Ich erwarte von meiner Generation ganz neue Visionen für globales Zusammenleben. Ich erwarte, dass Aufklärung stärker sein wird als Kriegserfahrung. Ich erwarte, dass Anpacken mehr Zustimmung finden wird als Abschottung. Ich erwarte ein größeres Bewusstsein und Einsehen und Bereitschaft statt Gleichgültigkeit, die hoffentlich endlich als fatal erkannt wird.

Homer spricht auch davon, immer der Beste zu sein. So hoffe ich, dass meine Generation so manches besser machen oder vollenden kann, was eure so angefangen oder in den Sand gesetzt hat.

Putzig ist man, wenn man wie die Erdhörnchen irritiert umherblickt und sich wundert, was so vorgeht. Wenn man sich mit seinen Nüsschen zufriedengibt und genüsslich daran knabbert. Das ist in Ordnung. Es ist auch in Ordnung, seinen Nachwuchs altklug zu belächeln. Es ist jetzt an uns. Wir machen das schon.
Re: Meditation über Homers schönste Verse
Γραικίσκος schrieb am 23.01.2012 um 20:24 Uhr (Zitieren)
Wir machen das schon.

Eben habe ich gehört, daß 20 % der Deutschen antijüdische Vorurteile ("Juden haben zu viel Einfluß in Deutschland.") haben. Heutzutage.
In Polen, Ungarn und Portugal liegt der Anteil noch höher.

Ich wehre mich sehr dagegen, wenn jemand junge Menschen für schlechter hält als ältere oder Menschen früher. Besser sind sie freilich auch nicht. Und manche Dummheiten (s.o.) sind anscheinend unsterblich.

P.S.:
Die erste regelrechte Judenverfolgung hat es unter Antiochos VII. Epiphanes gegeben.
Re: Meditation über Homers schönste Verse
Σαπφώ schrieb am 23.01.2012 um 20:35 Uhr (Zitieren)
Hab ich heute schon mit meinen Freunden auf Facebook diskutiert. Wir waren empört und würden doch sehr gern wissen, wie eine solche Zahl zustande kommt (zumal sie heute morgen noch meldeten, es seien 10%, jetzt sind es schon 20%?).

Es geht nicht darum, ob manche Menschen besser sind, als andere. Mir geht es darum, danach zu streben, bessere Lösungen für Probleme zu finden, an denen andere gescheitert sind.

"Über allen Tugenden steht eines:
Das beständige Streben nach oben, das Ringen mit sich selbst, das unersättliche Verlangen nach größerer Reinheit, Weisheit, Güte, Liebe." (Goethe)
 
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