Das Projekt eines Petrifizierung der Erde (586 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 25.01.2012 um 19:54 Uhr (Zitieren)
[Quelle: Ulrich Horstmann, Das Untier. Konturen einer Philosophie der Menschenflucht. Wien/Berlin ³1983, S. 110 f. - inzwischen mehrfach neu aufgelegt]
Zum Diskussionsthema 'Der Bürgerkrieg des Lebendigen" wird das zunächst reichen. Πέγασος hat eine Fundstelle zu weiteren Informationen über Leben & Werk dieses interessanten Autoren, der schroffe Reaktionen provoziert, angegeben.
Die Standardreaktion lautet: "Soll er sich doch umbringen!" Aber (s)ein individueller Suizid löst erkennbar nicht das Problem, von dem Horstmann redet.
Re: Das Projekt einer Petrifizierung der Erde
Γραικίσκος schrieb am 25.01.2012 um 19:57 Uhr (Zitieren)
So natürlich! Die Erde - unbewohnbar wie der Mond.
Re: Das Projekt einer Petrifizierung der Erde
Γραικίσκος schrieb am 25.01.2012 um 20:06 Uhr (Zitieren)
Horstmann gibt dieser seiner ersten berühmt gewordenen Schrift noch das von Blaise Pascal übernommene Motto:
Re: Das Projekt eines Petrifizierung der Erde
ανδρέας schrieb am 25.01.2012 um 20:26 Uhr (Zitieren)
Kein Grund, den Untergang verfrüht vorweg zu nehmen:
[/quote]Epitaph als Epilog
Hier ruhen siebenundzwanzig Jungfrauen aus Stralsund,
Denen ward durch einen Interpreten des Dichters neueste Dichtung kund.
Die hat die empfindsamen Mädchenherzen so sehr begeistert,
Dass auch nicht eine mehr ihr Gefühl gemeistert.
Man hängte sich teils auf, teils ging man in die See.
Nur eine ging zum Dichter selbst. (Und zwar aufs Kanapee.)[/quote]
Klabund (1890-1928)
Re: Das Projekt eines Petrifizierung der Erde
διψαλέος schrieb am 25.01.2012 um 22:59 Uhr (Zitieren)
Heinrich Heine, Die Harzreise
(im Kapitel über Goslar)
:-p
Re: Das Projekt eines Petrifizierung der Erde
Γραικίσκος schrieb am 26.01.2012 um 18:27 Uhr (Zitieren)
Ihr beide reagiert jedenfalls humorvoll-gelassen auf Horstmanns 'Projekt', nicht so erregt, wie ich es oft erlebe.
Re: Das Projekt eines Petrifizierung der Erde
ανδρέας schrieb am 26.01.2012 um 18:42 Uhr (Zitieren)
Das liegt vielleicht daran, dass der Weltuntergang schon so oft vorausgesagt dann aber nicht eingetroffen ist. Hier ein paar Beispiele (die umfangreiche Liste findet sich unten im link):
21.12.2012 soll es lt. Maya-Kalender mal wieder so weit sein.
Γραικίσκος schrieb am 26.01.2012 um 18:47 Uhr (Zitieren)
Das Provokante bei Horstmann liegt ja daran, daß er das Weltende nicht prognostiziert, sondern - um den 'Bürgerkrieg des Lebendigen' zu beenden - als Projekt betreiben will. Bringen wir alle um, damit wir einander nicht weiterhin und ad infinitum umbringen müssen! Ein Ende mit Schrecken statt eines Schreckens ohne Ende:
Re: Das Projekt einer Petrifizierung der Erde
Γραικίσκος schrieb am 26.01.2012 um 18:55 Uhr (Zitieren)
Ich kann ihm freilich in seiner 'Logik' nicht folgen und fasse das als eine Satire auf - analog zu derjenigen Jonathan Swifts, der angesichts der seinerzeitigen Hungersnot in Irland vorgeschlagen hat, Säuglinge zu essen, da ihnen ohnehin nur ein elendes Leben bevorstehe und auf diese Weise wenigstens einige Menschen satt würden.
Re: Das Projekt eines Petrifizierung der Erde
ανδρέας schrieb am 26.01.2012 um 19:04 Uhr (Zitieren)
Horstmann gibt ja keine Anleitung, WIE der Mensch sich ändern soll und WAS genau er tun muss. Kritik ohne Handlungsanleitung verhallt doch eigentlich immer ungehört. Außerdem handelt der Mensch nur unter den Bedingungen der Not. Wenn ein Mensch seine Lebensweise ändern soll, braucht er zunächst einen Herzinfarkt - sonst verlässt er die Komfortzone nie!
Re: Das Projekt einer Petrifizierung der Erde
Γραικίσκος schrieb am 26.01.2012 um 19:08 Uhr (Zitieren)
Das Wie präzisiert er mit
also einem atomaren Overkill. Natürlich hat er eine Ahnung, wie er Politiker dazu bewegen könnte, ihn auszulösen.
Re: Das Projekt eines Petrifizierung der Erde
ανδρέας schrieb am 26.01.2012 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Horstmann gehört wohl zu denen, die das Kind erstmal auf die heiße Herdplatte fassen lassen, damit es merkt, wie weh das tut. Das funktioniert bei Kindern auch. Allerdings ist die Methode auch in satirischer Form zu abschreckend, als dass es die Leute überzeugt. Man kann den Untergang ja nur einmal durchspielen. Da ist kein Lerneffekt mehr zu erzielen. Sein Ansatz ist zu drastisch und zu vage, finde ich.
Re: Das Projekt einer Petrifizierung der Erde
Γραικίσκος schrieb am 26.01.2012 um 19:55 Uhr (Zitieren)