Sokrates und sein Schierlingsbecher (1137 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.02.2012 um 14:56 Uhr (Zitieren)
(Diogenes Laertios; Anthologia Graeca VII 96)
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
διψαλέος schrieb am 03.02.2012 um 19:26 Uhr (Zitieren)
immer so was schweres....
(Irgendwas mit Göttern, Weisheit und Athener, die irgendwas zu Munde nehmen...)
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
ανδρέας schrieb am 03.02.2012 um 19:51 Uhr (Zitieren)
Trinke nun Sokrates, da du bei Zeus bist. Dich hat der Gott wirklich weise genannt und die Weisheit einen Gott. Dir wurde von den Athenern der Schirlingsbecher gegeben, aber sie selbst tranken diesen aus deinem Mund.
... sie haben also ihre eigene Weisheit getötet.
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
διψαλέος schrieb am 04.02.2012 um 02:20 Uhr (Zitieren)
@ανδρέας,
meine Altgriechisch-Kenntnisse sind wirklich erbärmlich...
ich bin schon fast am "Πῖνέ" gescheitert.
Die Vokabeln sind nicht das Problem,
sondern der grammatikalische Zusammenhang.
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
Φιλομαθής schrieb am 04.02.2012 um 15:25 Uhr (Zitieren)
Bemerkenswert ist bei diesem Epigramm vielleicht das ἐν Διός.
Findet hier eine Vermischung der alten mit christlichen Jeseitsvorstellungen statt, indem gesagt wird: als guter Mensch gelangt er ἐν [scil. τῇ οἰκίᾳ] Διός, während die Schlechten ἐν Ἅιδου kommen? (Schließlich gab es bei den Griechen eine derartige Scheidung in Himmel und Hölle ursprünglich nicht.)
Nun kann das natürlich auch als Apotheose des Sokrates verstanden werden, gerade wenn er im folgenden Vers tatsächlich als Gott bezeichnet wird. Allerdings macht ja hier eben nicht der Gott ihn zu einem Gotte, sondern die Weisheit, was wohl heißen mag: wer weise ist, wird ihn göttlich nennen.
(Bei Wikisource lautet die Stelle übrigens etwas anders: ..., καὶ θεὸς ἡ σοφίη. - was dann zu übersetzen wäre: und die Weisheit ist eine Göttin/ist göttlich.)
Eine weitere Frage: die Form τεῷ kann ich mit meinem rudimentären Griechisch einfach nicht bestimmen. Hier bitte ich um Rat ...
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
Γραικίσκος schrieb am 04.02.2012 um 15:42 Uhr (Zitieren)
θεὸν ist eine Verbesserung des Herausgebers gegenüber θεὸς in der Überlieferung von Diogenes Laertios.
Ich benutze die Edition von Hermann Beckby.
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
Γραικίσκος schrieb am 04.02.2012 um 15:48 Uhr (Zitieren)
τεός, ή, όν: episch und ionisch für σός (dein)
Dorisch: τεός, ά, όν
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
Φιλομαθής schrieb am 04.02.2012 um 19:18 Uhr (Zitieren)
Danke schön! Dann werde ich mich wohl erst einmal in die epische Formenlehre vertiefen ...
Existieren eigentlich kurze Darstellungen der dorischen, lesbischen etc. Formen, die man für das Lesen von Lyrik benötigt? Oder kommt man da um Schwyzer-Debrunner nicht herum?
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
Φιλομαθής schrieb am 04.02.2012 um 21:56 Uhr (Zitieren)
Die Tradition des Grabepigramms hat übrigens auch in deutscher Sprache beachtliche Kunstwerke hervorgebracht. Etwa folgendes:
ανδρέας schrieb am 03.07.2013 um 19:41 Uhr (Zitieren)
Immerhin ist George nun rehabilitiert!
Wäre er einfach nur eines natürlichen Todes gestorben, würde sich kein Mensch mehr an ihn erinnern.
So etwas ist auch nicht determinierbar! (vgl. anderen Beitrag) Vielleicht hätte er ohne diese überflüssige Hinrichtung danach noch einen Sohn gezeugt, der Präsident der USA geworden wäre. Und der hätte dann die Todesstrafe verboten. Oder er hätte Krieg mit Kanada angefangen und das hätte dann auf Europa übergegriffen, weil die Engländer beleidigt gewesen wären. usw.
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
Γραικίσκος schrieb am 03.07.2013 um 20:28 Uhr (Zitieren)
Ach, dieses Grabmal ist rührend!
Re: Sokrates und sein Schierlingsbecher
διψαλέος schrieb am 03.07.2013 um 21:38 Uhr (Zitieren)
Man kann Hinrichtungen auch mit sportlichen Aktivitäten verbinden: