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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die große Streitstelle (349 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 08.02.2012 um 13:36 Uhr (Zitieren)
Πᾶσα ψυχὴ ἐξουσίαις ὑρερεχούσαις. οὐ γὰρ ἔστιν ἐξουσία εἰ μὴ ὑπὸ θεοῦ, αἱ δὲ οὖσαι ὑπὸ θεοῦ τεταγμέναι εἰσίν.

(Römer 13, 1 f.)
Darauf hat sich Martin Luther gegenüber den sich auflehnenden Bauern berufen, und noch die Widerstandskämpfer gegen Hitler, soweit sie christlich waren, hatten dank dieser Aussage Skrupel.
Aber welchen Sinn sollte diese Ansicht im Zeitalter Hitlers und Stalins noch haben?
Re: Die große Streitstelle
Φιλομαθής schrieb am 08.02.2012 um 15:02 Uhr (Zitieren)
Dieses Argument: οὐ γὰρ ἔστιν ἐξουσία εἰ μὴ ὑπὸ θεοῦ greift zu kurz, möchte man Paulus entgegnen. Wenn man den Glauben vertritt, dass die Weltordnung ein Ausfluss des göttlichen Willens ist, dann ist natürlich der Umstürzler nicht weniger ein διάκονος θεοῦ als die amtierende Herrschaft.
Re: Die große Streitstelle
Γραικίσκος schrieb am 08.02.2012 um 15:07 Uhr (Zitieren)
Für Paulus steht Gott offensichtlich eher auf der Seite der Ordnung als des Umsturzes. Er - Paulus - hat möglicherweise nicht bedacht, daß die Ordnung manchmal nur eine 'Ordnung' ist.
Ähnlich (ähnlich irrig) ist ja für Thomas Hobbes der Souverän allemal besser als ein als bellum omnium contra omnes gedeuteter Bürgerkrieg.
Re: Die große Streitstelle
Γραικίσκος schrieb am 08.02.2012 um 15:14 Uhr (Zitieren)
Paulus eschatologisch zu deuten ("Angesichts des nahen Weltendes kommt es ja eh nicht drauf an"), dafür sehe ich vom Kontext her keine Möglichkeit.
Re: Die große Streitstelle
ανδρέας schrieb am 08.02.2012 um 18:03 Uhr (Zitieren)

Paulus Obrigkeitsverständnis akzeptiert jede Ordnung als eine von Gott gewollte. Damit ist sein Verständnis nach innen gewandt. Was aber sagt er, wenn ein Staat diktatorischer Ordnung versucht, diese Obrigkeitsform einem benachbarten Staat demokratischer Ordnung aufzuzwingen. Dann konkurrieren zwei Staaten unterschiedlicher Ordnungsprinzipien sozusagen um die Gunst Gottes. Der Untertan hat also keine eigene Beurteilung anzustellen und sich loyal den Anweisungen der eigenen Regierung zu beugen, wissend, dass die Leute in dem anderen Staat ebenso loyal und mit Billigung Gottes ihrer Obrigkeit folgen. Das ist logisch nur dann möglich, wenn dem Christen die diesseitige Welt unwichtig ist. Daraus kann der Herrscher ableiten, dass er irdisch gesehen, frei walten kann, denn er ist den Untertanen keinerlei Rechenschaft schuldig. Paulus kennt also keine christlich vorgegebene irdische Ordnungsform.
Re: Die große Streitstelle
διψαλέος schrieb am 08.02.2012 um 18:23 Uhr (Zitieren)
ανδρέας schrieb am 08.02.2012 um 18:03 Uhr:

Paulus Obrigkeitsverständnis akzeptiert jede Ordnung als eine von Gott gewollte.

Und wie!
Er bestand, der Überlieferung nach, ja auf sein "Römisches Bürgerrecht": Hinrichtung durch das Schwert
(was als "ehrenwert" galt, im Gegensatz zu einer Kreuzigung, eine Strafe für Sklaven und andere "Untermenschen")
Re: Die große Streitstelle
ανδρέας schrieb am 08.02.2012 um 18:37 Uhr (Zitieren)

Ja, διψαλέος, das "Römische Bürgerrecht" war heilig. Cicero überzeugte in seinen Reden wohl nicht nur, weil er Verres als Plünderer der Provinz Siziliens überführte, sondern auch deshalb, weil Verres den römischen Bürger Gavius kreuzigen ließ.
Für Habgier hatte man wohl noch ein gewisses Verständnis, zumal die Sizilier wenig Sympathie hatten, aber der Bruch der Bürgerrechtes war zu schändlich. Wie mag Paulus wirklich zu den nichtrömischen Glaubensgenossen gestanden haben? Er verzichtete nicht auf seinen Status. Konsequent solidarisch war das nicht, denke ich.
 
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