Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Achsenzeit vs. Spätantike (468 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 09.02.2012 um 18:41 Uhr (Zitieren)
Im Gegensatz zu Karl Jaspers' Auffassung, die 'Achsenzeit' des 1. Jahrtausends v.u.Z. habe den späteren europäischen Menschen bestimmt, also klassische Antike und Hellenismus, vertritt Guy Stroumsa, Professor für Vergleichende Religionswissenschaft in Jerusalem und Oxford, den Standpunkt, es sei dies der Spätantike zu verdanken.
Stroumsa sieht fünf entscheidende & prägende Neuerungen:
1. die Verinnerlichung der Religion und die damit verbundene "Sorge um sich selbst",
2. die Wende von der Kult- zur Buchreligion,
3. das Ende des Opferkults (das u.a. dem Mithras-Kult den Garaus machte),
4. die Entstehung der "kommunitären Religion", d.h. die Wende von der politischen zur religiösen Gemeinschaft, zur Kirche als einer Organisationsform sui generis,
5. die Heraufkunft des geistlichen Führers, eines Typs, den die heidnische Antike nicht kannte.
Das Buch wird in der heutigen FAZ von Jan Assmann rezensiert.
Stroumsa sieht fünf entscheidende & prägende Neuerungen:
1. die Verinnerlichung der Religion und die damit verbundene "Sorge um sich selbst",
2. die Wende von der Kult- zur Buchreligion,
3. das Ende des Opferkults (das u.a. dem Mithras-Kult den Garaus machte),
4. die Entstehung der "kommunitären Religion", d.h. die Wende von der politischen zur religiösen Gemeinschaft, zur Kirche als einer Organisationsform sui generis,
5. die Heraufkunft des geistlichen Führers, eines Typs, den die heidnische Antike nicht kannte.
Das Buch wird in der heutigen FAZ von Jan Assmann rezensiert.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
Γραικίσκος schrieb am 09.02.2012 um 19:12 Uhr (Zitieren)
Hinzu kommen noch:
- der Wandel des Gottesbegriffs vom Poly- zum Monotheismus und
- die Wende von der Immanenz zur Transzendenz des Heiligen.
Aber für den wichtigsten Aspekt hält Stroumsa das Ende der (blutigen) Opfer und die damit verbundene Sehnsucht nach Vergeistigung, die Idee der θυσία λογική durch Gebet und Hymnus.
- der Wandel des Gottesbegriffs vom Poly- zum Monotheismus und
- die Wende von der Immanenz zur Transzendenz des Heiligen.
Aber für den wichtigsten Aspekt hält Stroumsa das Ende der (blutigen) Opfer und die damit verbundene Sehnsucht nach Vergeistigung, die Idee der θυσία λογική durch Gebet und Hymnus.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
Γραικίσκος schrieb am 11.03.2012 um 12:37 Uhr (Zitieren)
Das Buch ist heute erneut (in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung) rezensiert worden.
Anscheinend handelt es sich um einen großen Wurf.
Anscheinend handelt es sich um einen großen Wurf.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
διψαλέος schrieb am 11.03.2012 um 17:20 Uhr (Zitieren)
ich meine, ohne Strouma jetzt näher zu kennen,
die von Dir aufgeführten Argumente greifen zu kurz:
Es wird doch immer "Abraham" als Beleg aufgeführt:
Hinwendung zum Monotheismus,
Abkehr vom Menschenopfer,
"kommunitiver" Gottesdienst,
usw.
Wenn auch "Abraham" vielleicht keine historisch fassbare Persönlichkeit sein mag,
so berufen sich doch die drei monotheistischen Weltreligionen auf ihn als "Gründervater".
Und "Abraham" wird weit vor der Antike gezeitet.
die von Dir aufgeführten Argumente greifen zu kurz:
Es wird doch immer "Abraham" als Beleg aufgeführt:
Hinwendung zum Monotheismus,
Abkehr vom Menschenopfer,
"kommunitiver" Gottesdienst,
usw.
Wenn auch "Abraham" vielleicht keine historisch fassbare Persönlichkeit sein mag,
so berufen sich doch die drei monotheistischen Weltreligionen auf ihn als "Gründervater".
Und "Abraham" wird weit vor der Antike gezeitet.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
Γραικίσκος schrieb am 11.03.2012 um 17:24 Uhr (Zitieren)
Aber wann hat sich das flächendeckend durchgesetzt, was Stroumsa erwähnt?
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
διψαλέος schrieb am 11.03.2012 um 17:31 Uhr (Zitieren)
"flächendeckend"?
zu unserer Schulzeit hat es noch alle menschlichen Kulturstufen gegeben, nebeneinander.
(Vielleicht gibt es noch im Amazonasgebiet
Völkerschaften, die über die Zählung mehr als "zwei" nicht hinausgekommen sind..)
Aber "flächendeckend" ist nur aus einer bestimmten Sichtweise her anschaulich.
zu unserer Schulzeit hat es noch alle menschlichen Kulturstufen gegeben, nebeneinander.
(Vielleicht gibt es noch im Amazonasgebiet
Völkerschaften, die über die Zählung mehr als "zwei" nicht hinausgekommen sind..)
Aber "flächendeckend" ist nur aus einer bestimmten Sichtweise her anschaulich.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
Γραικίσκος schrieb am 11.03.2012 um 17:37 Uhr (Zitieren)
Ich meine natürlich den Mittelmeerraum. Judentum und Christentum waren dort ja bis zur Spätantike kleine Minderheiten.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
διψαλέος schrieb am 11.03.2012 um 18:44 Uhr (Zitieren)
In der "οἰκουμένη" herrschte ja eine erstaunliche Religionsfreiheit.
Erst in der späteren Kaiserzeit trat sowas wie ein verpflichtender "Staatskult" auf.
Auch daher treffen m.M. nach die Thesen Stroumsas so nicht zu.
Erst in der späteren Kaiserzeit trat sowas wie ein verpflichtender "Staatskult" auf.
Auch daher treffen m.M. nach die Thesen Stroumsas so nicht zu.
Re: Achsenzeit vs. Spätantike
Σαπφώ schrieb am 11.03.2012 um 19:07 Uhr (Zitieren)
Wenn der Herr Professor in Jerusalem und Oxford ist, ist es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass er irgendwas schreibt, was offensichtlich Unsinn ist. Es ist doch irgendwie logisch, dass die Spätantike unserer Religion mehr gibt als das klassische Altertum, dafür brauchen wir keinen Professor. Die Prägung der Antike bezieht sich doch auf ganz andere Bereiche wie Politik, Staatenwesen, Geschichtsauffassung, Rechtswesen, Literatur, Philisophie etc.
