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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die verhängnisvolle Wirkung exaltierter Köpfe (345 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.02.2012 um 10:41 Uhr (Zitieren)
Man zieht meist das Beispiel der beiden Gracchen aus der Römischen Geschichte an, um die verderbliche Wirkung exaltirter Köpfe auf gesunde und friedliche Volksmassen zu illustriren. Aber man braucht nicht soweit zurück zu gehen, und Zweitperjoden zum Vergleich heranzuziehen, bezüglich deren es fraglich ist, ob der allmächtige Gott, der jetzt so sichtbar das deutsche Volk leitet, schon damals wirklich die Geschike solcher Völker in der Hand hatte. Es ist ja richtig, das Beispiel der Gracchen ist außerordentlich instruktiv; und es war ein Glük, dass der eine dieser Brüder, die immer "dem Volk Brod geben" wollten, rechtzeitig mit dem Stuhlbein erschlagen wurde, und der Andere in Erkentnis seiner furchtbaren Schuld sich rechtzeitig selbst den Tot gab. Aber wieviel unnüzes Blut wurde trotzdem wegen dieser exaltirter Köpfe vergossen, und wie wurde die von Gott eingesezte Regierung in stete Sorge um ihre eigene Existenz gestürzt! Hätten die Römer einen unserer heutigen Formale-ausfüllenden Gerichts-Ärzte zur Seite gehabt, oder eines der vortreflichen unserer heutigen psichjatrischen Lehrbücher in Latein vor sich gehabt, dann wäre schon gegen den älteren Gracchus ein Haft-Formular ausgefült, und mit Hülfe eines zweiten Formulars, welches die "Gemeingefährlichkeit wegen unheilbarer Geisteskrankheit" konstatirt, seine Überführung in eine staatlich geleitete Irrenanstalt perfekzionirt worden.

(Oskar Panizza, 1921 in einer bayerischen 'psichjatrischen' Heilanstalt gestorben: Psychopathia Criminalis (1898). München ²1985, S. 37 f.)

Oskar Panizza ist u.a. Autor des von Werner Schroeter verfilmten Dramas "Das Liebeskonzil", für das er wegen Gotteslästerung verurteilt worden ist.
Re: Die verhängnisvolle Wirkung exaltierter Köpfe
ανδρέας schrieb am 10.02.2012 um 18:42 Uhr (Zitieren)

Ist jemand exaltiert oder genial, radikal, progressiv oder debil.
Da sind die Grenzen manchmal fließend.
Gandhis Ideen empfand man sicher auch schrullig bis verschroben, wenn man ein Engländer war. Am Ende hat er die meisten wohl überzeugt. Einer von den Unüberzeugten hat ihn zwar erschossen, aber seine Idee lebt noch. In der Sowjetunion hätte man ihn sicher zeitig in eine Nervenheilanstalt gesteckt.
Was hätte ein genialer Psychiater im Kreml Gutes bewirken können ... schade , schade.
 
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